https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel GmbH Zentrum für Innere Medizin I Brandenburg an der Havel, Deutschland; 2Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg Med. Klinik A Schwerpunkt Kardiologie Neuruppin, Deutschland; 3Medizinische Hochschule Brandenburg (Theodor Fontane) Neuruppin, Deutschland; 4Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum Med. Klinik II, Kardiologie u. Angiologie Herne, Deutschland
Hintergrund: Der sozioökonomische Status basierend auf dem Bildungsniveau, der beruflichen Qualifikation und der finanziellen Lage hat einen signifikanten Einfluss auf die Inzidenz und Mortalität von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Bedeutung sozioökonomischer Faktoren in der Sekundärprävention nach akutem Myokardinfarkt (AMI) ist insbesondere in Deutschland noch unzureichend untersucht.
Methoden: In die vorliegende Auswertung wurden 162 Patienten eingeschlossen, die zwischen dem 01.04.2019 und 31.12.2020 bei AMI eine Koronarangiografie am Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel erhalten haben, zur Teilnahme am epidemiologischen Herzinfarktregister Brandenburg (eHIRB) eingewilligt haben und von denen Informationen über die Anbindung an einen niedergelassenen Kardiologen nach einem Jahr aus einer telefonischen Follow-up Befragung vorlagen. Ein Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau (höchstens Volks- oder Hauptschule; Ober- oder Realschule; (Fach-) Abitur), der beruflichen Qualifikation (keine Berufsausbildung; Ausbildung; Studium), der finanziellen Lage (ungenügend; befriedigend-ausreichend; gut-sehr gut) und der Anbindung an einen niedergelassenen Kardiologen innerhalb von 12 Monaten nach AMI wurde mit dem Chi-Quadrat Test und dem Kruskal-Wallis Test überprüft.
Ergebnisse: Das mittlere Alter betrug 66.5 Jahre und 74.1% der Kohorte sind Männer. Patienten mit einem niedrigeren Bildungsniveau waren deutlich seltener und entsprechend weniger häufig durch einen niedergelassenen Kardiologen betreut. Nach 12 Monaten waren jeweils 51%, 79.5% und 84.8% der Patienten mit niedrigem (N=51), mittlerem (N=78) und hohem (N=33) Bildungsniveau an einen niedergelassenen Kardiologen angebunden (P <0.001). Die Mittelwerte der Anzahl an Konsultationen lagen jeweils bei 1.20 ± 2.33, 1.81 ± 1.42 und 2.06 ± 2.61, P <0.001. Für die Betreuung durch einen niedergelassenen Kardiologen (ja/nein) nach 12 Monaten anhand des Bildungsniveaus beträgt Cramer‘s V=0.313, P <0.001, entsprechend einem mittelstarken Effekt des Bildungsniveaus auf die Betreuung durch einen niedergelassenen Kardiologen nach AMI. Für die berufliche Qualifikation sowie die finanzielle Situation waren die Unterschiede zwischen den Gruppen nicht statistisch signifikant (P ≥0.05).
Schlussfolgerung: Es gibt deutliche Unterschiede in der Anbindung an einen niedergelassenen Kardiologen nach 12 Monaten nach akutem Myokardinfarkt anhand des Bildungsniveaus. Diese Ungleichheiten in der Versorgung müssen adressiert werden, um die Sekundärprävention nach AMI weiter zu verbessern.