FINEARTS-HF: Finerenon reduziert Herzinsuffizienz-Ereignisse bei HFpEF/HFmrEF

 

ESC-Kongress 2024 | FINEARTS-HF hat bei Patienten mit Herzinsuffizienz und erhaltener bzw. leicht reduzierter linksventrikulärer Funktion (HFpEF und HFmrEF, LVEF ≥40%) gezeigt, dass die Behandlung mit dem non-steroidalen Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten (MRA) Finerenon den primären kombinierten Endpunkt (alle Herzinsuffizienz-Ereignisse und kardiovaskulärer Tod) nach im Median 32 Monaten signifikant vermindert im Vergleich zu Placebo. Wie erwartet erhöhte Finerenon das Risiko einer Hyperkaliämie und verminderte das Risiko einer Hypokaliämie. 

Von:

Prof. Johann Bauersachs

Leiter der Rubrik Herzinsuffizienz

 

01.09.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Iakov Kalinin / Shutterstock.com

Methodik

 

Es wurden 6.016 Patienten mit HFpEF/mrEF (linksventrikuläre systolische Ejektionsfraktion, LVEF ≥40%) randomisiert. Die Patienten mussten eine strukturelle Herzerkrankung haben und entweder kürzlich wegen einer Herzinsuffizienz hospitalisiert gewesen sein, oder erhöhte NTproBNP-Werte aufweisen. Sie durften in den letzten 30 Tagen nicht mit einem anderen MRA behandelt worden sein. Es erfolgte eine Randomisierung auf Finerenon (titriert bis 40 mg einmal tgl.) bzw. Placebo. Der primäre kombinierte Endpunkt umfasste alle Herzinsuffizienz-Ereignisse und kardiovaskulären Tod. 

Baseline-Daten

 

Die eingeschlossenen Patienten waren 72 +/- 10 Jahre alt und zu 46 % weiblich; fast 90 % hatten eine Hypertonie, etwa 40 % einen Diabetes mellitus, 38 % hatten Vorhofflimmern. Die mittlere eGFR (mL/min/1,73m2) betrug 62 %, eine eGFR < 60 mL/min/1,73m2 bestand bei 48 % der Patienten. Die Mehrheit der Patienten waren in New York Heart Association (NYHA) Klasse II (69%). Die mittlere LVEF betrug 53 ± 8 %. 85 % der Patienten waren mit Betablockern behandelt, 36 % mit ACE-Hemmern, 35 % mit ARB/ARNI und 14 % mit SGLT2-Inhibitoren.

Ergebnisse

 

FINEARTS-HF hat bei rund 6.000 Patienten mit HFpEF/mrEF den Effektvon Finerenon (titriert bis 40 mg) versus Placebo untersucht. Der primäre kombinierte Endpunkt (alle Herzinsuffizienz-Ereignisse und kardiovaskulärer Tod) nach im Median 32 Monaten war hochsignifikant vermindert im Vergleich zu Placebo (Rate Ratio, 0,84; 95%-Konfidenzintervall [CI], 0,74–0,95; p = 0,007). 

 

Es traten im Finerenon-Arm 842 Herzinsuffizienz-Ereignisse auf gegenüber 1.024 in der Placebo-Gruppe (Rate Ratio 0,82; 95%-KI 0,71–0,94, p = 0,006). Das erste Auftreten eines kardiovaskulären Tods bzw. eines Herzinsuffizienz-Ereignisses wurde durch Finerenon reduziert im Vergleich mit Placebo (Hazard Ratio 0,84; 95%-KI, 0,76–0,94). Der Anteil des kardiovaskulären Tods war 8,1 % in der Finerenon- vs. 8,7 % in der Placebo-Gruppe (Hazard Ratio 0,93; 95%-KI, 0,78–1,11).

 

Die primären Ergebnisse waren konsistent in allen vordefinierten Subgruppen einschließlich bei Stratifizierung nach LVEF bzw. Vorbehandlung mit SGLT2-Inhibitoren. Bezüglich der Lebensqualität gemessen mit KCCQ-TSS zeigt sich eine Änderung von 8,0 Punkten in der Finerenon-Gruppe und 6,4 Punkten in der Placebo-Gruppe (Differenz 1,6 Punkte; 95%-KI, 0,8–2,3, p < 0,001). Der Tod jeglicher Ursache trat bei 491 Patienten (16,4 %) in der Finerenon-Gruppe gegenüber 522 Patienten (17,4%) in der Placebo-Gruppe auf (Hazard Ratio 0,93; 95%-KI 0,83–1,06).

 

Ernste adverse Events traten auf bei 38,7% der Patienten in der Finerenon-Gruppe und bei 40,5 % in der Placebo-Gruppe. Erhöhungen des Kreatinins bzw. des Kalium-Spiegel waren häufiger bei Finerenon als bei Placebo; Kaliumspiegel über 6,0 mmol/L traten bei 86 Patienten (3,0 %) in der Finerenon-Gruppe und 41 Patienten (1,4 %) in der Placebo-Gruppe auf. Es gab keine fatale Episode einer Hyperkaliämie. Hypokaliämien waren seltener mit Finerenon als mit Placebo. Der mittlere systolische Blutdruck nach 6 Monaten war 3,4 mmHg (95%-KI 2,6–4,2) niedriger unter Finerenon als unter Placebo.

Fazit

 

FINEARTS-HF hat gezeigt, dass bei Patienten mit HFpEF oder HFmrEF der nicht-steroidale MRA Finerenon mit einem guten Sicherheitsprofil Herzinsuffizienz-Ereignisse klar signifikant und Todesfälle im beobachteten Zeitraum nicht signifikant senkt. Dies ist als klinisch hochrelevant einzuschätzen, da es bisher neben der Gabe von SGLT2-Inhibitoren keine prognoseverbessernde Medikation für Patienten mit HFpEF gibt. Interessant ist, dass auch bei mit SGLT2-Inhibitoren vorbehandelten Patienten eine ähnliche Risikoreduktion zu beobachten war wie bei den nicht-vorbehandelten. 

Zum Autor

Prof. Johann Bauersachs

Prof. Johann Bauersachs ist seit 2010 Direktor und W3-Professor der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen insbesondere akutes Koronarsyndrom, linksventrikuläre Heilung und Remodeling, akute und chronische Herzinsuffizienz sowie Intensivmedizin.

Referenzen

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