Myokardnarbenmuster nach milder SAR-CoV-2 Infektion

Ersin Cavus (Hamburg)1, J. N. Albrecht (Hamburg)1, E. di Carluccio (Hamburg)1, A. Ziegler (Hamburg)1, A. Haack (Hamburg)1, F. M. Ojeda (Hamburg)1, C. Chevalier (Hamburg)1, C. M. Jahnke (Hamburg)1, K. A. Riedl (Hamburg)1, J. Erley (Hamburg)2, R. Twerenbold (Hamburg)1, P. Kirchhof (Hamburg)1, S. Blankenberg (Hamburg)1, G. Adam (Hamburg)2, G. K. Lund (Hamburg)2, E. Tahir (Hamburg)2, K. Müllerleile (Hamburg)3

1Universitäres Herz- und Gefäßzentrum Hamburg Klinik für Kardiologie Hamburg, Deutschland; 2Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf Klinik für Allgemeine und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin Hamburg, Deutschland; 3Kardiologische Praxis Orchideenstieg Hamburg, Deutschland

 

Hintergrund

Eine SARS-CoV-2 Infektion kann mit einer myokardialen Inflammation und myokardialen Narbenbildung einhergehen. Bisher ist es jedoch unklar, ob ein „covid-spezifisches“ Narbenmuster existiert. Die vorliegende Studie hat in der populations-basierten Hamburg City Health Study (HCHS) Individuen nach milder, primär nicht-hospitalisierender SARS-CoV-2 Infektion mittels kardialer Magnetresonanztomographie (CMR) untersucht. 

Methoden 

Die Studienpopulation bestand aus 444 Individuen nach milder, primär nicht-hospitalisierender SARS-CoV-2 Infektion (Infektion zwischen 01.03. und 31.12.2020) und 1328 gematchten Kontrollen (HSHS-Teilnehmer vor der Corona-Pandemie aus den Jahren 2016 bis 2018). Alle Teilnehmer im Covid-Arm mit bekannter koronarer Herzerkrankung oder Myokarditis in der Vorgeschichte wurden ausgeschlossen. Hiernach standen für 91 Teilnehmer nach SARS-CoV-2 Infektion und 188 gematchte Kontrollen CMR Daten zur Verfügung. Die CMR wurde an einem 3 Tesla Scanner durchgeführt (MAGNETOMTM Skyra, Siemens Healthcare, Erlangen, Germany) und beinhaltete Late-Gadolinium-Enhancement (LGE) sowie myokardiale T1 und T2 Sequenzen. Die CMR wurde im Median 320 [280; 350] Tage nach SARS-CoV-2 Infektion durchgeführt. LGE-Muster wurden sowohl anhand der 16-American Heart Association-Segmente (AHA) als auch detailliert nach bereits etablierter Methodik klassifiziert [1]. 

Ergebnisse

Ein nicht-ischämisches Myokardmuster fand sich in 35% der Individuen nach SARS-CoV-2 Infektion (medianes Alter 56 [52; 62] Jahre, 45% weiblich) und in 30% der Kontrollen (OR 1.31; 95%KI: 0.76-2.30, p=0.34). Das Narbenverteilungsmuster war ähnlich in beiden Gruppen und wurde hauptsächlich als „midwall“ (84% der Individuen nach SARS-CoV-2 Infektion und 75% der Kontrollen) klassifiziert und überwiegend in Segment V (infero-lateral, basal) lokalisiert (66% der Individuen nach SARS-CoV-2 Infektion und 79% der Kontrollen) (Abbildung 1). Eine „major“-Narbe, also ein Befund vereinbar mit einer nicht-ischämischen Kardiomyopathie oder Myokarditis, fand sich in 25 vs. 19% und 13 vs. 21% der Teilnehmer. Das Risiko, nach SARS-CoV-2 Infektion eine Myokardnarbe zu haben, die mit einer Myokarditis vereinbar ist, war nicht erhöht (OR=5.50; 95%KI: 0.35–86.88; p=0.23 für ein “midwall ”-Muster; OR=0.53; 95%KI: 0.15–1.84; p=0.32 für eine “infero-lateral, basal” Lokalisation).

Zusammenfassung

Eine milde, primär nicht-hospitalisierende Infektion mit SARS-CoV-2 ging in dieser populations-basierten Studie nicht mit einem erhöhten Risiko für eine Myokardnarbe einher. Des Weiteren fand sich kein „Covid-spezifisches“ myokardiales Narbenmuster. Daher sollte bei Nachweis einer nicht-ischämischen myokardialen Narbe auch an Covid-unabhängige Ursachen gedacht werden.   

Abbildung 1: Segmentale Verteilung myokardialer Narben anhand der AHA Segmente


Angegeben sind absolute Werte und der Anteil in Prozent.  AHA, American Heart Association.  

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