https://doi.org/10.1007/s00392-025-02737-x
1Herzpraxis Pasing Kardiologie und Angiologie München, Deutschland; 2Kardiologische Gemeinschaftspraxis Potsdam, Deutschland; 3Praxis für Kardiologie und Angiologie Kirchheim/Teck, Deutschland; 4AstraZeneca GmbH CVRM Medical Affairs Hamburg, Deutschland; 5Cardiologicum Bremerhaven MVZ GmbH Bremerhaven, Deutschland
Zielsetzung: Diese retrospektive Querschnittsanalyse untersucht Prävalenz, diagnostische Erfassung und Therapie chronischer HF bei Risikopatient:innen in der deutschen Primärversorgung anhand von Real-World Daten.
Methoden: Die WATCH-HF-Subanalyse der InspeCKD-Studie basiert auf anonymisierten elektronischen Gesundheitsdaten aus 1.244 hausärztlichen Praxen. Eingeschlossen wurden Erwachsene (≥18 Jahre) mit dokumentierten kardiovaskulären Risikofaktoren beziehungsweise Diagnosen, einschließlich HF. Die Identifikation erfolgte ICD-10-basiert, wobei alle HF-Phänotypen berücksichtigt wurden. Der Erhebungszeitraum erstreckte sich von Januar 2021 bis Juni 2023.
Ergebnisse: Von 448.837 eingeschlossenen Patient:innen lag bei 12,2 % (n = 54.721) eine dokumentierte HF-Diagnose vor. Das mittlere Alter betrug 74 Jahre, 52,8 % waren weiblich. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 1,7 Jahre. Eine NT-proBNP-Bestimmung zur Diagnostik der HF erfolgte lediglich bei 2,1 % der Gesamtkohorte. Im gesamten Beobachtungszeitraum wurde die Verwendung von GDMT in folgender Häufigkeit dokumentiert: RAAS-Inhibitoren (RAASi) 76,2 %, Betablocker (BB) 66,4 %, Diuretika 58,6 %, Mineralokortikoidrezeptorantagonisten (MRA) 24,0 %, SGLT2-Inhibitoren (SGLT2i) 17,8 %. Bei Erstdiagnose erhielten SGLT2i 8,8 % und Diuretika 27,4 % der Patient:innen. Die mittlere Zeit bis zur Therapieeinleitung lag bei 4,8 Wochen (Diuretika), 6,0 Wochen (RAASi), 6,2 Wochen (MRA), 6,7 Wochen (BB) und 7,0 Wochen (SGLT2i). Trotz doppelter Indikationen für SGLT2i (HF und chronische Nierenerkrankung (CKD)) wurden 83,7 % der infrage kommenden Patient:innen nicht mit dieser Medikamentenklasse behandelt.
Schlussfolgerung: Die WATCH-HF Analyse zeigt relevante Diskrepanzen zwischen Leitlinienempfehlungen und der Versorgungspraxis bei Patient:innen mit HF in der hausärztlichen Betreuung. Der eingeschränkte Einsatz diagnostischer Marker sowie Verzögerungen in der Einleitung der GDMT unterstreichen das große Optimierungspotenzial in der prognostisch relevanten Diagnostik und Therapie der HF. Eine stärkere Standardisierung der Versorgungspfade sowie strukturierte, sektorenübergreifende Kooperationen sind erforderlich, um Lebensqualität, Morbidität und Mortalität der HF positiv zu beeinflussen.