Die Schlinge zog sich zu

Vanessa Dörlitz (Gera)1, M.-A. Ohlow (Gera)1, M. Winterhalter (Gera)1

1SRH Wald-Klinikum Gera GmbH Kardiologie und Internistische Intensivmedizin Gera, Deutschland

 

Anamnese: Notärztlich vorgestellt wird ein 55-jähriger Patient (CV-Risikofaktoren: Ex-Nikotinabusus und Übergewicht [BMI 29]) mit linksthorakalen Schmerzen, Dyspnoe und Präsynkopen im Rahmen einer monomorphen ventrikulären Tachykardie (Herzfrequenz 192/min) mit kardiogenem Schock. Aufgrund der ventrikulären Tachykardie und echokardiografisch nachweisbaren Wandbewegungsstörungen initiierten wir eine Koronarangiografie.

Diagnostik und Therapie: In der Herzkatheteruntersuchung zeigte sich eine 2-Gefäßerkrankung mit Verschluss der rechten Herzkranzarterie sowie einer höhergradigen Stenose des proximalen Ramus circumflexus. Die Diagnostik und insbesondere die Intervention gestaltete sich von der A. radialis rechts aufgrund der anatomischen Gegebenheiten ausgesprochen schwierig. Nur unter Verwendung von speziellen interventionellen Techniken u.A. der „buddy-Ballon“-Technik (temporäres Einbringen eines Ballons zur Stabilisierung in ein nicht-behandlungsbedürftiges Herzkranzgefäß) war es möglich, einen Stent in der Zielläsion zu platzieren. In diesem Rahmen kam es zum Abreißen des in der Vorderwandarterie befindlichen „buddy-Ballons“. Die Darstellung in der optischen Kohärenztomografie (OCT) zeigte das abgerissene Stück mit einer Länge von ca. 26 cm bis in die Aorta ascendens reichend (Abbildung 1). Nach einem Wechsel auf einen großlumigen femoralen Zugang erfolgten Versuche einer Bergung des Fragments mit unterschiedlich großen Fangschlingen antegrad in der Aorta ascendens, jedoch erfolglos. Es wurde schließlich ein Bergungsversuch von distal in der Vorderwandarterie mit einer kleinen Fangschlinge (Microsnare 3,5 mm) unternommen, welcher im ersten Versuch gelang. Das Fragment konnte komplett entfernt werden (Abbildung 2). Die Abschlussdarstellung erbrachte keinen Hinweis auf Koronarverletzung der Vorderwandarterie. Eine duale antithrombozytäre Therapie mit ASS und Clopidogrel wurde etabliert. In den laborchemischen Kontrollen nach Intervention lag das Troponin bei maximal 120 ng/l. Im weiteren Verlauf des stationären Aufenthaltes erfolgte eine sekundärprophylaktische Implantation eines 1-Kammer-ICD.


Abbildung 1:
OCT - Optische Kohärenztomografie: AB - abgerissener Ballon, FK - Führungskatheter, KD - Koronardraht, LAD - Vorderwandarterie, LM - linker Hauptstamm

Abbildung 2: Geborgenes Fragment: AB - abgerissener Ballon, FS - Fangschlinge
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