https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Kinder- u. Jugendmedizin, Kardiologie, Sportmedizin München, Deutschland
Extreme Adipositas ist von hohem kardiometabolischem Risiko, führt zu Vielzahl von Folgeerkrankungen, wie Typ2-Diabetes, Hypertonie, Gelenkverschleiß, psychischen Störungen u. sogar Krebs.
Bariatrische OPs ermöglichen zwar relativ rasche u. vs. konservativer Therapie häufig höhere KG-Abnahme, bergen aber relevante peri- u. postop. Risiken bzw. Folgen, v.a. bei malabsorptiven Verfahren aufgrund Malassimilation von Mikronährstoffen. Folge: lebenslange, interdisziplinäre Nachsorge u. meist individuell angepasste, dauerhafte Substitution von Mikronährstoffen mit hohen Untersuchungs- u. Therapiekosten.
Fallbericht:
Diagnosen:
Extreme Adipositas BMI 60,7 kg/m2
Typ2-Diabetes unter Insulintherapie
Arterielle Hypertonie
Dyslipidämie
Fettleber
Hyperurikämie
Sekundäre Amenorrhoe
Extreme Genua valga, Knick-Spreiz-Senk-Füße
Anamnese und Aufnahmebefund:
15 9/12-j. Mädchen, extrem adipös, Acanthosis nigricans, Striae dist. rubrae, Hepar 2QF, KL 159,5 cm, KG 154,4 kg, BMI 60,7 kg/m2 (BMI-SDS 4.62; >99.5 Perzentile). TU 134 cm, BU 157 cm. Bei angenommenem Normal-KG von @ 54 kg bei Aufnahme Übergewicht von 100 kg! Extreme Genua valga (Op-Indikation).
Im Vorfeld zahlreiche frustrane ambulante Therapieversuche in Wien. Bariatrische Chirurgie bei höchstem Gesundheitsrisiko sowie OP der extremen Genua valga bereits in Österreich geplant – jetzt letzter verzweifelter konservativer Interventionsversuch unter stationärer Reha.
Zur Zeit Dm2-Therapie mit 2g Metformin/die u. Insulin (33 IE Basalinsulin (Lantus®) sowie adaptiert >50IE Actrapid/3Dosen).
Verlauf:
Jugendliche erhält Reduktionskost 1500 kcal/Tag, Diätschulungen, Diätkochkurs Einkaufstraining, Verhaltenstherapie. Sie nimmt an umfangreichen Sportprogrammen bestehend aus Ausdauersport (Joggen, Wandern, Schwimmtraining), Haltungs- u. Krafttraining u. Spielsportarten teil.
Initial Dm2-Therapie mit 2g Metformin/die u. Insulin (33 IE Basalinsulin (Lantus®) sowie >50IE Actrapid/3Dosen).
Durch KG-Reduktion von 34kg schon sign. Verbesserung zu erreichen:
Beendigung Insulintherapie nach 6 Wo. u. Metformin nach 10 Wo..
HbA1c anfangs >8% bei Kontrollen rückläufig, nach 8 Wo. 6,0%.
In letzten BZ-TPs keine Hyperglykämien nachweisbar.
Homa-IR zunehmend reduziert, mit 3,5 noch etwas erhöht (Insulinresistenz).
Hyper-Chol, erhöhte Leberwerte, Hyperurikämie deutlich rückläufig.
HTN-Therapie von ehemals 3er-Kombination jetzt nur noch mit Monotherapie ACEI einreguliert.
Erfreulich zudem Ende Amenorrhoe.
Diskussion und Fazit:
In 18 Wochen gelang durch erste KG-Abnahme von 34 kg sign. Reduktion des stark erhöhten kardiometabolischen Risikos, v.a. die Intervention des insulinpflichtigen Dm2 sowie der psychischen Störungen mit Steigerung QoL u. Selbstwertgefühl.
Frage Nachhaltigkeit: Jugendliche wurde über Weihnachten u. Neujahr 4 Wo. beurlaubt. Zu Hause konnte sie KG halten.
Der BZ-Memory zwischen den beiden stationären Maßnahmen zeigte Normoglykämie.
Nach weiteren 8 Wo. Reha gelang weitere Reduktion von KG (15,8kg) sowie des kardiometabolischen Risikoprofils. Transaminasen normal. Keine Proteinurie mehr.
BMI 37,37 kg/m2 (99,91. Perzentile; BMI-SDS: + 3,13).
Jugendliche wird erlernten gesunden Lebensstil weiter praktizieren u. familiär verbreiten.
Ausreichend lange stationäre Reha kann in schweren Adipositasfällen fatales metabolisches Syndrom sign. intervenieren u. bariatrische Chirurgie als letzte Option (keine generelle AGA-Empfehlung) verhindern.
GLP-1-Analoga perspektivisch einsetzbar (Semaglutid ab 12 Jahre zugelassen).