Erreichung der LDL-C Zielwerte bei kardiovaskulären Hochrisikopatienten: Bedeutung einer intensiven, individualisierten Therapieanpassung und regelmäßiger Nachkontrollen

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4

Marcus Fischer (Kelheim)1, F. Brummer (Regensburg)2, L. Schultze (Regensburg)2, F. Manzenberger (Regensburg)2, M. Muck (Regensburg)2, C. Liebl (Regensburg)2, C. Strack (Regensburg)2, L. S. Maier (Regensburg)2, A. Baessler (Regensburg)3

1Caritas Krankenhaus St. Lukas Kelheim GmbH Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin Kelheim, Deutschland; 2Universitätsklinikum Regensburg Klinik und Poliklinik für Innere Med. II, Kardiologie Regensburg, Deutschland; 3Universitätsklinikum Regensburg Universitäres Herzzentrum Regensburg Regensburg, Deutschland

 

Hintergrund: Im klinischen Alltag wird auch bei kardiovaskulären (CV) Hochrisikopatienten nach Bestimmung des Lipidprofils häufig eine lipidsenkende Therapie angesetzt, ohne dass weitere Nachbestimmungen und Therapieanpassungen erfolgen. Diese fehlende „treat-to-target-Strategie“ trägt vermutlich zur Diskrepanz zwischen Leitlinienempfehlung und mangelhafter Zielwerterreichung bei. Wir untersuchten die Häufigkeit einer fehlenden Zielwerterreichung und den Abstand vom Zielwert („distance to goal“) nach Therapieinitiierung oder nach einmaliger Therapieoptimierung mit verschiedenen Therapiemodalitäten.

Methoden: Seit 2017 wurden n=1550 Patienten in unsere spezialisierte Lipidambulanz aufgrund von hohen LDL-C Ausgangswerten, familiärer Hypercholesterinämie (FH), Statinintoleranz, Lp(a)-Erhöhung und/oder hohem CV Risiko zur Therapieoptimierung zugewiesen. Nach den aktuell gültigen ESC/EAS Guidelines hatten 1431 Patienten ein hohes (n=469) oder sehr hohes (n=962) CV Risiko und somit LDL-C-Zielwerte von <70 bzw. <55mg/dl. Die LDL-C Werte wurden halbjährlich nach Erstbesuch und Therapieanpassungen erneut bestimmt.

Ergebnisse:  Der therapienaive LDL-C Ausgangswert der Hochrisikopat. betrug 201±77 und bei Erstvorstellung 130±62 mg/dl. Davon gaben 43,7% (Männer 39,3% vs. Frauen 51,4%, p=0.0003) eine Statinintoleranz an. Bei Erstvorstellung in unserer Ambulanz waren 36,6% nicht lipidsenkend therapiert; 25,3% nahmen die Kombination aus Statin+Ezetimib (StatinEze) ein; eine Statin-Monotherapie war bei 18,7% vorhanden; nur Ezetimib (Eze, 6,9%) oder eine orale Triple-Therapie (Statin+Ezetimib+Bempedoinsäure) hatten 4,5%. Sechs Monate nach erstmaliger leitliniengerechter Therapieintensivierung sank das LDL-C zwar signifikant um 36±35%, betrug aber noch 78±47 mg/dl. Entsprechend war zu diesem Zeitpunkt ein Großteil (65%) nicht im Zielbereich (Männer: 61,2% vs. Frauen: 71,5%, p<0.01). Nur Pat. mit PCSK9-Inhibitoren in Kombination mit anderen Lipidsenkern (PCSK9_I-plus) erreichten bereits zum ersten Follow-Up durchschnittlich den empfohlenen Zielwert von 55 mg/dl (53±35 mg/dl). Die „distance to goal“ betrug bspw. bei intensivierter Triple und StatinEze-Therapie noch 16±32 bzw. 20±37 mg/dl. Nach 2 weiteren Follow-Up Visiten mit nochmaligen Nachadjustierungen, konnte bei 70,4% der LDL-C Zielbereich erreicht werden.

Schlussfolgerung: Eine längerfristige Betreuung mit wiederholten Kontrollen und individuellen Therapieanpassungen sind erforderlich, um bei CV Risikopatienten einer Lipid- oder Präventionsambulanz die von den Leitlinien empfohlen LDL-C Zielwerte zu erreichen.

 
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