https://doi.org/10.1007/s00392-025-02737-x
1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Medizinische Klinik II / Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin Lübeck, Deutschland; 2Curschmann Klinik Rehabilitationskrankenhaus für Kardiologie und Angiologie Timmendorfer Strand, Deutschland; 3Krankenhaus Rotes Kreuz Lübeck Geriatriezentrum Lübeck, Deutschland
Methodik: Die ACTIVE-HF-Studie zielt darauf ab, die Nutzung der Rehabilitation bei Patienten, die aufgrund einer dekompensierten HI hospitalisiert wurden, zu untersuchen und zu optimieren. Diese kombinierte monozentrische, prospektive all-comers Studie evaluaiert die aktuellen Kriterien für die Initiierung einer Kardio-Reha oder geriatrischen Rehabilitation (Geri-Reha), möchte neue Kriterien etablieren und die Machbarkeit sowie die Auswirkungen einer direkten Verlegung von der Akutversorgung zur Kardio-Reha analysieren (Abbildung 1)
Ergebnisse: Von insgesamt 170 gescreenten Patienten wurden 100 Patienten in die ACTIVE-HF-Studie eingeschlossen (Abbildung 2). Zum 3-Monats-Follow-up lagen zur Auswertung Daten von 79 Patienten vor. Insgesamt nahmen 38 Studienteilnehmer an Rehabilitationsmaßnahmen teil (davon 32 geriatrisch, 6 kardiologisch), während 56 keine Reha erhielten (Abbildung 2). Im Vergleich zeigten Reha-Teilnehmer: bei Studieneinschluss eine signifikant schlechtere funktionelle Ausgangslage: einen niedrigeren Barthel-Index (62,15 ± 19,1 vs. 75,94 ± 12; p = 0,002), eine höhere Gebrechlichkeit gemäß Frailty-Index nach Fried (3,0 ± 1,1 vs. 2,4 ± 0,9; p = 0,012), eine schlechtere kognitive Leistung im Six-Item-Screener (4,7 ± 1,5 vs. 5,3 ± 1,2; p = 0,029) sowie eine eingeschränktere Mobilität im TUG-Test (25,9 ± 12,6 s vs. 18,9 ± 12 s; p = 0,003) und eine kürzere Gehstrecke (6MWT 102,8 ± 102,8 m vs. 146,9 ± 96,6 m; p = 0,016). Im 3-Monats-Follow-up zeigte sich kein signifikanter Unterschied im intraindividuellen Zugewinn der Gehstrecke zwischen Reha- und Nicht-Reha-Teilnehmenden (p = 0,516). Die mittlere Verbesserung betrug 42,0 ± 119,9 m in der Reha-Gruppe und 60,4 ± 93,5 m in der Nicht-Reha-Gruppe. Auch beim KCCQ-Gesamtscore zeigte sich intraindividuell kein signifikanter Unterschied im Zugewinn zwischen Reha-Teilnehmenden (9,7 ± 27,2 Punkte) und Nicht-Reha-Teilnehmenden (17,6 ± 31,7 Punkte; p = 0,241). Insgesamt war in beiden Gruppen eine Zunahme der gesundheitsbezogenen Lebensqualität erkennbar. Zudem konnte gezeigt werden, dass der Barthel-Index als etablierter Funktionsscore bereits deutlich zwischen Rehabilitationskandidaten und Nicht-Kandidaten differenzieren konnte.
Zusammenfassung: Trotz eingeschränkter Ausgangslage zeigten Reha- und Nicht-Reha-Patienten positive Tendenzen hinsichtlich funktioneller Erholung und Lebensqualität. Zwischen beiden Gruppen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede im Zugewinn. Da die Reha-Gruppe zu Beginn funktionell und kognitiv deutlich beeinträchtigter war, sind Verbesserungen wie bei 6MWT oder KCCQ schwerer zu erzielen, weshalb direkte Vergleiche mit Vorsicht zu interpretieren sind. Der Barthel-Index erwies sich als praktikables Instrument zur Identifikation von Rehabilitationskandidaten, während zusätzliche Assessments wie SIS, TUG oder Fried-Index im klinischen Alltag nicht zwingend erforderlich erscheinen. In der Pilotphase soll jedoch geprüft werden, ob diese Instrumente bei grenzwertigem Barthel-Index als ergänzende Entscheidungshilfe dienen können.