Versteckte Myokardschäden erkennen – mit einem speziellen Echoparameter

Manche Myokardschäden sind mit gängigen Echokardiografie-Parametern kaum zu erkennen. Beim Cardio Update erläuterte Prof. Achenbach, in welchen Fällen eine Strain-Analyse weiterhelfen kann.

Von Veronika Schlimpert

 

09.03.2020

Durch sog. Strain-Analysen lassen sich beginnende Myokardschädigungen frühzeitig identifizieren, selbst wenn die klassischen Echokardiografie-Parameter unverdächtig sind, wie Prof. Stephan Achenbach beim Cardio Update in Mainz ausführte. 

Global Longitudinal Strain gewinnt an Popularität

In den letzten Jahren immer populärer geworden ist der „Global Longitudinal Strain“ (GLS). Der GLS stellt ein Maß für die linksventrikuläre Globalfunktion dar: Je negativer der Wert, desto besser ist die Funktion. Für eine GLS-Analyse werde lediglich eine Bildakquisition von 40–80 Frames/s und eine ausreichende Bildqualität benötigt, so Achenbach.

 

Auf dem Cardio Update führte der am Universitätsklinikum Erlangen tätige Kardiologe folgende Erkrankungen an, bei denen der GLS die Diagnostik erleichtern kann:

1. Chemotherapie-bedingte Myokardschädigungen

„1 bis 2% der mit Checkpoint-Inhibitoren behandelten Patienten entwickelt eine Myokarditis“, berichtete Achenbach. Viele Patienten versterben an diesem neuen Krankheitsbild der „Immun-Checkpoint Myokarditits“, die Mortalität liegt bei 15 bis 50%. Bei mehr als der Hälfte der betroffenen Patienten kommt es innerhalb eines halben Jahres zu einem schweren kardiovaskulären Ereignis (MACE). Diagnostisch ist es schwer, diese Patienten früh zu identifizieren, weil bei etwa der Hälfte die EF unauffällig ist. 

 

Was jedoch auffällt, ist eine frühe Verschlechterung des GLS, selbst bei normaler EF. In einer erst kürzlich publizierten Studie war eine entsprechende Einschränkung des GLS bei Patienten mit Immun-Checkpoint-Myokarditits mit einem Anstieg der MACE-Rate assoziiert, und zwar unabhängig von der EF.

2. Dilatative Kardiomyopathie

Ein weiterer interessanter Ansatz ist, den GLS für das Verwandten-Screening von Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie (DCM) einzusetzen. Angehörige von DCM-Patienten haben prinzipiell ein erhöhtes Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln. Deshalb empfehlen kardiologische Fachgesellschaften, bei Verwandten ersten Grades nach Abnormalitäten im Myokard zu screenen. Allerdings werden solche Veränderungen bei Einsatz der klassischen Echoparameter häufig übersehen. 

 

Eine ebenfalls erst kürzlich publizierte Studie zeigt nun, dass Verwandte von DCM-Patienten im Mittel deutlich häufiger einen eingeschränkten GLS aufweisen, als das bei Kontrollpersonen der Fall ist, auch dann wenn ihre EF normal ist. Ein abnormaler Strain war auch hier ein schlechtes Zeichen: Er war mit einer Verschlechterung der Ventrikelfunktion, kardial bedingten Klinikeinweisungen und Tod assoziiert.

3. Subarachnoidalblutung

Eine prognostische Bedeutung hat der GLS auch bei Patienten mit akuten Subarachnoidalblutungen. In einer Studie äußerten sich die Blutungen bei Patienten mit abnormalem Strain schwerer. Anhand des GLS ließ sich die intrahospitale Sterblichkeit besser vorhersagen als mit der EF. Die Autoren schließen daraus, dass der myokardiale Strain bei Patienten mit Subarachnoidalblutungen ein Marker für eine erhöhte intrahospitale Mortalität und deshalb prognostisch von Nutzen ist.


Literatur

Achenbach S: Kardiale Bildegbung, CardioUpdate 2020, 28.02.2020 in Mainz

 

Awadalla M et al. Global Longitudinal Strain and Cardiac Events in Patients With Immune Checkpoint Inhibitor-Related Myocarditis. J Am Coll Cardiol. 2020 Feb, 75 (5) 467–78.

 

Verdonschot J et al. Value of Speckle Tracking–Based Deformation Analysis in Screening Relatives of Patients With Asymptomatic Dilated Cardiomyopathy. J Am Coll Cardiol Img. 2020 Feb, 13 (2 Part 2) 549–58.

 

Kagiyama  N et al. Neurocardiac Injury Assessed by Strain Imaging Is Associated With In-Hospital Mortality in Patients With Subarachnoid Hemorrhage. J Am Coll Cardiol Img. 2020 Feb, 13 (2 Part 2) 535–46.

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