Validierung von ESC “Red Flags” bei Patient*innen mit kardialer Amyloidose im Rahmen des Amyloidosezentrums der Charité Berlin (ACCB)

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4

Jakub Piwowarski (Berlin)1, J. Gröschel (Berlin)1, G. Barzen (Berlin)1, E. Romero Dorta (Berlin)1, I. Mattig (Berlin)1, J. Zernikow (Berlin)1, K. Hahn (Berlin)2, S. Spethmann (Berlin)1

1Amyloidosis Center Charité Berlin (ACCB), Deutsches Herzzentrum der Charité, Charité - Universitätsmedizin Berlin Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin Berlin, Deutschland; 2Amyloidosis Center Charité Berlin (ACCB), Charité - Universitätsmedizin Berlin Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie Berlin, Deutschland

 

Hintergrund: 
Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) hat die „Red Flags“ (RF) vorgeschlagen, die eine frühzeitige Identifizierung der kardialen Amyloidose (CA) ermöglichen sollen. Große Studien zur Validierung dieser RF fehlen. Das Ziel dieser Studie war eine deskriptive Analyse der RF anhand der Daten aus dem Amyloidosezentrum der Charité (ACCB).

Methoden:
Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller Patient*innen (Pat.), und deren im Krankenhausinformationssystem hinterlegten Daten, die sich bis zum 22.09.2024 im ACCB vorgestellt hatten. Es wurden nur Pat. berücksichtigt, bei denen eine vollständige Diagnostik gemäß ESC-Leitlinie sowie genetische Abklärung erfolgte. Zu den ausgewerteten Modalitäten zählten Anamnese, Vorerkrankungen, EKG, laborchemische und neurologische Untersuchung, transthorakale Echokardiographie, und falls vorhanden, kardiale MRT (CMR). Es erfolgte ein Gruppenvergleich zwischen Pat. mit gesicherter CA und mit CA-Ausschluss (Kontrollgruppe, KG), sowie CA mit KG-Subgruppe mit linksventrikulärer Hypertrophie (KG LVH). Statistische Signifikanz wurde als p<0.05 definiert. Nominale Variablen wurden in Prozent und in Klammern als absolute Zahl dargestellt sowie mittels Chi Quadrat Test analysiert. Metrische Variablen wurden als Mittelwert und Standardabweichung dargestellt sowie mittels t-Test für unabhängige Stichproben analysiert. Nicht evaluierbare Fälle wurden in die jeweilige statistische Analyse nicht einbezogen.

Ergebnisse:
 
Von 618 vorhanden Pat. konnten 554 (90%) eingeschlossen werden. Davon hatten 347 (63%) eine CA, bei 207 (37%) erfolgte ein Ausschluss (davon 50% mit LVH). 211 Pat. (38%) erhielten eine CMR. Drei bis vier RF aus jeweiliger Kategorie mit der größten Summe von Sensitivität + Spezifität (im Folgenden Vergleich der CA mit LVH KG, alle p<0.001) wurden ermittelt und waren wie folgt: (Klinik) Herzinsuffizienz-Erstdiagnose bei Pat. ≥ 65, Polyneuropathie und Karpaltunnelsyndrom bilateral, (EKG) QT-Zeit-Verlängerung, Vorhofflimmern, Pseudoinfarktmuster und periphere Niedervoltage, (Echokardiographie) Apikal-Basal-Ratio (ABR) ≥ 2.0, LVGLS <15% mit apical sparing, biatriale Dilatation und diastolische Dysfunktion Grad II-III, (CMR) typisches LGE Muster, ECV ≥ 40% und ECV-Erhöhung. Die Kombination von hsTnT<14ng/L + NT-proBNP<180ng/L schloss die Amyloidose in 99.7% der Fälle aus.

Zusammenfassung:
Die meisten der RF erfüllen ihre Rolle als Warnzeichen der CA. Echokardiographie und CMR sind geeignete Modalitäten, um den Verdacht auf CA zu erhärten, können allein die CA allerdings nicht beweisen. Es besteht weiterhin ein Bedarf, bessere praxistaugliche CA-Marker zu identifizieren. 

Abbildung 1: Baseline-Charakteristika

Prozentanteile der NYHA-Klassen wurden für Herzinsuffizienz-Pat. angegeben.

Abbildung 2:
 Klinische RF

EF = Ejektionsfraktion, prozentuelle Häufigkeit der Herzinsuffizienzphänotype wurde als Anteil der  jeweiligen Form dargestellt.

Abbildung 3: 
EKG RF

Abbildung 4: Laborchemische Parameter

hsTnT = hochsensitives Troponin T, †= Parameter wurde als Median (+ Interquartilsabstand) dargestellt und mittels Mann-Whitney-U-Test analysiert.

Abbildung 5: 
Echokardiographische RF

TDI = Gewebedoppler, (G)LS = (globaler) longitudinaler Strain, m = mittel. Apical sparing wurde als ABR  ≥ 2.0 definiert.

Abbildung 6:
 CMR RF

In Klammern wurde die Anzahl der positiven Fälle durch Anzahl der beurteilten Fälle dargestellt.
ECV = extrazelluläres Volumen, LGE = late Gadolinium Enhancement
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