Die Ergebnisse des GIN-Registers sprechen einmal mehr für die Notwendigkeit einer individualisierten und Zielwert-orientierten lipidsenkenden Therapie, so Weingärtners Schlussfolgerung.
Dieser Einschätzung schloss sich auch Prof. Andreas Zeiher vom Uniklinikum Frankfurt als offizieller Kommentator der von Weingärtner präsentierten Studiendaten an. Für die Beurteilung sei wichtig zu wissen, dass es sich dabei um drei Monate nach Applikation der Erstdosis erhobene Befunde handelt, betonte der Kardiologe. Nötig sei allerdings ein längeres Follow-up. Zeiher erinnerte daran, dass in den zulassungsrelevanten randomisierten Studien (ORION-Programm) die LDL-Reduktion nach sechs Monaten und zweimaliger Inclisiran-Applikation rund 50% betragen habe. LDL-C-Anstiege seien dabei unter dieser Therapie nicht beobachtet worden.
Die im Vergleich dazu geringere LDL-Reduktion im GIN-Register sei möglicherweise der durch eine spezielle Patientenauswahl bedingten Heterogenität des Studienkollektivs geschuldet. Dass etwa Patienten, bei denen zuvor eine Therapie mit PCSK9-Hemmern wenig erfolgreich war, nicht gut auf die ebenfalls PCSK9-basierte Inclisiran-Therapie ansprechen, sei wenig überraschend und quasi eine „self fullfilling prophecy“, so Zeiher.
Erstaunlich ist nach seiner Ansicht jedoch die Tatsache, dass Statine keinen Einfluss auf die Inclisiran-Therapie gehabt haben sollen. Normalerweise führe eine Behandlung mit Statinen zur Hochregulierung von PCSK9 – was das Ansprechen auf Inclisiran eigentlich verbessern müsste. Auf Basis gepoolter Langzeitdaten (Follow-up-Dauer 510 Tage) zur Inclisiran-Therapie sei eine solche Responseverbesserung auch tatsächlich gezeigt worden.
Als Take Home Message gab Zeiher am Ende mit auf den Weg, dass auch im Fall von Inclisiran die Therapie nicht nach dem „fire and forget“-, sondern nach dem „treat to target“-Prinzip zu erfolgen habe.