Gesundheitsbezogene Lebensqualität nach außerklinischem Herzstillstand – Eine TOMAHAWK-Subanalyse

Michelle Roßberg (Leipzig)1, A. Freund (Leipzig)1, I. König (Lübeck)2, M. Vens (Lübeck)2, K. Klinge (Lübeck)3, H. Thiele (Leipzig)1, J. Pöss (Leipzig)1, S. Desch (Leipzig)1

1Herzzentrum Leipzig - Universität Leipzig Klinik für Innere Medizin/Kardiologie Leipzig, Deutschland; 2Universität zu Lübeck Institut für Medizinische Biometrie und Statistik Lübeck, Deutschland; 3Universität zu Lübeck Zentrum für Klinische Studien Lübeck, Deutschland

 

Hintergrund: Die multizentrische randomisierte TOMAHAWK-Studie verglich eine sofortige Koronarangiographie mit einer verzögerten/selektiven Strategie bei 554 erfolgreich reanimierten Patienten mit außerklinischem Herzstillstand („out-of-hospital cardiac arrest“; OHCA) möglicher kardialer Ursache ohne ST-Streckenhebung. Wie im Vorfeld publiziert, unterschieden sich sowohl die 30-Tage- als auch die 1-Jahres-Mortalität nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen. Neben dem reinen Überleben des OHCA-Ereignisses ist für Betroffene und Angehörige die individuelle gesundheitsbezogene Lebensqualität („health-related quality of life“; HRQoL) als wichtiger Ergebnisparameter anzusehen. Daher wurde die HRQoL OHCA-Überlebender der TOMAHAWK-Studie und mögliche Unterschiede in Bezug auf Geschlecht und Alter detailliert untersucht.

Methodik: Die TOMAHAWK-Subanalyse umfasste 169 Patienten ≥ 30 Jahre in Deutschland und Dänemark, die sowohl ein 6- als auch ein 12-Monats-Follow-Up (6M/12M-FU) vollständig absolvierten. Die HRQoL wurde als Patient-Reported Outcome mit einem Fragebogen basierend auf dem EuroQoL-5D-3L (EQ-5D-3L) erfasst. Hierin werden fünf Dimensionen der HRQoL (Mobilität, Selbstversorgung, Alltagsaktivitäten, Schmerzen/körperliche Beschwerden, Angst/Depression) nach drei Leveln (keine/einige/extreme Probleme) bewertet. Aus den Antworten wird unter Anwendung eines länderspezifischen Wertesatzes ein einzelner Zahlenwert, der EQ-5D-Index (0 bis 1; sehr schlecht bis bestmöglich), errechnet. Zusätzlich ist im EQ-5D-3L eine visuelle Analogskala (EQ-VAS) integriert, welche anhand einer Skala von 0 bis 100 (schlechtester bis bester vorstellbarer Gesundheitszustand) eine individuelle Gesamteinschätzung der HRQoL unabhängig von den genannten Kategorien erlaubt.

Ergebnisse:
Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 70 Jahre, 48% waren ≥ 65 Jahre alt ("ältere" Patienten) und 24% waren weiblich. Anhand des EQ-5D-Index gaben sowohl deutsche (6M-FU 0.79 ± 0.23; 12M-FU 0.8 ± 0.25; n = 154) als auch dänische Patienten (6M-FU 0.84 ± 0.18; 12M-FU 0.94 ± 0.13; n = 15) eine gute HRQoL nach OHCA an. Es wurden keine Unterschiede zwischen den Patienten in der Gruppe mit sofortiger Angiographie und denen in der Gruppe mit verzögerter/selektiver Angiographie in Bezug auf die EQ-VAS-Scores sowohl im 6- (70 ± 21 vs. 74 ± 18) als auch im 12-Monats-Follow-Up (72 ± 19 vs. 74 ± 17) festgestellt. Die meisten Patienten gaben Einschränkungen in der Bewältigung von Alltagsaktivitäten (6M-FU 36%; 12M-FU 33%) an; geringere Probleme wurden im Hinblick auf Selbstversorgung (6M-FU 17%; 12M-FU 21%) und Ängste/Depression (6M-FU 30%; 12M-FU 23%) berichtet. Sowohl im 6- als auch im 12-Monats-Follow-Up äußerten Frauen häufiger Schwierigkeiten bei der Selbstversorgung (Frauen 29% vs. Männer 16%), bei Alltagsaktivitäten (Frauen 50% vs. Männer 29%) und in Bezug auf Angst/Depression (Frauen 41% vs. Männer 22%). Ältere Patienten gaben häufiger als jüngere OHCA-Überlebende Limitationen in Mobilität (43% vs. 18%), Selbstversorgung (30% vs. 9%), Alltagsaktivitäten (45% vs. 24%) und durch Schmerzen (41% vs. 23%) an.

Schlussfolgerungen: Insgesamt bewerteten die OHCA-Überlebenden der TOMAHAWK-Studie ihre HRQoL als relativ gut. Die initiale Angiographie-Strategie (sofort vs. verzögert/selektiv) hatte keinen Einfluss auf die verschiedenen Dimensionen der HRQoL. Alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede in der HRQoL nach OHCA sollten versorgungsmedizinisch stärker berücksichtigt werden.

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