Die beim ESC 2025 vorgestellten ersten Guidelines für Myokarditis und Perikarditis haben das Ziel eine praxisnahe Guidance für die Klinik, insbesondere für Kardiologinnen und Kardiologen, zu geben. Dabei orientieren sich die vorgestellten Flowcharts an der klinischen Realität und beginnen jeweils mit den Symptomen und führen anschließend über die Risikostratifizierung und Diagnostik zu den therapeutischen Möglichkeiten. Die jeweilige Guidance ist an den häufigsten Symptomen orientiert - dies sind entsprechend infarktähnliche Brustschmerzen, Dyspnoe und Palpitationen (bei Arrhythmien). Natürlich gibt es auch Flowcharts für entsprechende primär perikardiale Erkrankungen, wie eine kontriktive Perikarditis.
Es gab einige wesentliche Neuigkeiten. Das erste ist, es wurde ein neues Syndrom eingeführt: das inflammatorische myoperikardiale Syndrom (Inflammatory Myopericardial Syndrom, IMPS). Dasselbe spiegelt, dass beide anatomische Strukturen nicht nur eng beieinanderliegen, sondern auch durch ähnliche Ursachen (in unterschiedlicher Häufigkeit) geschädigt werden können. Das geht von infektiösen Ursachen über autoinflammatorische Prozesse, bis natürlich zu toxischen Schäden. Eine weitere praxisrelevante Neuigkeit ist der sogenannte „Paradigm Change“. Dies heißt letztlich, dass die Diagnose einer definitiven Myokarditis, ähnlich den 2024 erschienen amerikanischen Guidelines, durch eine multimodale Bildgebung, führend dabei die Kardiovaskuläre MRT (CMR) möglich ist. Somit kann bei einer unkomplizierten Myokarditis der Nachweis sowohl imittels Endomyokardbiopsie (EMB-proven) als auch mittels CMR (CMR-proven) erfolgen. Entscheidend ist die diagnostische Qualität, mit der die Untersuchungen durchgeführt werden, als auch interpretiert werden und natürlich die sehr zeitnahe Übermittlung. Darüberhinaus finden sich in den Guidelines Tabellen, um eine medikamentöse Führung vornehmen zu dabei wird steht häufig die Behandlung der Herzinsuffizienz oder von Arrhythmien im Vordergrund.
Aus unserer Sicht besonders wichtig ist die Darstellung der unterschiedlichen klinischen Typen und der mögliche Übergang ineinander, dies reicht von wenig symptomatischen IMPS bis zu schwersten Erstpräsentationen. Ein weiteres Augenmerk wird auf die Darstellung einer potentiellen Ausheilung völlig ohne Residuen gelegt. Entsprechend wird auch das klinische Follow-up der Patientinnen und Patienten unterschiedlich stratifiziert. Dabei sollten alle Personen mindestens 2 Jahre nachkontrolliert werden und komplizierte Formen sogar lebenslang. Entscheidend ist, dass man die Ausheilung der aktiven Inflammation über klinische Parameter und auch über die Durchführung einer CMR innerhalb der ersten 6 Monate, insbesondere beim Myokarditis-Typ, definiert. Davon hängt ab, wann die Patientinnen und Patienten wieder zu einer körperlichen Belastung zurück kehren können. Typischerweise werden die Patientinnen und Patienten sich mindestens 4 Wochen körperlich schonen müssen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind wiederkehrende (eng. „recurrent“) Formen, bei denen man ein Augenmerk auf potentielle genetische Aspekte legen sollte und entsprechend der Familien-Anamnese eine große Rolle zu kommt. Es besteht zu dem bei dieser Form der Erkrankung ein Überlappung mit vererbbaren Kardiomyopathien. Diese unterschiedlichen Aspekte haben dazu geführt, dass ein IMPS-Team etabliert wird. Im Team sind viele Spezialistinnen und Spezialisten eingebunden. Natürlich wird man nicht bei jedem Fall jeden brauchen, aber entsprechend der Ausprägung des IMPS ist es notwendig das bestehende Netzwerk zu nutzen und insbesondere darauf achten, dass die Kolleginnen und Kollegen auch eine entsprechend kardiologische/inflammatorische Expertise hat.
Wir hoffen, dass mit diesen ersten Guidelines für IMPS ein Neustart gegeben wird für weitere prospektive Studien, um diese, die Community sehr beschäftigende Erkrankung, besser verstehen zu können.