Einfluss der Cusp-Overlay Technik auf die postinterventionelle Schrittmacherimplantationsrate und Reizleitungsstörungen bei selbstexpandierender Transkatheter-Aortenklappen-Implantation

Janina Maren Krause (Hamburg)1, F. Meincke (Hamburg)1, S. Hakmi (Hamburg)2, C. Paitazoglou (Lübeck)3, N. Schofer (Hamburg)4, M. W. Bergmann (Hamburg)1

1Asklepios Klinik Altona Kardiologie und Internistische Intensivmedizin Hamburg, Deutschland; 2Asklepios Klinik St. Georg Kardiologie & internistische Intensivmedizin Hamburg, Deutschland; 3Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Medizinische Klinik II / Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin Lübeck, Deutschland; 4Universitäres Herz- und Gefäßzentrum Hamburg Allgemeine und Interventionelle Kardiologie Hamburg, Deutschland

 

Hintergrund: Die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation ist zum Standardverfahren der Therapie der Aortenklappenstenose geworden. Eine häufige Komplikation sind postinterventionelle Reizleitungsstörungen mit Indikation zur Schrittmacherimplantation. Neben nicht modifizierbaren Risikofaktoren stellt sich die Klappenimplantationstiefe als modifizierbarer Faktor heraus. Anhand einer retrospektiven Analyse wird geprüft ob die Cusp-Overlay Technik die Implantationstiefe im linksventrikulären Ausflusstrakt verringert und ein Einfluss auf Reizleitungsstörungen, Schrittmacherimplantationen oder die Regurgitationsrate besteht. 


Methodik: 
Standardmäßig wurde die selbstexpandierende EvolutR und seit verfügbar die EvolutPro Prothese in beiden Gruppen verwendet. In der Vergleichsgruppe (3-Cusp) erfolgte die Implantation von 01/2016 bis 08/2018 unter Verwendung des 3-Cusp-Views. In der Cusp-Overlay Gruppe wurde von 06/2020 bis 10/2021, wenn technisch möglich, die Implantation im Cusp-Overlay-View durchgeführt. Die entsprechende Angulation wurde mittels 3mensio ermittelt und ggf. intraprozedural angepasst. 

 

3-Cusp(n=114)

Cusp-Overlay(n=101)

Euro Score log

18,45%

16,17%

Operationsalter

82,6 Y

82,7 Y

Klappenimplantationstiefe

8,42 mm

7,82 mm

Schrittmacherimplantation

17,5%(20/114)

18,8%(19/101)

Neuer Linksschenkelblock

40,4%(46/114)

25,7%(26/101)

Regurgitation paravalvulär

8,8%(10/114)

1%(1/101)

 

1-Jahres Follow-Up

89,5%(102/114)

93,1%(94/101)

Schrittmacherimplantation

24,5%(25/102)

24,5%(23/94)

 

Ergebnisse: Die Cusp-Overlay Technik konnte bei 81,2% (82/101) erfolgreich angewendet werden. Die mittlere Implantationshöhe nach Freisetzung beträgt in der 3-Cusp Gruppe 8,42mm, in der Cusp-Overlay Gruppe 7,82 mm. Hinsichtlich der Operationszeit, Kontrastmittelmenge und Strahlenbelastung zeigten sich keine relevanten Unterschiede. In der Cusp-Overlay Gruppe erfolgten mehr Prädilatationen mit 70,3% (71/101) vs. 49,1% (56/114). Postinterventionell zeigten 19,3% (22/114) in der 3-Cusp vs. 20,8% (21/101) in der Cusp-Overlay Gruppe einen AV Block III. Insgesamt kam es aufgrund hochgradiger Reizleitungsstörungen zu 17,5% (20/114) vs. 18,8% (19/101) Schrittmacherimplantationen. In der Cusp-Overlay Gruppe zeigten sich weniger neu aufgetretene Linksschenkelblöcke 25,7% (26/101) vs. 40,4% (46/114) und weniger paravalvuläre Regurgitation 1% (1/101) vs. 8,8% (10/114). 

Im 1-Jahres Follow-Up zeigt sich eine etwas geringere Mortalität in der Cusp-Overlay Gruppe mit 13,8% (13/94) vs. 16,7% (17/102), während die Schlaganfallrate in der 3-Cusp Gruppe mit 9,8% (10/102) vs. 13,8% (13/94) etwas geringer ist. Die kardiovaskuläre Rehospitalisierungrate ist mit 23,4% (22/94) vs. 30,4% (31/102) in der Cusp-Overlay Gruppe niedriger. Hinsichtlich der Schrittmacherimplantationen ergibt sich nach 1 Jahr kein Unterschied. 

 

Diskussion: Die Cusp-Overlay Technik führte zu einer geringeren Implantationstiefe der Klappenprothesen mit einer geringeren Rate an postinterventionellen Linksschenkelblöcken, jedoch ohne Einfluss auf die Schrittmacherimplantationsrate sowohl postinterventionell als auch 1 Jahr nach TAVI zu haben. 

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