https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier Herzzentrum Trier, Deutschland; 2Privatpraxis mit Tätigkeitsschwerpunkt Psychokardiologie Völklingen, Deutschland
Bis zu einem Viertel der von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffenen Menschen entwickelt im Verlauf der Erkrankung zusätzlich eine psychische Komorbidität (z. B. Depression, Posttraumatische Belastungsstörung, Angststörung), die die Lebensqualität einschränken und im Falle depressiver Krankheitsbilder darüber hinaus die Hospitalisierungsrate und das Überleben prognostisch ungünstig beeinflussen kann. Es bedarf einer frühzeitigen Identifizierung psychokardiologischer Beschwerden um ein entsprechendes Therapieangebot zu etablieren und die kardiale Prognose zu verbessern, dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen ihre komorbiden psychischen Beschwerden oft nicht ausreichend thematisieren und für die behandelnden Ärzte die Optimierung der somatisch-kardiologischen Therapie im Mittelpunkt steht. Wie. erste Studienergebnisse im Rahmen der „Collaborative Care“ zeigen, können beruflich Pflegende in multiprofessionellen Teams, insbesondere wegen ihres engen Patiet*innenkontaktes, eine bedeutsame Brückenfunktion wahrnehmen. Die HeartNetCare-HF Studie bei Menschen mit einer Herzinsuffizienz und komorbider Depression belegt ebenfalls die positiven Effekte einer engmaschigen pflegerischen Betreuung.
Im Rahmen eines Pilotprojektes wurde erstmals für Pflegende und medizinische Fachangestellte in der Kardiologie und Herzchirurgie eine psychokardiologisch orientierte Fortbildung angeboten. Die Fortbildung wurde von Pflegeexperten für Herzinsuffizienz und Traumafolgestörungen sowie einer in psychokardiologischer Diagnostik und Therapie erfahrenen Ärztin konzipiert und als Wochenend-Workshop im HerzZentrum Saar durchgeführt. Pflegende aus allen Bereichen der Kardiologie wurden hierbei in die theoretischen Grundlagen der Psychokardiologie eingeführt. Expert*innen per Videobeitrag und vor Ort vermittelten die wichtigsten psychischen Komorbiditäten (z.B. Depression, Traumafolge- und Angststörungen) bei Herz- Kreislauferkrankungen. Eindrückliche Fallbeispiele mit Live-Patient*innen ergänzten die Vorträge und regten in der nachgehenden Analyse zum kritischen Hinterfragen gewohnter Abläufe und zur Entwicklung alternativer Sicht-, Kommunikations- und Handlungsweisen im praktischen Alltag an. Die Teilnehmenden erhielten einen „Erste-Hilfe-Koffer“ (Theorie und Praxis) mit den Möglichkeiten zur supportiven Unterstützung ihrer Patient*innen und Interventionen zur Stärkung der eigenen Selbstfürsorge und Psychohygiene im Umgang mit diesen.
Mit dieser neuen Fortbildung für Pflegende möchten die Veranstaltenden erreichen, dass psychische Begleiterkrankungen im multiprofessionellen Team frühzeitiger erkannt werden und eine psychokardiologische Versorgung damit mehr Patient*innen zugutekommt.
Zwei der Organisatorinnen, eine Psychokardiologin und eine Pflegekraft stellen die Evaluation aus der Befragung der Teilnehmenden zur ersten Veranstaltung vor. Sie berichten über ihre Erfahrungen aus dem Blickwinkel der jeweiligen Berufsgruppe.