Einfluss der Virtual-Reality-Ablenkung auf Schmerzen, Angst und Cortisolspiegel bei transfemoraler Transkatheter-Aortenklappen-Implantation

Majid Ahsan (Essen)1, R. A. Janosi (Essen)1, A. Haddad (Essen)2, M. Kamler (Essen)3, T. Rassaf (Essen)1, A. Lind (Essen)1

1Universitätsklinikum Essen Klinik für Kardiologie und Angiologie Essen, Deutschland; 2Universitätsklinikum Essen Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Essen, Deutschland; 3Universitätsklinikum Essen Klinik für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie Essen, Deutschland

 

Hintergrund:

Die hochgradige Aortenklappenstenose (AS) betrifft im achten Lebensjahrzehnt bis zu 10% der Bevölkerung. Die transfemorale Aortenklappenimplantation (TAVI) hat sich als minimalinvasive Behandlung für diese Patienten etabliert und wird zunehmend unter lokaler Anästhesie durchgeführt. Eine Herausforderung bleiben Angst und periinterventionelle Schmerzen während der TAVI-Prozedur. Virtuelle Realität (VR) hat sich als wirksame nicht-pharmakologische Intervention zur Schmerzlinderung und Angstbewältigung bewährt. Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen von VR-Interventionen auf die Reduktion von Angst und Cortisolspiegeln als Marker für Stressreaktion bei TAVI-Patienten zu untersuchen.

 

Methoden:

In dieser randomisierten Studie wurden 128 TAVI-Patienten von Juni 2022 bis Juni 2023 eingeschlossen. Die Patienten wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt: Die Interventionsgruppe (VR-Gruppe), die während des Eingriffs HappyMed® VR-Brillen trug, und die Kontrollgruppe ohne VR-Brille. Die Angstniveaus wurden mithilfe des STAI-Fragebogens und Schmerzen auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet. Die wahrgenommene Eingriffsdauer wurde erfasst. Die Cortisolspiegel wurden zu verschiedenen Zeitpunkten gemessen; darunter: Basis (Cortisolwerte um 8 Uhr einen Tag vor dem Eingriff), -15 Minuten (nach Anlage eines arteriellen Zugangs), 0 Minuten (während der Leistenpunktion), +30 Minuten (nach Implantation der Aortenklappe), +60 Minuten (auf der Überwachungsstation) und 23 Uhr (am Tag des Eingriffs um 23 Uhr). Die Daten wurden mittels t-Tests und Mann-Whitney-U-Tests analysiert.

 

Ergebnisse:

Vor der Intervention gab es keine signifikanten Unterschiede in den Angstwerten zwischen der VR-Gruppe und der Kontrollgruppe (40,9 ± 12,2 vs. 44,1 ± 14,8, p = 0,18). Während des Eingriffs zeigte die VR-Gruppe signifikant niedrigere Angstniveaus im Vergleich zur Kontrollgruppe (33,2 ± 10,4 vs. 42,2 ± 15,4, p < 0,001). 

In Bezug auf die Schmerzbewertungen wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen beobachtet (3,4 ± 2,8 vs. 3,6 ± 3,3, p = 0,919).

Die wahrgenommene Dauer des Eingriffs war in der VR-Gruppe signifikant kürzer als in der Kontrollgruppe (59 ± 30,6 Minuten vs. 71,8 ± 32,2 Minuten, p = 0,023).

Hinsichtlich der Cortisolspiegel zu den Basiszeitpunkten und -15 Minuten zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen (p = 0,766 bzw. p = 0,815). Die Analyse der periinterventionellen Cortisolspiegel deutete in der VR-Gruppe auf einen Trend zur Reduktion hin, jedoch erreichte dieser Trend keine signifikante Relevanz (Cortisol 0: 519,5 ± 346 vs. 666,1 ± 1293, p = 0,408; Cortisol 30: 686,2 ± 500 vs. 767,4 ± 1019, p = 0,591). Postinterventionell zeigten die Cortisolspiegel in beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede.

Die Komplikationsrate war niedrig und in beiden Gruppen gleich. Ein postinterventionelles Delirium trat bei 10 Patienten auf und zeigte keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

 

Fazit: 

Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Integration der VR-Technologie während der TAVI wirksam zur Reduktion der Angst der Patienten ist und gleichzeitig die empfundene Dauer des Eingriffs verkürzt. Zudem zeigen die Daten eine tendenzielle Reduktion der Cortisolspiegel in der VR-Gruppe. Diese nicht-invasive, kosteneffektive und risikoarme Methode hat das Potenzial, sich zu einem bewährten Instrument zur Angstbewältigung bei Patienten, die TAVI-Eingriffen unterzogen werden zu entwickeln. 

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