https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
Ursula Rauch-Kröhnert (Berlin)1, M. van der Giet (Berlin)2, M. Girndt (Halle (Saale))3, P. Breitbart (Bad Krozingen)4, A. Wilke (Papenburg)5, A. Weber (Hamburg)6, A. King (Hamburg)6, N. Shivappa (Gaithersburg)7, M. Bishop (Gaithersburg)7, A.-K. Sundin (Mölndal/Göteborg)8, H. Chen (Gaithersburg)7, F. Knebel (Berlin)9
1Deutsches Herzzentrum der Charite (DHZC)
Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin
Berlin, Deutschland; 2Charité – Universitätsmedizin Berlin
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin
Berlin, Deutschland; 3Universitätsklinikum Halle
Innere Medizin (Nephrologie, Rheumatologie, Endokrinologie/Diabetologie)
Halle (Saale), Deutschland; 4Universitäts-Herzzentrum Freiburg / Bad Krozingen
Klinik für Kardiologie und Angiologie
Bad Krozingen, Deutschland; 5Kardiologische Praxis Papenburg
Papenburg, Deutschland; 6AstraZeneca GmbH
Hamburg, Deutschland; 7AstraZeneca
Pharmaceuticals LP
Gaithersburg, USA; 8AstraZeneca
Biopharmaceuticals Medical
Mölndal/Göteborg, Schweden; 9Sana Klinikum Lichtenberg
Klinik für Innere Medizin II, Schwerpunkt Kardiologie
Berlin, Deutschland
Hintergrund
Hyperkaliämie (HK) tritt bei kardiorenalen Erkrankungen besonders im Rahmen einer leitliniengerechten RAASi-Therapie bei bis zu 50% der Patient:innen auf. ESC- und KDIGO-Leitlinien empfehlen deshalb neben der Überwachung der Kaliumspiegel auch den Einsatz von Kaliumbindern, um die RAASi-Therapie beibehalten zu können. Daten aus dem Praxisalltag zeigen, dass dadurch Gesamtmortalität und Gesundheitskosten reduziert werden. Ziel der TRACK-Studie (Tracking Treatment Pathways in Adult Patients With Hyperkalemia) ist es, Behandlungsentscheidungen, -erwartungen und -ergebnisse über einen längerfristigen Zeitraum bei Patient:innen mit HK-Diagnose zu beurteilen.
Methoden
TRACK ist eine prospektive, nicht-interventionelle, longitudinale Beobachtungsstudie (Studienzeitraum Juli 2022- Dezember 2024) zum Behandlungsmanagement von Erwachsenen mit diagnostizierter HK. Unter den insgesamt 1.330 Patient:innen aus den USA und Europa waren 230 deutsche Patient:innen aus 16 deutschen Studienzentren. Die Charakteristika und Behandlungsdaten werden über einen Zeitraum von 12 Monaten nach dem HK-Indexereignis (definiert als Serum-K+ >5,0 mmol/L innerhalb von 21 Tagen vor dem Studieneinschluss) analysiert. Patient:innen mit Pseudo- und akuter HK z.B. wegen Infektion oder Trauma wurden ausgeschlossen. Diese Interimsergebnisse beschreiben die Ausgangscharakteristika und Behandlungsentscheidungen zum Zeitpunkt des Einschlusses für die deutsche Studienpopulation.
Ergebnisse
Das mittlere Alter der Studienpopulation betrug 72,8 ± 12,3 Jahre, das mittlere Serum-K+ war 5,5 ± 0,5 mmol/L. 99,1% der Patient:innen wiesen mindestens eine Komorbidität auf. Zu den häufigsten zählten die Hypertonie (70,4%), kardiale Erkrankungen, einschließlich Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit und andere (76,5%) und Diabetes mellitus Typ 2 (17,8%). Zu Studienbeginn hatten 37,8% eine Nieren- und Herzinsuffizienz (CKD und HF), 21,7% nur eine CKD und 10,0% eine isolierte HF. 71,3% der Patient:innen waren zu Studienbeginn unter RAASi-Therapie (ACEi, ARB, ARNI) – davon 78,7% in der Zieldosierung. MRA nahmen 17,8% ein, 82,9% davon in der Zieldosierung. Eine HK war jeweils der Hauptgrund für eine entsprechende Dosisreduktion, Therapieunterbrechung oder fehlende Auftitration bei 39,3% Patient:innen unter ACEi/ARB/ARNI bzw. bei 45,5% Patient:innen unter MRA. 44,9% der Studienteilnehmer:innen hatten bei Einschluss eine wiederkehrende HK-Episode. Trotzdem erhielten 19,6% der Patient:innen zu Studienbeginn keine spezifische HK-Therapiemaßnahme. Bei 60,9% wurde eine Überwachung des Kaliumspiegels initiiert, 3% erhielten einen Kaliumbinder (Abb. 1). Von 183 Patient:innen lagen bei Studienbeginn Angaben zur Hospitalisierung vor; 18% von ihnen wurden in den vorangegangenen 6 Monaten im Durchschnitt für 12,5 ± 13,7 Tage hospitalisiert.
Schlussfolgerung
Die ersten in Deutschland erhobenen Daten der TRACK-Studie zeigen, dass das von ESC- und KDIGO-Leitlinien empfohlene HK-Management in Deutschland derzeit nicht ausreichend in die Praxis umgesetzt wird, da bei einem großen Anteil an Patient:innen mit HK keine kaliumsenkende Therapiemaßnahme initiiert wird. Eine Herabtitrierung/Beendigung der leitlinienkonformen RAASi-Basistherapie bzw. konservative Maßnahmen zur K+-Reduktion erfolgen numerisch häufiger als eine Initiierung eines Kaliumbinders. Weitere Daten aus TRACK werden die Konsequenzen dieser Therapieentscheidungen bei Patient:innen mit HK näher beleuchten.