Myokardiale Funktionsanalyse und Gewebedifferenzierung bei Post-COVID-19 Syndrom mittels kardiovaskulärer Magnetresonanztomographie – Ergebnisse aus Langzeitdaten

Jan Wolfgang Gröschel (Berlin)1, L. Grassow (Berlin)1, P. van Dijck (Berlin)1, Y. Bhoyroo (Berlin)2, E. Blaszczyk (Berlin)1, J. Schulz-Menger (Berlin)1

1Charité - Universitätsmedizin Berlin Experimental & Clinical Research Center (ECRC) Berlin, Deutschland; 2HELIOS Klinikum Berlin-Buch Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Nephrologie Berlin, Deutschland

 

Hintergrund:

Myokardiale Gewebeveränderungen bei Patient*innen mit Post-COVID-19-Syndrom (PCS) sind oft subtil und leicht ausgeprägt (1). Die Berichte variieren hinsichtlich der Prävalenz nicht-ischämischer und ischämischer Schädigungen sowie des Ausmaßes der einer myokardialen Entzündung (2,3). Die genaue Bedeutung dieser Myokardveränderungen ist noch nicht vollständig geklärt. Ziel dieser Studie war es, den Verlauf der myokardialen Veränderungen bei PCS-Patient*innen durch Langzeit Follow-ups (FU) mittels kardiovaskulärer Magnetresonanztomographie (CMR) zu beschreiben.

Methoden

Eine Kohorte symptomatischer Patient*innen mit PCS aus unserer Ambulanz und leichten myokardialen Veränderungen in der Baseline CMR (N=6 mit eingeschränkter links- oder rechtsventrikulärer Funktion (LV bzw. RV), N=14 mit erhöhten T1-Zeiten; N=4 mit erhöhten T2-Zeiten, N=20 mit fokalen Narben) erhielt ein FU-CMR (4). Alle Scans wurden auf einem 1,5T-Scanner (Siemens) mit einem Scan-Protokoll durchgeführt, das Cine-Bilder in der langen und kurzen Achse (SAX) zur Beurteilung der Herzfunktion und -deformation sowie natives T1- und T2-Mapping zum Nachweis einer diffusen Fibrose bzw. einer Entzündung/eines Ödems umfasste. Die Baseline CMRs wurden im Median (IQR) 155 (70-239) Tage nach der akuten Infektion durchgeführt, die FUs 347 (167-651) Tage nach der ersten Diagnose und 155 (56-440) Tage nach der Baseline Untersuchung. Die Analyse erfolgte mit CVI42. Eine Post-hoc-Analyse wurde in einer Untergruppe auf der Grundlage der Veränderung des LV-Schlagvolumens (SV) zwischen den Scans durchgeführt.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 44 Patient*innen (Alter 46 (37-56) Jahre, 33 Frauen, Body-Mass-Index 24,8 (22,1-27,4)) nachbeobachtet. Eine signifikante Verbesserung der Funktionsparameter wurde beim LV-SV (Mittelwert ± SD: Baseline 87,1 ± 24,3 vs. FU 89,2 ± 19,6 ml; p=0,045) sowie bei den globalen radialen und zirkumferentiellen Deformationsindizes mit positiven Trends bei der LV-Ejektionsfraktion und dem enddiastolischen Volumen festgestellt. (Tabelle 1 und Abbildung 1). Die T1- oder T2-Analyse ergab keine Veränderungen (Tabelle 1). Insgesamt wiesen N=17 Patient*innen (5 mit einer Abnahme und 12 mit einer Zunahme) eine Veränderung des LV-SV von >10 % auf (Abbildung 2A). Beim Vergleich der Ausgangsvariablen zwischen diesen Untergruppen war nur der globale longitudinale Strain (GLS) signifikant unterschiedlich. Interessanterweise hatten Patient*innen mit einer Verbesserung der LV-SV >10% in den FU-CMRs die niedrigste GLS in den Baseline Untersuchungen ((Median (IQR) Patienten mit einer Veränderung <10% der LV-SV -18,9% (-19,7-(-17,4) vs. Abnahme >10% der LV-SV -19,3% (-21,1-(-16,5) vs. Zunahme >10% der LV-SV -16,8% (-18,5-(-15,2); p=0,035) (Abbildung 2B). Während der FU-Untersuchung wurden signifikant niedrigere Blutdrücke gemessen, ohne dass sich die Herzfrequenz veränderte.

Zusammenfassung:

Patient*innen mit PCS mit leichten Veränderungen im CMR sind ein häufig anzutreffendes diagnostisches und therapeutisches Problem in kardiologischen Ambulanzen. Ohne messbare Veränderungen der Gewebeparameter verbesserten sich die Funktions- und Deformationsindizes während des FU. Insbesondere die LV-SV könnte ein positives Remodeling früher erfassen und sich als nützlicher Marker in FUs erweisen, wobei größere Studien erforderlich sind, um die Relevanz dieser Befunde zu ermitteln. Die Normalisierung des Blutdrucks könnte eine wichtige Rolle spielen.











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