Lebensqualität und psychologische Aspekte bei Therapie mit einem linksventrikulären Assist Device (LVAD)

Merle Lea Sindermann (Münster)1, H. Welp (Münster)2, H. Günes (Münster)1, B. Dahrmann (Münster)3, M. Scherer (Münster)2, J. Sindermann (Münster)1

1Universitätsklinikum Münster Interdisziplinäre Sektion Herzinsuffizienz Münster, Deutschland; 2Universitätsklinikum Münster Klinik für Herzchirurgie Münster, Deutschland; 3Universitätsklinikum Münster Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie Münster, Deutschland

 

Einleitung:
Die chronische Herzinsuffizienz geht mit schlechter Prognose und eingeschränkter Lebensqualität einher. Im Stadium der fortgeschrittenen Herzinsuffizienz stellt die Versorgung mit einem Kreislaufunterstützungssystem (Left ventricular assist device / LVAD) eine wichtige Option als Überbrückungsmaßnahme „bridge to transplant“ oder „bridge to decision“ oder als Dauertherapie „destination therapy“ dar. Neben klassisch hämodynamischen Kriterien für die Implantation eines Kreislaufunterstützungssystems sollte die präoperative gesundheitsbezogene Lebensqualität in die Indikationsstellung einbezogen werden. Dieses setzt eine strukturierte Einordnung der Lebensqualitätsfaktoren vor und nach Implantation eines LVAD voraus. 
 
Methoden:
In dieser Single Center Querschnittsstudie wurde bei 50 ambulanten Patienten mit einem LVAD (continuous flow pump) die Lebensqualität im Vergleich zu Patienten mit optimaler medikamentöser Therapie auf der Warteliste zur Herztransplantation verglichen. Es waren zum Untersuchungszeitpunkt 56% dieser Patienten länger als 1 Jahr am LVAD-System. Die Analyse erfolge mittels Kansas City Cardiomyopathy Questionaire (KCCQ) und Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D). Darüber hinaus wurden in einer nachfolgenden Analyse 44 mit einem LVAD versorgte ambulante Patienten mittels HADS-D und SF-12 Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie mittels subjektiver Lebensqualitätseinordnung (Skala von 0-10) hinsichtlich ihrer Lebensqualität unter körperlicher und psychischer Dimension untersucht.
 
Ergebnisse:
Patienten mit LVAD-Therapie erreichten im Vergleich zur medikamentösen Therapie die bessere allgemeine Lebensqualität (HADS-D 5,96 versus 7,12; p<0,05; Summenwert aus Depression und Angst 13,68 vs. 15,28). Dieses war insbesondere auf eine geringere psychische Belastung durch geringere Depressivität im Vergleich zu Patienten unter alleiniger medikamentöser Therapie zurückzuführen. Darüber hinaus konnte in einer weitergehenden Analyse gezeigt werden, dass Patienten unter LVAD-Therapie einen Scorewert von durchschnittlich 6,55 für ihre subjektiv empfundene Lebensqualität angaben. Diese LVAD-Patienten wiesen eine körperliche Summenskala (KSK) von 39,17 und eine psychische Summenskala (PSK) von 51,23 auf. Dabei zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Lebensqualität und Angstsummenscore (p<0,01),  Depressionssummenscore (p<0,01), KSK (p<0,01) und PSK (p<0,01). 
 
Diskussion:
Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit LVAD eine signifikant bessere Lebensqualität in den psychischen Dimensionen und funktionalen Kompetenzen und weniger psychische Belastung durch Depressivität und Angst im Vergleich zu alleiniger medikamentöser Therapie haben. Eine Einordnung der Ergebnisse mit Daten aus der Literatur zeigt, dass die hier erhobenen Werte für Angst und Depression sich geringfügig schlechter darstellen als die Durchschnittswerte für ein Normkollektiv in Deutschland. Die Werte liegen auf vergleichbarem Niveau wie die für Überlebende von kolo-rektalen Malignomen, aber erheblich besser als solche für Patienten mit chronischem Schmerzsyndrom. Die Ergebnisse unserer Studie belegen einerseits, dass bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz die Versorgung mit einem LVAD zu einer deutlichen Besserung des psychischen und körperlichen Befindens führen kann und andererseits, dass bei Indikationsstellung zum LVAD ein multidisziplinärer medizinisch-psychologischer Ansatz verfolgt werden sollte.
 
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