Breaking the Gender Health Gap – Implementierungsmaßnahmen zur Stärkung der geschlechtersensiblen Versorgung in der Kardiologie

https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y

Sophia Sgraja (Hannover)1, J. Mollenhauer (Hannover)1, U. Seeland (Magdeburg)2

1Medizinische Hochschule Hannover Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung Hannover, Deutschland; 2Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Medizinische Fakultät Sektion Geschlechtersensible Medizin und Prävention Magdeburg, Deutschland

 

Hintergrund:

 

In kardiologischen Fachabteilungen in Deutschland bestehen derzeit Versorgungsdefizite hinsichtlich einer geschlechtersensiblen personalisierten medizinischen und pflegerischen Versorgung. Das theoretische Wissen der letzten 15 Jahre zu Geschlechterunterschieden bei kardiovaskulären Erkrankungen soll in die Versorgung und Lehre integriert werden. Bewusstsein und Ausmaß der Umsetzung von best-practice-Beispielen basierend auf den Leitlinienempfehlungen sowohl von ärztlichem als auch von pflegerischem Personal ist nicht bekannt.

 


Ziele:

Das Innovationsfonds geförderte Projekt HeartGap untersucht den Grad der Implementierung von Geschlechterunterschieden bei der kardiovaskulären Versorgung von Patientinnen und Patienten auf kardiologischen Stationen in Deutschland.  In der empirischen Studie werden Einstellung und Wissen zu Geschlechterunterschieden bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Myokardinfarkt von Ärzt:innen und Pflegekräften auf kardiologischen Stationen deutschlandweit erhoben mit dem Ziel fördernde und hemmende Einflussfaktoren zu erfassen. Erwartungen der Patient:innen erweitern die Datenerhebung, um messbare Ziele bei der Entwicklung von Umsetzungsempfehlungen definieren zu können.

 

 

Methodik:

In Vorbereitung auf die Studie wurden kardiologische Leitlinien der DGK, AWMF und ESC für Myokardinfarkt auf Inhalte zu geschlechtersensible Inhalte systematisch gescreent. Das Projekt verwendet ein Mixed-Methods Forschungsdesign, bestehend aus einem systematischen Scoping Review, qualitativen Erhebungen (Fokusgruppeninterviews) mit inhaltsanalytischen Analysen und quantitative Erhebungen (Fragebogenerhebung). Analysiert wird die Diskrepanz zwischen der Evidenz, basierend auf den medizinischen Leitlinienempfehlungen und der praktischen Umsetzung geschlechtersensibler medizinischer und pflegerischer Fakten und Inhalte zur Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Myokardinfarkt während des stationären Aufenthalts.

 

 

Ergebnisse:

Zentrale Zwischenergebnisse der einzelnen Methodenansätze sind:

 

Leitlinien-Screening:

-In den Leitlinien sind bisher nur wenig Inhalte und konkrete Handlungsempfehlungen zu geschlechterspezifischen Unterscheidungen enthalten

Scoping-Review:

- Forschung und Evidenz sind essenziell für die Weiterentwicklung der GSV+

- Da geschlechtersensible Versorgung (GSV) u.a. eine Querschnittsthematik darstellt, sollten Implementierungsmaßnahmen interdisziplinär unter Einbeziehung von Forschung, Politik und Lehre entwickelt werden

- Eine stärkere Fokussierung von GSV+ in Medizincurricula und in Pflegeausbildung ist notwendig

Qualitative Forschung (mit Ärzt:innen und Pflegekräften):
-
Es fehlen konkret aufbereitete diagnostische und therapeutische Empfehlungen zu GSV
- Teilweise ist die medizinische Relevanz von GSV+ unter Versorgenden nicht bekannt
- Es besteht ein Bedarf an Fortbildungsangeboten

 

Quantitative Forschung durch Fragebogenerhebung
Derzeit wird der Grad der Geschlechtersensibilität und die Umsetzung durch Ärzt:innen und Pflegekräften erhoben.

 

 

Schlussfolgerungen:

Die Zwischenergebnisse zeigen den Trend, dass sowohl von ärztlicher als auch von pflegerischer Seite mehr konkrete Umsetzungsempfehlungen für die GSV+ im klinischen Alltag benötigt werden. Die Ergebnisse der HeartGap Studie sollen zu einem strukturierten Implementierungskonzept top-down zur Unterstützung des Changemanagement in Versorgungsinstitutionen und bottom-up gefördert durch Awareness und Aufklärung erfolgen.

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