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Sarkopenie ist ein häufig auftretendes Problem bei Patient:innen mit schwerer Herzinsuffizienz, was zu einer reduzierten funktionellen Kapazität und Mobilität führt. Während eines stationären Aufenthaltes aufgrund einer schweren Herzinsuffizienz sind die Patient:innen besonders gefährdet rasch an Muskulatur zu verlieren.
Diese Studie verfolgte das Ziel, die Effekte einer zusätzlichen neuromuskulären Elektrostimulation (NMES) im Vergleich zu einer alleinigen routinemäßigen Physiotherapie bei hospitalisierten Patient:innen mit schwerer Herzinsuffizienz auf die funktionelle Leistungsfähigkeit zu untersuchen. Dabei wurden auch Patient:innen mit kardialen Devices in die Studie eingeschlossen, um als weiteren Aspekt die Sicherheit der Anwendung von NMES bei dieser Patientengruppe zu untersuchen.
Gemäß ihrer Leistungsfähigkeit wurden 30 Patient:innen stratifiziert und 1:1 in eine Kontroll- und eine Stimulationsgruppe randomisiert. Die Stimulationsgruppe erhielt über zwei Wochen eine NMES der Beinmuskulatur zusätzlich zu regulären physiotherapeutischen Maßnahmen, während die Kontrollgruppe lediglich die reguläre Physiotherapie erhielt. Die funktionelle Leistungsfähigkeit wurde anhand eines Scores (StimFIT5-Score), der auf fünf verschiedenen Funktionstests basierte, vor Beginn (T0) und nach zwei Wochen (T1) erhoben. Weiterhin wurden sonografisch die Muskelquerschnittsfläche und Muskeldicke des M. vastus lateralis gemessen sowie der PHQ9-Score als Maß für das psychische Befinden erfasst.
Während der Behandlung traten keine unerwünschten Nebenwirkungen auf, insbesondere gab es keine elektromagnetischen Interferenzen bei Patient:innen mit kardialen elektronischen Geräten. Zum Zeitpunkt T1 zeigte die Stimulationsgruppe (p<0,001) eine signifikant (p=0,002) größere Verbesserung des StimFIT5-Scores im Vergleich zur Kontrollgruppe (p=0,006). Der relative Anstieg im StimFIT5-Score war bei Patient:innen der Stimulationsgruppe mit einem niedrigen Ausgangs-Score am höchsten (+53 %). Bei der Muskelsonografie sowie dem PHQ9-Score zeigten sich hingegen keine signifikanten Veränderungen.
Die Anwendung von NMES bei Patient:innen mit schwerer Herzinsuffizienz und kardialen elektronischen Geräten ist sicher und zeigt in Kombination mit regulärer Physiotherapie eine Verbesserung der funktionellen Leistung. Besonders Patient:innen mit einer geringen Belastbarkeit profitieren hiervon am meisten. Die NMES sollte daher als zusätzliche Therapieoption insbesondere bei sehr schwachen Patient:innen in Betracht gezogen werden.
Abbildung 1: Verbesserung des StimFIT5-Score der Kontroll- und Stimulationsgruppe. Quelle: eigene Darstellung.
Abbildung 2: Prozentuale Verbesserung des StimFIT5-Score nach Leistungsgruppe (LP: Low Performance, HP: High Performance). Quelle: eigene Darstellung.