Das Wissen über Interaktionen von psychischen und somatischen Prozessen ist heute gut belegt und für die Schnittstelle zwischen Kardiologie und Psychosomatik – die Psychokardiologie – in Leitlinien und Positionspapieren dokumentiert und in den neuen Weiterbildungsordnungen gefordert. Es wird von einem bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell ausgegangen. Psychische und soziale Faktoren können die Entstehung und den Verlauf von Herzerkrankungen positiv wie negativ beeinflussen. Zugleich können psychische und soziale Folgeprobleme durch die kardiale Erkrankung ausgelöst oder vorbestehende Störungen verstärkt werden. Angststörungen sind zusammen mit depressiven Erkrankungen und somatoformen Störungen die häufigsten seelischen Störungen im Zusammenhang mit Herz-Kreislauferkrankungen. Die Bandbreite in der Psychokardiologie reicht von schwer herzkranken Patient:innen mit einer Depression bis hin zu herzgesunden Patient:innen mit Beklemmungsgefühlen und herzbezogenen Ängsten, die als lebensbedrohlich erlebt werden. In einer bio-psycho-sozialen Anamnese können mögliche Wechselwirkungen zwischen kardialen und psycho-sozialen Problemen erfasst werden. Die behandelnden Ärzt:innen sollten diese Wechselbeziehungen diagnostizieren und Gesprächsangebote machen. Hier können Kurse zur psychokardiologischen Grundversorgung helfen. Gegebenenfalls ist eine zusätzliche psychosomatisch-psychotherapeutische oder spezifische psychokardiologische Behandlung zu veranlassen.