Direkte kardiologische Rehabilitation nach einem Index-Event einer Heart-Failure (HF)-Hospitalisierung: 3-Monats-Follow-up der ACTIVE-HF-Studie

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02737-x

Felicitas Lemmer (Lübeck)1, P. Grube (Timmendorfer Strand)2, D. Jurczyk (Lübeck)1, M. Mezger (Lübeck)1, B. Schwaab (Timmendorfer Strand)2, D. Poppe (Lübeck)3, N.-K. Drochner-Brocks (Lübeck)1, I. Eitel (Lübeck)1, C. Paitazoglou (Lübeck)1

1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Medizinische Klinik II / Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin Lübeck, Deutschland; 2Curschmann Klinik Rehabilitationskrankenhaus für Kardiologie und Angiologie Timmendorfer Strand, Deutschland; 3Krankenhaus Rotes Kreuz Lübeck Geriatriezentrum Lübeck, Deutschland

 

Hintergrund: Herzinsuffizienz (HI) stellt eine globale gesundheitliche Herausforderung dar, die mit hoher Mortalität, Morbidität und häufigen Krankenhauseinweisungen einhergeht. Kardiologische Rehabilitationsprogramme senken die Rehospitalisierungsraten und verbessern die Lebensqualität der Patienten. Trotz Leitlinienempfehlung zur Kardio-Reha beginnen nur wenige Patienten nach einem HF-Indexereignis Rehabilitationsmaßnahmen. 


Methodik: Die ACTIVE-HF-Studie zielt darauf ab, die Nutzung der Rehabilitation bei Patienten, die aufgrund einer dekompensierten HI hospitalisiert wurden, zu untersuchen und zu optimieren. Diese kombinierte monozentrische, prospektive all-comers Studie evaluaiert die aktuellen Kriterien für die Initiierung einer Kardio-Reha oder geriatrischen Rehabilitation (Geri-Reha), möchte neue Kriterien etablieren  und die Machbarkeit sowie die Auswirkungen einer direkten Verlegung von der Akutversorgung zur Kardio-Reha analysieren (Abbildung 1)


Ergebnisse: Von insgesamt 170 gescreenten Patienten wurden 100 Patienten in die ACTIVE-HF-Studie eingeschlossen (Abbildung 2). Zum 3-Monats-Follow-up lagen zur Auswertung Daten von 79 Patienten vor. Insgesamt nahmen 38 Studienteilnehmer an Rehabilitationsmaßnahmen teil (davon 32 geriatrisch, 6 kardiologisch), während 56 keine Reha erhielten (Abbildung 2). Im Vergleich zeigten Reha-Teilnehmer: bei Studieneinschluss eine signifikant schlechtere funktionelle Ausgangslage: einen niedrigeren Barthel-Index (62,15 ± 19,1 vs. 75,94 ± 12; p = 0,002), eine höhere Gebrechlichkeit gemäß Frailty-Index nach Fried (3,0 ± 1,1 vs. 2,4 ± 0,9; p = 0,012), eine schlechtere kognitive Leistung im Six-Item-Screener (4,7 ± 1,5 vs. 5,3 ± 1,2; p = 0,029) sowie eine eingeschränktere Mobilität im TUG-Test (25,9 ± 12,6 s vs. 18,9 ± 12 s; p = 0,003) und eine kürzere Gehstrecke (6MWT 102,8 ± 102,8 m vs. 146,9 ± 96,6 m; p = 0,016). Im 3-Monats-Follow-up zeigte sich kein signifikanter Unterschied im intraindividuellen Zugewinn der Gehstrecke zwischen Reha- und Nicht-Reha-Teilnehmenden (p = 0,516). Die mittlere Verbesserung betrug 42,0 ± 119,9 m in der Reha-Gruppe und 60,4 ± 93,5 m in der Nicht-Reha-Gruppe. Auch beim KCCQ-Gesamtscore zeigte sich intraindividuell kein signifikanter Unterschied im Zugewinn zwischen Reha-Teilnehmenden (9,7 ± 27,2 Punkte) und Nicht-Reha-Teilnehmenden (17,6 ± 31,7 Punkte; p = 0,241). Insgesamt war in beiden Gruppen eine Zunahme der gesundheitsbezogenen Lebensqualität erkennbar. Zudem konnte gezeigt werden, dass der Barthel-Index als etablierter Funktionsscore bereits deutlich zwischen Rehabilitationskandidaten und Nicht-Kandidaten differenzieren konnte. 

Zusammenfassung: Trotz eingeschränkter Ausgangslage zeigten Reha- und Nicht-Reha-Patienten positive Tendenzen hinsichtlich funktioneller Erholung und Lebensqualität. Zwischen beiden Gruppen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede im Zugewinn. Da die Reha-Gruppe zu Beginn funktionell und kognitiv deutlich beeinträchtigter war, sind Verbesserungen wie bei 6MWT oder KCCQ schwerer zu erzielen, weshalb direkte Vergleiche mit Vorsicht zu interpretieren sind. Der Barthel-Index erwies sich als praktikables Instrument zur Identifikation von Rehabilitationskandidaten, während zusätzliche Assessments wie SIS, TUG oder Fried-Index im klinischen Alltag nicht zwingend erforderlich erscheinen. In der Pilotphase soll jedoch geprüft werden, ob diese Instrumente bei grenzwertigem Barthel-Index als ergänzende Entscheidungshilfe dienen können.


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