1Medizinische Hochschule Hannover Hannover Herzrhythmus Centrum, Klinik für Kardiologie und Angiologie Hannover, Deutschland
Einleitung: Mobile, Smartphone-basierte EKGs wurden zur Ableitung von Extremitätenableitungen entwickelt und können bisher nicht die Funktion eines 12-Kanal-EKGs ersetzen. Es wurde jedoch die Möglichkeit beschrieben, die Brustwandvarianten CR1-6 (Brust gegen RA) mittels 1-Kanal-Smartwatch-EKG aufzuzeichnen. Erstmalig untersuchen wir semiquantitativ sowohl Extremitätenableitungen als auch verschiedene Varianten von Brustwandableitungen (CR-, CL- und CU1-6: Brust gegen RA, LA und unipolar), aufgezeichnet mittels mobilem 6-Kanal-fähigem EKG, auf Übereinstimmung mit dem Goldstandard 12-Kanal-EKG.
Methoden: Das 12-Kanal-EKG und modifizierte Ableitungen eines mobilen 6-Kanal-EKGs (KardiaMobile 6L; AliveCor) wurden semiquantitativ an 10 freiwilligen gesunden Probanden verglichen. Das 12-Kanal-EKG wurde unter Verwendung von Saugelektroden durchgeführt und die hierbei verursachten Markierungen anschließend von den Probanden verwendet, um die Ableitungsvarianten CR-, CL- und CU1-6 an der Brustwand aufzuzeichnen (Abb. 1). Zusätzlich zeichneten die Probanden ein 6-Kanal-EKG nach Herstellerangaben auf.
Die Aufzeichnungen wurden von zwei EKG-Experten gemeinsam semiquantitativ auf Übereinstimmung ausgewertet. Hierbei wurde für jede Ableitung die Konfiguration von P-Welle, QRS-Komplex, T-Welle und ST-Strecke sowie die Aufzeichnungsqualität mittels 5-Punkte-Skala beurteilt (Abb. 2).
Ergebnisse: Die Probanden waren zu 80% männlich mit einem mittleren Alter von 23±5 Jahren und einem BMI von 23±3kg/m2. Abb. 3 zeigt repräsentative EKGs.
Die Übereinstimmung der Extremitätenableitungen wurde wie folgt bewertet. Konfiguration von P-Wellen, QRS-Komplexen und T-Wellen: Jeweils 4/5 Punkte (Median); Amplituden: P-Wellen mit 0% Abweichungen vom 12-Kanal-EKG, QRS-Komplexe mit 37% leichten und 2% deutlichen Abweichungen, T-Wellen mit 22% leichten Abweichungen; ST-Strecke: etwas gesenkter in 11%, etwas angehobener in 2%; Qualität: 4/5 Punkte.
Die Brustwandableitungen wurden wie folgt bewertet. Konfigurationen: P-Wellen mit 4/5 Punkten, QRS-Komplexe und T-Wellen mit 3 (V1) bis 4 Punkten (V2-6). Amplituden: P-Wellen mit 28% leichten Abweichungen, QRS-Komplexe mit 41% leichten und 2% deutlichen Abweichungen, T-Wellen mit 51% leichten und 2% deutlichen Abweichungen; ST-Strecke: etwas gesenkter in 1%, etwas angehobener in 22%, deutlich angehobener in 17%; Qualität: 4/5 Punkte.
Die Übereinstimmung der Extremitätenableitungen war besser als die Übereinstimmung der Brustwandableitungen bezüglich P- und T-Wellenamplituden sowie der ST-Strecke (je p<0.001), nicht jedoch bezüglich anderer Parameter.
Die Ableitungen CL- und CU1-6 schnitten bzgl. der P- und T-Wellenamplituden im Vergleich zu CR1-6 besser ab (p<0.001), und CU- besser als CR1-6 bzgl. der QRS-Amplitude (p=0.023). Die Abweichungen der ST-Strecke waren in den Ableitung V2 und V3 am größten (je p<0.001 für V2 vs. V1,3-6 und V3 vs. V6; p=0.034 für V3 vs. V5), ohne signifikante Unterschiede zwischen CL-, CR- und CU1-6.
Schlussfolgerung: Die vorgestellte Methode zur Aufzeichnung von Brustwandableitungen mittels mobilem 6-Kanal-EKG zeigt bzgl. der Konfigurationen von P-Wellen, QRS-Komplexen und T-Wellen eine sehr gute Übereinstimmung mit dem Goldstandard 12-Kanal-EKG, vergleichbar mit den etablierteren Extremitätenableitungen. Die Amplituden der P- und T-Wellen sowie die ST-Strecken zeigen jedoch signifikant stärkere Abweichungen. Die Ableitungen CL- und CU- sollten gegenüber CR1-6 bevorzugt werden.
Abb. 1:
Abb. 2:
Abb. 3: