Ableitungsvarianten mit digitalen Devices zur Rhythmusdokumentation - Semiquantitativer Vergleich zwischen Smartphone-basiertem mobilem EKG und Standard-12-Kanal-EKG

Johanna Müller-Leisse (Hannover)1, M. J. Tesfamariam (Hannover)1, H. A. K. Hillmann (Hannover)1, J. Eiringhaus (Hannover)1, E. Angelini (Hannover)1, N. Karfoul (Hannover)1, S. Hohmann (Hannover)1, D. Duncker (Hannover)1

1Medizinische Hochschule Hannover Hannover Herzrhythmus Centrum, Klinik für Kardiologie und Angiologie Hannover, Deutschland

 

Einleitung: Mobile, Smartphone-basierte EKGs wurden zur Ableitung von Extremitätenableitungen entwickelt und können bisher nicht die Funktion eines 12-Kanal-EKGs ersetzen. Es wurde jedoch die Möglichkeit beschrieben, die Brustwandvarianten CR1-6 (Brust gegen RA) mittels 1-Kanal-Smartwatch-EKG aufzuzeichnen. Erstmalig untersuchen wir semiquantitativ sowohl Extremitätenableitungen als auch verschiedene Varianten von Brustwandableitungen (CR-, CL- und CU1-6: Brust gegen RA, LA und unipolar), aufgezeichnet mittels mobilem 6-Kanal-fähigem EKG, auf Übereinstimmung mit dem Goldstandard 12-Kanal-EKG.

Methoden: Das 12-Kanal-EKG und modifizierte Ableitungen eines mobilen 6-Kanal-EKGs (KardiaMobile 6L; AliveCor) wurden semiquantitativ an 10 freiwilligen gesunden Probanden verglichen. Das 12-Kanal-EKG wurde unter Verwendung von Saugelektroden durchgeführt und die hierbei verursachten Markierungen anschließend von den Probanden verwendet, um die Ableitungsvarianten CR-, CL- und CU1-6 an der Brustwand aufzuzeichnen  (Abb. 1). Zusätzlich zeichneten die Probanden ein 6-Kanal-EKG nach Herstellerangaben auf.  

Die Aufzeichnungen wurden von zwei EKG-Experten gemeinsam semiquantitativ auf Übereinstimmung ausgewertet. Hierbei wurde für jede Ableitung die Konfiguration von P-Welle, QRS-Komplex, T-Welle und ST-Strecke sowie die Aufzeichnungsqualität mittels 5-Punkte-Skala beurteilt (Abb. 2).

Ergebnisse: Die Probanden waren zu 80% männlich mit einem mittleren Alter von 23±5 Jahren und einem BMI von 23±3kg/m2. Abb. 3 zeigt repräsentative EKGs.

Die Übereinstimmung der Extremitätenableitungen wurde wie folgt bewertet. Konfiguration von P-Wellen, QRS-Komplexen und T-Wellen: Jeweils 4/5 Punkte (Median); Amplituden: P-Wellen mit 0% Abweichungen vom 12-Kanal-EKG, QRS-Komplexe mit 37% leichten und 2% deutlichen Abweichungen, T-Wellen mit 22% leichten Abweichungen; ST-Strecke: etwas gesenkter in 11%, etwas angehobener in 2%; Qualität: 4/5 Punkte.

Die Brustwandableitungen wurden wie folgt bewertet. Konfigurationen: P-Wellen mit 4/5 Punkten, QRS-Komplexe und T-Wellen mit 3 (V1) bis 4 Punkten (V2-6). Amplituden: P-Wellen mit 28% leichten Abweichungen, QRS-Komplexe mit 41% leichten und 2% deutlichen Abweichungen, T-Wellen mit 51% leichten und 2% deutlichen Abweichungen; ST-Strecke: etwas gesenkter in 1%, etwas angehobener in 22%, deutlich angehobener in 17%; Qualität: 4/5 Punkte.

Die Übereinstimmung der Extremitätenableitungen war besser als die Übereinstimmung der Brustwandableitungen bezüglich P- und T-Wellenamplituden sowie der ST-Strecke (je p<0.001), nicht jedoch bezüglich anderer Parameter.

Die Ableitungen CL- und CU1-6 schnitten bzgl. der P- und T-Wellenamplituden im Vergleich zu CR1-6 besser ab (p<0.001), und CU- besser als CR1-6 bzgl. der QRS-Amplitude (p=0.023). Die Abweichungen der ST-Strecke waren in den Ableitung V2 und V3 am größten (je p<0.001 für V2 vs. V1,3-6 und V3 vs. V6; p=0.034 für V3 vs. V5), ohne signifikante Unterschiede zwischen CL-, CR- und CU1-6.

Schlussfolgerung: Die vorgestellte Methode zur Aufzeichnung von Brustwandableitungen mittels mobilem 6-Kanal-EKG zeigt bzgl. der Konfigurationen von P-Wellen, QRS-Komplexen und T-Wellen eine sehr gute Übereinstimmung mit dem Goldstandard 12-Kanal-EKG, vergleichbar mit den etablierteren Extremitätenableitungen. Die Amplituden der P- und T-Wellen sowie die ST-Strecken zeigen jedoch signifikant stärkere Abweichungen. Die Ableitungen CL- und CU- sollten gegenüber CR1-6 bevorzugt werden.

Abb. 1:

Abb. 2:


Abb. 3:

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