https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Universitätsklinikum Regensburg Klinik und Poliklinik für Innere Med. II, Kardiologie Regensburg, Deutschland; 2Universitätsklinikum Regensburg Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie Regensburg, Deutschland; 3Universitätsklinikum Klinik für Anästhesiologie Regensburg, Deutschland; 4Flinders Universität College für Medizin und öffentliche Gesundheit Adelaide, Australien; 5Universität Adelaide Fachbereich Biomedizinische Technik, Fakultät für Elektrotechnik und Maschinenbau Adelaide, Australien
Hintergrund: Die wiederkehrende Sympathikusaktivierung durch Apnoen und Hypopnoen führt bei Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) zu intermittierender peripherer Vasokonstriktion, die mittels Photoplethysmographie am Finger gemessen werden kann. Die Messung der nächtlichen Pulswellenamplitudenabfälle könnte auf eine geringe vasomotorische Reaktivität und eine hohe arterielle Steifigkeit hinweisen und kardiovaskuläre Ereignisse vorhersagen.
Ziel: Quantifizierung der nächtlichen Pulswellenamplitudenabfälle bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und Bewertung ihrer prädiktiven Bedeutung für den Kurzzeit-Outcome aortokoronarer Bypassoperationen (ACB).
Methoden: Die nächtlichen Pulswellenamplitudenabfälle wurden mittels pulsoximetriebasierter Photoplethysmographie in einer Subanalyse der laufenden prospektiven Beobachtungsstudie „Impact of Sleep-disordered breathing on Atrial Fibrillation and Perioperative Complications in Patients undergoing Coronary Artery Bypass grafting Surgery (CONSIDER AF, NCT02877745)“ (n=200) gemessen. Der nächtliche Pulswellenamplitudenabfall-Index (NPAI) wurde als kumulative Dauer aller PWA-Abfälle relativ zur Aufnahmezeit der Polygraphie (TRT) definiert. Die Teilnehmer wurden in die Gruppen keine bis leichte SBAS (keine SBAS, AHI<15/h) und mittlere bis schwere SBAS (SBAS, AHI>15/h) unterteilt, die jeweils in eine Gruppe mit niedrigem NPAI (< Median) und hohem NPAI (≥ Median) eingeteilt wurden. Der primäre Endpunkt war die Dauer des Krankenhausaufenthalts nach der ACB-Operation.
Ergebnisse: 19% der Patienten wiesen die Kombination aus SBAS und niedrigem NPAI auf. 35% der Patienten in dieser Gruppe zeigten eine präoperative Herzinsuffizienz. Im Vergleich der vier Gruppen (keine SBAS und hoher NPAI, keine SBAS und niedriger NPAI, SBAS und hoher NPAI, SBAS und niedriger NPAI) war der Krankenhausaufenthalt in der Gruppe mit SBAS und niedrigem NPAI statistisch signifikant länger als in den anderen Gruppen (Median[IR]: 8,0[7,0;11,8] vs. 9,0[7,0;14,0] vs. 9,5[8,0;14,8] vs. 13,0[8,518,0] Tage, p=0,005). Die postoperativen Komplikationen respiratorische Insuffizienz (10% vs. 7% vs. 10% vs. 24%, p=0,158), Dauer der Vasopressorengabe (Median[IR]: 27[13;43] vs. 31[18;48] vs. 31[16;59] vs. 42[19;99] Stunden, p=0,059) und akute Herzinsuffizienz (2% vs. 3% vs. 3% vs. 11%, p=0,118) traten tendenziell am häufigsten in der Gruppe mit SBAS und niedrigem NPAI auf. In multivariablen linearen Regressionsanalysen unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index waren der Quotient AHI/NPAI (B(95%-KI)=2,64(0,21; 5,08); p=0,033) und der NPAI (B(95%-KI)=-0,20(-0,39; -0,01); p=0,038) mit der Krankenhausaufenthaltsdauer assoziiert, der AHI (B(95%-KI)=0,05(-0,03;0,12); p=0,214) jedoch nicht.
Schlussfolgerung: Die Kombination aus Schlafapnoe und niedrigem NPAI ist ein Prädiktor für einen verlängerten Krankenhausaufenthalt und kardiale Komplikationen nach einer ACB-Operation. Weitere Forschung ist notwendig, um zu klären, ob spezifische perioperative Maßnahmen die Patienten schützen können.
Schlüsselwörter: Schlafapnoe, Pulswellenamplitudenabfall, koronare Herzkrankheit, koronare Bypassoperation, Krankenhausaufenthaltsdaue