Der Einfluss des Prädiabetes und Diabetes mellitus Typ 2 auf die linksventrikuläre Funktion in der Allgemeinbevölkerung

Volker Hubert Schmitt (Mainz)1, A.-M. Billaudelle (Mainz)2, A. Schulz (Mainz)2, K. Keller (Mainz)1, O. Hahad (Mainz)1, S.-O. Tröbs (Mainz)1, A. Leuschner (Mainz)1, T. Koeck (Mainz)2, M. Michal (Mainz)3, A. Schuster (Mainz)4, M. Müller-Nurasyid (Mainz)5, K. Lackner (Mainz)6, P. Lurz (Mainz)1, J. Prochaska (Mainz)2, T. Münzel (Mainz)1, P. S. Wild (Mainz)2

1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Zentrum für Kardiologie Mainz, Deutschland; 2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Präventive Kardiologie und Präventive Medizin, Zentrum für Kardiologie Mainz, Deutschland; 3Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Mainz, Deutschland; 4Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Augenklinik und Poliklinik Mainz, Deutschland; 5Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) Mainz, Deutschland; 6Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin Mainz, Deutschland

 

Einleitung: Prädiabetes and Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) repräsentieren Risikofaktoren für die Entwicklung oder Progredienz einer Herzinsuffizienz (HI). Die Auswirkung des Prädiabetes und DM2 auf eine linkventrikuläre Funktionsstörung sowie deren Einfluss auf die klinischen Folgen in der Allgemeinbevölkerung sind bislang jedoch kaum untersucht. Auch ist wenig bekannt über die Prävalenz des Prädiabetes bei verschiedenen HI-Formen.

Methoden: Die Kohorte der Gutenberg-Gesundheitsstudie (15.010 Teilnehmer im Alter von 35-74 Jahren) wurde anhand klinischer Informationen und des HbA1c in die Subgruppen von Menschen mit Euglykämie, Prädiabetes und DM2 stratifiziert. Als linkventrikuläre Funktionsstörung wurden folgende Phänotypen untersucht: asymptomatische systolische und diastolische Dysfunktion, symptomatische systolische und diastolische Herzinsuffizienz, asymptomatische diastolische Dysfunktion mit erhaltener linksventrikulärer Ejektionsfraktion (EF), asymptomatische diastolische Dysfunktion und reduzierte EF, asymptomatische erhaltene diastolische Funktion und reduzierte EF, symptomatische Herzinsuffizienz mit erhaltener EF (HFpEF) und symptomatische Herzinsuffizienz mit reduzierter EF (HFrEF). Der klinische Verlauf wurde durch ein strukturiertes 5-Jahres-Follow-up evaluiert.

Ergebnisse: 14.870 Individuen wurden in die vorliegende Untersuchung eingeschlossen, davon wiesen 9.426 Menschen eine Euglykämie auf, 4.128 Personen einen Prädiabetes und 1.316 Menschen einen T2DM. Die Prävalenz der linksventrikulären Funktionsstörung nahm vom euglykämen Status (19,6%) über den Prädiabetes (33,3%) zum DM2 (46,8%, p<0,0001) zu. Die Prävalenz der symptomatischen HI war bei Menschen mit diabetischer Stoffwechsellage erhöht (Euglykämie 2,8%, Prädiabetes 5,9%, DM2 11,9%). DM2 war assoziiert mit einer reduzierten EF (β -0,63, 95%KI -0,99 bis -0,26, P=0,00088) und erhöhtem E/E’ (β 0,08, 95%KI 0,06 bis 0,10, P<0,0001), der Prädiabetes ging mit einem erhöhtem E/E’ (β 0,02, 95%KI 0,01 bis 0,03, P=0,0029) einher. Regressionsanalytisch war bei Prädiabetes und DM2 das Risiko erhöht für eine linksventrikuläre Funktionsstörung (Prävalenz Ratio (PR) Prädiabetes: 13%, DM2: 18%), asymptomatische diastolische Dysfunktion mit erhaltener EF (PR Prädiabetes: 14%, DM2: 11%), symptomatische Herzinsuffizienz (PR Prädiabetes: 46%, DM2: 70%) und HFpEF (PR Prädiabetes: 49%, DM2: 82%). Bei Menschen mit Prädiabetes und DM2 war die Gesamtmortalität mit und ohne vorliegende linksventrikuläre Funktionsstörung erhöht, aber nur der DM2 war auch ein Risikofaktor für die kardiovaskuläre Mortalität mit und ohne linksventrikuläre Funktionsstörung. In einem Beobachtungszeitraum von 5 Jahren war DM2 ein unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung einer linksventrikulären Funktionsstörung, asymptomatischen diastolischen Dysfunktion mit reduzierter EF, symptomatischen Herzinsuffizienz und einer HFrEF. Im Gegensatz dazu war ein Prädiabetes kein unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung einer linksventrikulären Funktionsstörung.

Schlussfolgerung: In der Allgemeinbevölkerung konnte eine hohe Prävalenz asymptomatischer linksventrikulärer Funktionsstörungen identifiziert werden. Bei Menschen mit Prädiabetes und DM2 führt eine linksventrikuläre Funktionsstörung zu einer erhöhten Mortalität. Die vorliegende Untersuchung zeigt die Notwendigkeit der Prävention und frühen Detektion einer diabetischen Stoffwechsellage auf, insbesondere im Hinblick auf die hohe Zahl asymptomatischer Betroffener.

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