https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Universitätsklinikum Freiburg Klinik für Kardiologie und Angiologie, Universitäts-Herzzentrum Freiburg, Deutschland; 2Universitätsklinikum Freiburg Institut für Medizinische Biometrie und Statistik Freiburg, Deutschland
Hintergrund: Es gibt verschiedene Strategien für die Therapie einer lebensbedrohlichen akuten Lungenarterienembolie, einschließlich einer systemischen Lyse oder kathetergestützter Verfahren. Diese Studie möchte den Einsatz verschiedener Behandlungsmodalitäten über die letzten Jahre analysieren.
Methoden: Wir untersuchten Daten aller Patient*innen, die in Deutschland zwischen 2014 und 2022 wegen einer Lungenarterienembolie als Hauptdiagnose (ICD I26) stationär waren. Es erfolgte eine gesonderte Betrachtung der 513.188 Patient*innen, welche mit nur einem Therapieverfahren behandelt wurden. Die Patient*innen wurden kategorisiert nach Behandlungsmodalität: 1. keine Lyse oder Intervention, 2. systemische Lyse, 3. kathetergestützte Therapien und 4. chirurgische Thrombektomie. Intrahospitale Ergebnisse wurden anhand von ICD- und OPS-Codes analysiert.
Ergebnisse: Zwischen 2014 und 2022 stieg die jährliche Gesamtzahl der Patient*innen, welche kathetergestützte Therapien erhielten, von 105 auf 1.039. Unter Berücksichtigung der Möglichkeit mehrerer durchgeführter Therapien pro Patient*in stiegen die ultraschallgestützten Thrombolysen von 21 auf 681, die kathetergestützten Thrombolysen ohne Ultraschall von 88 auf 763, andere transluminale Thrombusentfernungen von 23 auf 247 und die Nutzung eines Retriever-Systems von 3 auf 143. Andere Behandlungsmodalitäten waren im Zeitverlauf relativ vergleichbar (keine Lyse oder Intervention: von 51.962 auf 56.400; systemische Lyse: von 2.683 auf 2.675; chirurgische Thrombektomie: von 70 auf 43). Bei Betrachtung derjenigen 513.188 Patient*innen mit der Hauptdiagnose Lungenarterienembolie und nur einer Behandlungsmodalität betrug das Durchschnittsalter 68,0 Jahre. Die niedrigste Krankenhaussterblichkeit wurde bei der ultraschallgestützten Thrombolyse mit 5,6 % beobachtet, die höchste bei der systemischen Lyse mit 38,0 %. In Bezug auf alle kathetergestützten Verfahren gemeinsam zeigte sich eine Gesamtmortalitätsrate von 14,8 %. Das kombinierte klinische Ergebnis aus schwerer Blutung oder intrazerebraler Blutung trat bei 5,7 % der kathetergestützten Therapien auf, wobei die niedrigsten Raten 4,3 % bei der kathetergestützten Lyse ohne Ultraschall und die höchsten Raten 8,9 % bei anderer transluminaler Thrombusentfernung betrugen.
Schlussfolgerung: Der Einsatz kathetergestützter Verfahren zur Behandlung der Lungenarterienembolie hat sich in Deutschland in den letzten 9 Jahren verzehnfacht.
Abbildung: Zeitliche Entwicklung kathetergestützter Verfahren in der Therapie der akuten Lungenarterienembolie