https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Asklepios Klinik St. Georg Kardiologie & internistische Intensivmedizin Hamburg, Deutschland; 2Asklepios Klinik St. Georg Innere Medizin und Gastroenterologie Hamburg, Deutschland; 3Asklepios Klinik St. Georg Interventionelle Kardiologie und Elektrophysiologie Hamburg, Deutschland; 4Asklepios Proresearch Hamburg, Deutschland
Hintergrund:
Ösophageale Läsionen, insbesondere das Auftreten einer atrioösophageale Fistel („AÖF“), sind gefürchtete Komplikationen nach thermischer Pulmonalvenenisolation (PVI) bei Patient:innen mit Vorhofflimmern (VHF). „High Power Short Duration“ (HPSD) ist im Vergleich zur konventionellen Radiofrequenz-Ablation (25-40 Watt (W), 20-30 Sekunden (Sek.)) eine Ablationsstrategie, bei der mit höherer Wattzahl (50-90 W für 4-10 Sek.) für kurze Zeit abladiert wird. Daten bezüglich der ösophagealen Sicherheit mittels postprozeduraler Endoskopien sind derzeit limitiert.
Ziel der Eso-AF Studie war die Evaluation der Sicherheit und des Erfolgs einer HPSD-Ablation, insbesondere in Hinblick auf ösophageale Läsionen, bei Patient:innen nach de-novo-PVI.
Methoden:
Von 02/2022 bis 06/2024 wurden konsekutive Patient:innen mit VHF, die sich in unserem Zentrum einer de-novo HPSD-PVI (70 W für 5 Sek. posterior, 7 Sek. anterior, inferior und superior) unterzogen, prospektiv in die Eso-AF Studie eingeschlossen. Nach Durchführung der PVI, erhielten allen Patient:innen eine Ösophagogastroskopie (ÖGD) zur Evaluation möglicher thermischer Läsionen. Der primäre Endpunkt waren ablationsbedingte Ösophagusläsionen, definiert durch thermische Läsionen, Perforationen,
und AÖF. Die sekundären Endpunkte beinhaltete weitere periprozeduraler Komplikationen sowie die Arrhythmie-Freiheit, erhoben mittels strukturiertem Ein-Jahres-Follow-up.
Ergebnisse:
Es wurden n=166 Patient:innen (Alter 68 ± 9 Jahre, 63,86% männlich) mit paroxysmalem (n=87/166; 48%) oder persistierendem VHF (n=79/166; 52%) in die Eso-AF Studie eingeschlossen (n= 166/166 (100%) de-novo HPSD-PVI; n=15/166 (9%) zusätzliche rechtsatriale Isthmusablation).
Die Prozedurzeiten betrugen im Mittel 137 ± 35 Minuten (inklusive Wartezeit), die Durchleuchtungszeiten beliefen sich auf im Mittel 6 ± 4 Minuten.
Thermische Läsionen im Ösophagus konnten bei n=5/166 Patient:innen (3%) festgestellt werden (n=1/3 Erosion, n=2/3 Ulcus <5mm). Im Falle des Nachweises einer ablationsbedingten Ösophagusläsion erhielten alle Patienten (n=5/5) eine Nahrungskarenz sowie Protonenpumpeninhibitoren in mindestens doppelter Standarddosis (nach gastroenterologischer Maßgabe). Ein ergänzendes CT wurde bei n=2/5 Patient:innen (40%) durchgeführt, jeweils ohne Nachweis einer AÖF. Alle Läsionen heilten folgenlos aus.
Zu weiteren prozedur-assoziierten Komplikationen kam es bei n=5/166 Patient:innen (3%) (n=2/5 schwerwiegende Blutungen: Perikardtamponade n=1/2, transfusionspflichtige Leistenblutung n=1/2; n=1/5 nichtschwerwiegende Blutung im Sinne eines Leistenhämatoms).
Das Follow-Up der Patienten erfolgte im Median nach 395 Tagen (Q1: 211- Q3: 632). Auch im Langzeit-Verlauf kam es zu keinem Auftreten einer AÖF oder dem Auftreten eines Todesfalls. Zu einem Arrhythmie-Rezidiv außerhalb der Blanking-Periode kam es bei n=23/135 Patient:innen (17%) nach im Median 93 Tagen nach HPSD-PVI (Q1: 65- Q3: 278). Eine Re-Ablation erfolgte bei n=16/23 Patient:innen (70%). Eine antiarrhythmische Therapie zum Zeitpunkt des Follow-Ups bestand bei n=12/135 Patient: innen.
Schlussfolgerung:
Die de-novo HPSD-PVI zeigte eine niedrige Rate thermischer Läsionen des Ösophagus ohne Auftreten einer AÖF im Langzeitverlauf. Unter Durchführung konservativer Therapiemaßnahmen konnten alle thermischen Läsionen folgenlos abheilen. Die HPSD-Ablation mit 70 Watt zeigt somit ein zufriedenstellendes Sicherheitsprofil für thermische als auch periprozedurale Komplikationen.