https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Medizinische Hochschule Hannover Kardiologie und Angiologie Hannover, Deutschland; 2Medizinische Hochschule Hannover Abteilung Strahlenschutz und Medizinische Physik Hannover, Deutschland; 3Medizinische Hochschule Hannover Klinik für Kardiologie und Angiologie Hannover, Deutschland
Einleitung
Nach wie vor beschäftigt viele invasiv tätige Ärztinnen die berufliche Strahlenexposition, welche vor allem in der Schwangerschaft in den Vordergrund rückt. In Deutschland gelten gesetzliche Grenzwerte von 2 mSv pro Monat am Uterus für Personen in gebärfähigem Alter und von 1 mSv für das ungeborene Kind von Bekanntgabe der Schwangerschaft bis Geburt. Der Mangel an gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen ist einer der Gründe für die große Unsicherheit von sowohl auf Arbeitnehmer- als auch Arbeitsgeberseite, welche zu stark divergierenden Mutterschutzpraktiken führt. Zudem sind für elektrophysiologische Untersuchungen (EPUs) keine offiziellen diagnostischen Referenzwerte etabliert. Ziel dieser Arbeit war es die zu erwartende Strahlendosis und insbesondere die Strahlenexposition des Uterus während unterschiedlicher invasiver Tätigkeiten in einem modernen elektrophysiologischen Labor zu erfassen.
Methoden
Über den Zeitraum von 34 Wochen (Dauer einer typischen Schwangerschaft abzüglich Mutterschutz) wurden alle Prozeduren im elektrophysiologischen Labor unseres Zentrums unter Verwendung zweier kontinuierlich eingeschalteter direkt ablesbarer elektronischer Personendosimeter durchgeführt. Die erstuntersuchende Person einer jeden Prozedur trug hierbei ein elektronisches Personendosimeter (EPD) über der Röntgenschürze sowie eines unter der Schürze auf Uterushöhe (EPD TruDose, Fa. Thermo Scientific, Messgröße Hp(10)). Die EPD wurden vor und nach jeder Untersuchung abgelesen. Außerhalb der Untersuchungen wurden die EPD im Schaltraum des Herzkatheterlabors gelagert. Die Dosisflächenprodukte und Durchleuchtungszeiten der jeweiligen Untersuchungen wurden ebenfalls dokumentiert. Die Datenerhebung erfolgte zwischen September 2023 und Mai 2024. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS.
Ergebnisse
Es wurden insgesamt 290 Prozeduren erfasst: 210 EPUs (55% bei Vorhofflimmern (VHF), 28% bei supraventrikulären Tachykardien (SVTs) , 7% bei ventrikulären Extrasystolen (VES), 3% bei ventrikulären Tachykardien (VTs), 7% sonstige) und 80 Device-Implantationen (41% 2-Kammer-, 25% 1-Kammer-, 20% 3-Kammer-Systeme, 8% Sondenrevisionen, 6% sonstige). Die im Median pro Prozedur gemessene Dosis auf der Schürze betrug für EPUs 0.001 mSv (min/max 0-0.01) und für Device-Implantationen 0.007 mSv (0-0.082). Die im Median pro Prozedur gemessene Dosis unter der Schürze betrug 0 mSv für alle EPUs und Devices. Die maximale pro Prozedur gemessene Dosis unter der Schürze betrug 0.001 mSv für EPUs und 0.004 mSv für Devices. Das gemessene Dosisflächenprodukt betrug 217.7 ± 291.55 cGy*cm2 für EPUs und 475.7 ± 845.62 cGy*cm2 für Device-Implantationen (p=0.008), die Durchleuchtungszeit betrug 618.5 ± 528.12 Sek für EPUs und 895.6 ± 722.75 Sek für Device-Implantationen (p=0.004) (Abbildung 1). Unter den jeweiligen EPUs und Device-Implantationen bestanden ebenfalls Unterschiede (Tabelle 1-3).
Schlussfolgerung
Die Strahlenexposition variierte zwischen den verschiedenen Prozeduren und waren besonders niedrig für EPUs. Die pro Prozedur erfasste Uterus-Äquivalentdosis zeigt, dass ein sicheres Arbeiten deutlich unterhalb der gesetzlich festgeschriebenen Grenzwerte außerhalb sowie während einer Schwangerschaft für alle durchgeführten Prozeduren in einem modernen elektrophysiologischen Labor unter Einhaltung von Strahlenschutzmaßnahmen möglich ist.