https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Universitätsklinikum Frankfurt Med. Klinik III - Kardiologie, Angiologie Frankfurt am Main, Deutschland; 2Universitätsklinikum Frankfurt Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie Frankfurt am Main, Deutschland
Einleitung
Die transkathetergestützte Aortenklappenimplantation (TAVI) ist für medizinisch Laien ein komplexes Verfahren, das oft mit Ängsten und Unsicherheiten bei den Patienten verbunden ist. Eine umfassende Aufklärung ist daher entscheidend, um das Vertrauen der Patienten in das Verfahren zu stärken und Ängste zu reduzieren. Der Einsatz moderner Virtual-Reality-Technologie (VR) bietet hierbei neue Möglichkeiten. Diese Pilotstudie untersucht, ob der Einsatz einer VR-Brille zur Visualisierung der individuellen Herzanatomie die Informationsvermittlung und Angstbewältigung verbessern kann.
Methoden
In dieser randomisierten Pilotstudie wurden zwei Gruppen von Patienten vor TAVI miteinander verglichen (n=40, 25% Frauen, mittleres Alter 79.0 +/- 7.5 Jahre). Die Interventionsgruppe erhielt eine präoperative Aufklärung mit einer VR-Brille (Holocare AS, Oslo, Norwegen), welche eine 3D-Visualisierung des Herzens und der Aortenklappe auf Basis von CT-Daten ermöglicht. Die Aufklärung in der Kontrollgruppe erfolgte nach dem gängigen klinischen Standard, ohne den Einsatz von VR-Technologie. Zur Evaluation des Wissensstands und des Angstempfindens der Patienten wurden vor und nach der Aufklärung validierte Fragebögen verwendet. Eine dementielle Erkrankung wurde durch einen Mini Mental Status Test vor Einschluss in die Studie ausgeschlossen (Median 29 von 30 Punkten, interquartiler Bereich 27-29 Punkte).
Ergebnisse
Die Mehrheit der Patienten, die eine Aufklärung mit der VR-Brille erhielten, empfanden die alleinige Standard-Aufklärung ohne VR-Brille als inhaltlich zu komplex (93.3%), was für signifikant weniger Patienten in der Kontrollgruppe zutraf (55.0%, p=0.022, zweiseitige Signifikanz, exakter Test nach Fisher). Erfolgte die Aufklärung mit einer VR-Brille fühlten sich die Patienten besser informiert über den bevorstehenden Eingriff (73.7%) und würden die Aufklärung mit einer VR-Brille der Standart-Aufklärung zukünftig vorziehen (63.2%). Hinsichtlich der empfundenen Angst, evaluiert mit der Spielberger State-Trait Anxiety Inventory (STAI) und Big Five Inventory (BFI-10) fanden zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Untersuchungsgruppen (p=0.592 und p=0.469 respektive, zweiseitige Signifikanz, MWU-Test).
Zusammenfassung
Durch die Integration von Virtual-Reality-Technologie in die klinische Praxis kann die Vermittlung von komplexen Sachverhalten vereinfacht und die Patientenzufriedenheit gesteigert werden. Wir konnten zeigen, dass auch in einem älteren Patientenkollektiv die VR-gestützte Aufklärung das Verständnis von der Anatomie und der TAVI-Prozedur steigert. Weitere Studien mit größeren Stichproben sind erforderlich, um den Nutzen dieser modernen Technologie im klinischen Alltag zu validieren.