https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Kardiozentrum Bochum Bochum, Deutschland; 2Märkische Kliniken GmbH Innere III - Klinik für Kardiologie, Elektrophysiologie und Angiologie Lüdenscheid, Deutschland; 3Märkische Kliniken GmbH Klinik für Kardiologie, Elektrophysiologie und Angiologie Lüdenscheid, Deutschland; 4IU Internationale Hochschule Erfurt, Deutschland; 5Gemeinschaftspraxis für Herzmedizin Dr. D. Mijic & R. Bugenhagen Gemeinschaftspraxis für Kardiologie und Herzchirurgie Wuppertal, Deutschland; 6Märkische Kliniken GmbH Lüdenscheid, Deutschland; 7Evangelisches Klinikum Niederrhein gGmbH Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin Duisburg, Deutschland; 8Herzzentrum Leipzig - Universität Leipzig Klinik für Innere Medizin/Kardiologie Leipzig, Deutschland; 9Ärztekammer Westfalen-Lippe Geschäftsstelle Qualitätssicherung Münster, Deutschland; 10Ärztekammer Westfallen-Lippe Geschäftsstelle Qualitätssicherung Münster, Deutschland; 11Ärztekammer Nordrhein Geschäftsstelle Qualitätssicherung NRW Düsseldorf, Deutschland; 12Universität Witte-Herdecke Institut für Biometrie Witten, Deutschland; 13Evangelisches Krankenhaus Hagen Haspe Klinik für Kardiologie und Intensivmedizin Hagen, Deutschland
Hintergrund
In Deutschland werden, verglichen mit anderen europäischen Ländern, ganz überwiegend Defibrillatoren zur kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) eingesetzt. Dabei wird in der Literatur eine erhöhte Komplikationsrate für CRT-Defibrillatoren (CRT-D) im Vergleich zu CRT-Schrittmachern (CRT-P) beschrieben. Mit der Analyse der Qualitätssicherungsdaten des Landes NRW sollte überprüft werden, ob sich die Komplikationen (K) zwischen CRT-P und CRT-D unterscheiden.
Methoden
Die Daten aller Erstimplantationen eines CRT-P oder CRT-D Systems in NRW zwischen 01.01.2010 und 31.12.2020 wurden im Hinblick auf peri-/postoperative K wie Pneumothorax, Hämatothorax, Perikarderguss, Taschenhämatom, Wundinfektion und Elektrodendislokation/-dysfunktion analysiert. Es wurden Gesamt- und Einzel-K zwischen CRT-P und CRT-D verglichen und Unterteilungen in Geschlechts- und Altersgruppen durchgeführt, um die Risikofaktoren für erhöhte K-Raten zu erkennen.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 22.904 Pat.-Daten analysiert, 4.425 mit CRT-P (19%) und 18.479 mit CRT-D (81%) Systemen. Pat. mit CRT-P waren unabhängig vom Geschlecht signifikant älter (im Mittel 76J) als Pat. mit CRT-D (69J). Für die Gesamtheit der K fand sich kein statistisch signifikanter Unterschied (2,1% CRT-P vs. 2,2% CRT-D, p=0,355). Bei der Altersanalyse fand sich in der Gruppe der >80-jährigen ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen CRT-P-Pat. mit 1,6% und CRT-D-Pat. mit 2,6% (p=0,043). Im Geschlechtervergleich hatten Frauen in der CRT-D Gruppe eine signifikant höhere K-Rate (2,6% vs. 2,1%, p=0,031), die sich als altersabhängig zeigte. Währen der Unterschied in der Gruppe der <59-jährigen nicht signifikant war (2,0% vs. 1,7%, p=0,566), nahm er mit zunehmendem Alter zu und betrug in der Gruppe der >80-jährigen bei Frauen 2,7% und bei Männern 2,0% (p=0,013). Ein kombinierter Zugangsweg (mehr als ein Gefäß benutzt) zeigte eine erhöhte K-Rate von 2,3% in der CRT-D-Gruppe im Vergleich zu 1,5% in der CRT-P Gruppe (p=0,046), wobei Frauen hier die größten Unterschiede aufwiesen (1,2% bei CRT-P vs. 2,9% bei CRT-D, p= 0,011) und sich signifikant von den Männern mit 2,1% vs. 2,9% bei Frauen unterschieden( p=0,043). Bei Analyse der einzelnen Komplikationen war das Taschenhämatom mit 0,045% in der CRT-P Gruppe signifikant niedriger als in der CRT-D Gruppe mit 0,20% (p<0.005). Beim Pneumothorax zeigte sich im Gruppenvergleich zwischen CRT-P und CRT-D kein statistisch signifikanter Unterschied, aber im Vergleich der Geschlechter hatten Frauen signifikant mehr Pneumothoraces in der CRT-D Gruppe als Männer (0,9% vs. 0,4%, p<0,001). Auch bei den Perforationen (Kombination aus Perikarderguss und/oder Hämatothorax) waren die K bei Frauen mit 0,4% doppelt so hoch wie bei Männern mit 0,2% (p=0,040). Bei den Sonden-K fand sich in der CRT-D Gruppe bei Frauen mit 1,1% eine Verdoppelung gegenüber der CRT-P Gruppe mit 0,5% (p= 0,04).
Zusammenfassung
Für die Gesamtheit der K fand sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen CRT-P und CRT-D. Allerdings zeigten ältere Patienten (>80 J) und Frauen eine erhöhte K-Rate unter CRT-D, diese in Abhängigkeit vom Alter, vom Zugangsweg, beim Pneumothorax, bei der Perforation und bei Sonden-K. Deshalb muss bei älteren Patienten und bei Frauen die Indikation besonders sorgfältig gestellt und ggf. bevorzugt ein CRT-P System implantiert werden.