https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Hochschule Bremerhaven Life Sciences Bremerhaven, Deutschland; 2IMBS Lübeck, Deutschland; 3Wissenschaftliches Institut der AOK Forschungsbereich Krankenhaus Berlin, Deutschland; 4Universitätsmedizin Rostock Klinik für Kardiologie Rostock, Deutschland; 5Herzzentrum Leipzig - Universität Leipzig Rhythmologie Leipzig, Deutschland; 6LAKUMED Kliniken – Krankenhaus Landshut-Achdorf Medizinische Klinik I - Kardiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin Landshut, Deutschland; 7Universitätsmedizin Rostock Kardiologie Rostock, Deutschland
Hintergrund: Der weltweite Anstieg von Infektionen im Zusammenhang mit kardiovaskulären implantierbaren elektronischen Geräten (CIEDs) ist besorgniserregend. Dennoch fehlen umfangreiche und detaillierte Daten zur Häufigkeit und zu den Folgen dieser Infektionen im deutschen Sprachraum. Unsere Studie stellt eine umfassende Analyse zur Häufigkeit akuter CIED-assoziierter Prozeduren und Krankenhausaufenthalte aufgrund von CIED-Infektionen sowie den damit verbundenen Mortalitätsraten in Deutschland bereit.
Methoden: Zur Untersuchung wurden die Abrechnungsdaten der größten deutschen Krankenversicherung (AOK) herangezogen und die Anzahl der CIED-assoziierten Prozeduren sowie damit verbundener Infektionen im Jahr 2019 ausgewertet. Zur Identifizierung von CIED-Infektionen kamen spezifische Verfahrenscodes (OPS) und die Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision, deutsche Modifikation (ICD-10-GM), zur Anwendung. In einem zweiten Schritt wurden die Infektionen in lokale CIED-Tascheninfektionen und CIED-assoziierte Endokarditis differenziert. Auch der Entlassungsstatus der Patienten wurde dokumentiert.
Ergebnisse: Im Jahr 2019 wurden von 27 Millionen AOK Mitgliedern insgesamt 51.992 Patienten (davon 58,0 % männlich) einer oder mehreren CIED-assoziierten Prozeduren unterzogen. Insgesamt mussten 1.051 (2,02 %) aufgrund lokalisierter CIED-Infektionen oder der Entwicklung solcher Infektionen innerhalb von drei Monaten nach dem Eingriff hospitalisiert werden. Diese Infektionen erhöhten die Mortalitätsrate auf 8,7 %. Zusätzlich mussten 508 Patienten (0,97 %) aufgrund einer CIED-assoziierten Endokarditis hospitalisiert werden, was zu einer erhöhten Mortalitätsrate von 14,0 % führte.
Patienten mit CIED-Tascheninfektionen und CIED-assoziierter Endokarditis waren im Vergleich zu im Beobachtungsintervall infektionsfreien Patienten im Durchschnitt jünger (Medianalter 70,2 bzw. 66,8 Jahre gegenüber 74,0 Jahren) und häufiger männlich (69,5 % bzw. 71,3 % gegenüber 58,0 %). Im Durchschnitt mussten Patienten mit CIED-Infektionen 2,74 zusätzliche Eingriffe durchlaufen, während bei Patienten mit Endokarditis im Schnitt 2,37 zusätzliche Eingriffe erforderlich waren.
Schlussfolgerungen: Die Studie weist auf eine erhöhte Prävalenz akuter CIED-Infektionen im Vergleich zu früheren Berichten hin. Der Bedarf zusätzlichen Eingriffen könnte auf eine unzureichende Umsetzung der Leitlinien zur Behandlung von CIED-Infektionen hindeuten, was negative Auswirkungen auf den Behandlungsverlauf hätte. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer verbesserten Einhaltung von Infektionspräventionsprotokollen, um die Belastung durch solche Infektionen zu reduzieren.