https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Universitätsklinikum Münster Interdisziplinäre Sektion Herzinsuffizienz Münster, Deutschland; 2Universitätsklinikum Münster Klinik für Kardiologie I: Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Angiologie Münster, Deutschland; 3Universitätsklinikum Münster Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Münster, Deutschland
Hintergrund:
Frauen mit Herzmuskelerkrankungen, insbesondere Kardiomyopathien, haben häufig einen Kinderwunsch. Schwangerschaften bei diesen Patientinnen sind jedoch mit einem erhöhten Risiko für Mutter und Kind verbunden. Prädiktoren für eine Hochrisikoschwangerschaft sind unter anderem ein hohes NYHA-Stadium >II, eine reduzierte linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) <30%, ventrikuläre Arrhythmien (einschließlich ICD- oder CRT-Patientinnen), Vorhofflimmern, schwere Mitralinsuffizienz, rechtsseitige Herzinsuffizienz (HI) sowie Hypotonie. Das Management dieser Patientinnen erfordert eine interdisziplinäre Betreuung, die sowohl kardiologische als auch gynäkologische Aspekte berücksichtigt.
Ziel:
Ziel dieser Fallserie ist es, die Betreuung und den Verlauf von Schwangerschaften bei Patientinnen mit Kardiomyopathien und komplexen kardialen Erkrankungen zu untersuchen und die Herausforderungen sowie die klinischen Ergebnisse zu dokumentieren.
Methoden:
Wir präsentieren eine Fallserie von 5 Patientinnen (Alter 25-39 Jahre) mit insgesamt 7 Schwangerschaften, die während ihrer Schwangerschaften in der Herzinsuffizienz- und Pränatalambulanz des Universitätsklinikums Münster betreut wurden. Die Patientinnen litten an dilatative Kardiomyopathie (DCM), restriktive Kardiomyopathie (RCM) und Myopathie, Myokarditis, non-compaction Kardiomyopathie (NC-CMP), Herztumor (Hämangiom). Alle Patientinnen erhielten eine regelmäßige kardiologische und gynäkologische Betreuung, die Laboruntersuchungen (Blutbild, Elektrolyte, Nieren- und Leberwerte, NT-proBNP), EKG und Echokardiographie sowie fetale Ultraschalluntersuchungen umfasste. Die HI-Medikation bis auf Betablocker wurde zu Beginn der Schwangerschaft abgesetzt. Die Patientinnen befanden sich während der Schwangerschaft im NYHA-Stadium II-III (Tab. 1).
Ergebnisse:
Die Ergebnisse zeigen, dass die NT-proBNP-Werte und die LVEF während der Schwangerschaft variabel verliefen (Abb. 1 und 2). Bei der RCM-Patientin stieg der NT-proBNP-Wert zu Beginn der Schwangerschaft an, während er bei den anderen Patientinnen stabil blieb. Die LVEF war bei den meisten Patientinnen stabil, außer bei der RCM-Patientin und der Patientin mit Myokarditis, bei denen ein leichter Rückgang der LVEF beobachtet wurde (RCM 55 % -> 40 % und 38 % -> 36%, Myokarditis 48 % -> 42 %). Die Geburten von 5 der 7 Schwangerschaften erfolgten per Sectio, zwei vaginal. Zwei Frühgeburten traten nur bei der Patientin mit RCM auf, während die übrigen Geburten nach der 35. Schwangerschaftswoche (SSW) erfolgten (Tab. 1).
Schlussfolgerung:
Schwangerschaften bei Patientinnen mit Kardiomyopathien sind unter enger, interdisziplinärer Betreuung möglich. Regelmäßige kardiologische und gynäkologischen Kontrollen, insbesondere Echokardiographien, NT-proBNP-Messungen sowie fetale Ultraschalluntersuchungen, sind entscheidend, um sowohl die mütterliche als auch die fetale Gesundheit zu überwachen. Die Betreuung solcher Risikoschwangerschaften erfordert bei allen Entscheidungen, die Mutter und Fötus betreffen, eine gute Koordination und ständige Absprache zwischen Kardiologie und Gynäkologie.
Diagnose |
Alter |
NYHA-Stadium |
Device |
Geburt |
SSW |
RCM + MD 1. Schw. |
30 |
2-3 |
CRT-D |
Sectio |
34 |
RCM + MD 2. Schw. |
35 |
3 |
CRT-D |
Sectio |
31 |
DCM |
30 |
2 |
ICD |
vaginal |
39 |
Myokarditis |
37 |
2 |
kein |
vaginal |
35 |
Kard. Tumor 1. Schw. |
25 |
3 |
ICD |
Sectio |
37 |
Kard. Tumor 2. Schw. |
29 |
3 |
ICD |
Sectio |
38 |
NC-CMP |
39 |
3 |
kein |
Sectio |
39 |
Tab 1 Angabe der Patientinnen
Abb. 1 Verlauf des NT-proBNPs
Abb. 2 Verlauf der LVEF