Direkte kardiologische Rehabilitation nach einem Indexereignis einer akuten Herzinsuffizienz-Hospitalisierung: Design, Hintergrund und erste Ergebnisse der ACTIVE-HF-Studie

https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y

Felicitas Lemmer (Lübeck)1, D. Jurczyk (Lübeck)1, P. Grube (Timmendorfer Strand)2, B. Schwaab (Timmendorfer Strand)2, D. Poppe (Lübeck)3, N.-K. Drochner-Brocks (Lübeck)1, I. Eitel (Lübeck)1, C. Paitazoglou (Lübeck)1

1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Medizinische Klinik II / Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin Lübeck, Deutschland; 2Curschmann Klinik Rehabilitationskrankenhaus für Kardiologie und Angiologie Timmendorfer Strand, Deutschland; 3Krankenhaus Rotes Kreuz Lübeck Geriatriezentrum Lübeck, Deutschland

 

Hintergrund:

Herzinsuffizienz (HI) stellt eine globale gesundheitliche Herausforderung mit hoher Mortalität und häufigen Hospitalisierungen dar. Kardiologische Rehabilitationsprogramme (Kardio-Reha) reduzieren die all-cause- und HI-spezifischen Hospitalisierungsraten, verbessern körperliche Leistungsfähigkeit, sowie die Lebensqualität und werden von nationalen und internationalen Leitlinien für stabile HI-Patienten empfohlen (Klasse I, Evidenzgrad A). Jedoch treten in der klinischen Routine in Deutschland trotz dieser Empfehlungen wenige Patienten nach Rekompensation eine Kardio-Reha an.

 

Ziele und Methoden:

Die ACTIVE-HF-Studie soll die Nutzung der Rehabilitation bei Patienten, die aufgrund einer dekompensierten HI hospitalisiert sind, bewerten und optimieren. Diese kombinierte monozentrische, retrospektive und prospektive all-comers Studie wird die aktuellen Kriterien für die Initiierung einer Kardio-Reha oder geriatrischen Rehabilitation (Geri-Reha) evaluieren, neue Kriterien zur Unterscheidung dieser Rehabilitationstypen entwickeln und die Machbarkeit sowie die Auswirkungen einer direkten Verlegung von der Akutversorgung zur Kardio-Reha evaluieren. 

Die Studie umfasst drei Phasen:

1.Retrospektive Analyse: Evaluierung der Daten von 100 hospitalisierten Patienten, um die Häufigkeit der Rehabilitation und die bisherigen Kriterien für die Einleitung einer Geri-Reha oder einer Kardio-Reha zu bewerten.

2.Prospektive Analyse:  Einschluss von 100 Patienten, um neue Kriterien (Six-Item Screener, Timed Up and Go Test, Frailty Index nach Fried) für die Rehabilitation anzuwenden und zu bewerten und die Praktikabilität dieser Kriterien zu untersuchen.

3.Pilotphase: Direkte Verlegung von 20 Patienten aus der Akutklinik in die Kardio-Reha, basierend auf den neuen Kriterien und Vergleich mit einer Kontrollgruppe ohne Direktverlegung.

Primärer Endpunkt ist die Anzahl der Patienten mit Indikation für und tatsächliche Inanspruchnahme einer Geri-Reha oder Kardio-Reha nach einer HI-Hospitalisierung. Sekundäre Endpunkte sind Zeit von der Entlassung bis zum Beginn der Rehabilitation, Lebensqualität (KCCQ) und der 6-Minuten-Gehtest nach 3 Monaten, Vergleich der Ergebnisse zwischen direkt verlegten Patienten und Kontrollen, Ablehnungsgründe einer Rehabilitation, Einhaltung der leitliniengerechten Medikation, Rehospitalisierung und Mortalität innerhalb von 3 Monaten.

Aktueller Zwischenstatus:

Studienbeginn war der 01.02.2024. In der retrospektiven Analyse (Phase I) konnten alle (n=100) Patienten eingeschlossen werden. Im prospektiven Studienteil (Phase II) wurden n=171 HI-Patienten gescreent und davon 100 Patienten (58%) während des Indexereignisses eingeschlossen. Das mittlere Alter der Patienten war 74,55±11 Jahre und der Frauenanteil lag bei 42%. 40 Patienten aus Phase II Studienkohorte haben am 3 Monats-Follow-Up teilgenommen. Phase III wird nach einer Zwischenanalyse von Phase I und II in Q3/2024 beginnen.

Schlussfolgerung:

Die ACTIVE-HF-Studie soll den Rehabilitationsprozess für HI-Patienten durch Evaluation der aktuellen Kriterien, die Entwicklung neuer Kriterien und Prüfung der Machbarkeit direkter Verlegungen in die Rehabilitation und somit das Patientenoutcome und die Lebensqualität nach Hospitalisierung verbessern. Dieser Ansatz soll sicherstellen, dass geeignete Patienten eine Rehabilitation erhalten, wodurch die HI-Hospitalisierungsraten gesenkt, die Gesamtversorgungsqualität verbessert und Kosten im Gesundheitssystem eingespart werden können.


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