https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Universitätsklinikum Würzburg Medizinische Klinik und Poliklinik I Würzburg, Deutschland; 2Caritas- Krankenhaus Bad Mergentheim Medizinische Klinik 1 Bad Mergentheim, Deutschland; 3Universitätsklinikum Würzburg Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg, Deutschland
Herzkatheteruntersuchungen erfolgen heute meist transradial, nur in besonderen Fällen, z.B. bei Patienten mit anatomischen Besonderheiten oder Verwendung großlumiger Schleusen, wird der Eingriff transfemoral durchgeführt. Wesentliche Limitation des femoralen Zugangs ist das im Vergleich zum transradialen Vorgehen erhöhte Risiko lokaler Gefäßkomplikationen. Um dieses Risiko zu reduzieren, wird die Leistengefäßpunktion mit Ultraschall-Führung propagiert. Mittlerweile wurde in mehreren klinischen Studien untersucht, ob diese Technik tatsächlich besser und komplikationsärmer ist als das konventionelle Verfahren. Doch die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind z.T. widersprüchlich, sodass die Ultraschall-gestützte Punktion der A. femoralis noch kein Standard ist.
Im Rahmen der randomisierten PARFEM-Studie (Ultraschall-gestützte in plane-Punktion der Arteria femoralis) sollte erstmals untersucht werden, ob eine spezielle Ultraschalltechnik die Präzision der Gefäßpunktion optimieren kann. Bei PARFEM wurde die Punktion der A. femoralis communis "in-plane" durchgeführt, wobei ein mit einer Nadelführung ausgestatteter Schallkopf verwendet wurde. Zusätzlich wurde die Hüftkopfmitte fluoroskopisch markiert. Primärer Endpunkt der Studie war die primär erfolgreiche Punktion der A. femoralis communis Zusätzlich wurde der Einfluss des Erfahrungslevels des Untersuchers auf die Punktionsergebnisse untersucht. Die PARFEM-Studie wurde bei 286 Patienten (Alter: 71,5±10,5 Jahre) durchgeführt, die sich einer elektiven transfemoralen Katheteruntersuchung/-intervention unterzogen. Die Patienten wurden entweder der Ultraschall- (Gr. I) oder der Kontrollgruppe (Gr. II) zugeordnet. Das „Ultraschall-Guiding“ erfolgte mit einem Freestyle 8 MHz Schallkopf (Siemens). Die A. femoralis communis wurde in Längsachse eingestellt und zwischen Hüftkopfmitte und Femoralis-Bifurkation punktiert. Zusätzlich wurde die Hüftkopfmitte mit einer ultraschalldichten Markierungslinie horizontal markiert. Die Punktion in der Kontrollgruppe erfolgte in konventioneller Weise. Bei allen Patienten erfolgte nach Legen der Schleuse eine Rotationsangiographie, um die Punktionshöhe exakt zu bestimmen.
Die primär erfolgreiche Punktion der A. femoralis communis (primärer Endpunkt) gelang mit Ultraschall (US) signifikant häufiger als in der Kontrollgruppe (80,3 % vs. 55,6 %, p<0,001). Dieser günstige Effekt des US-Guiding konnte sowohl bei Kollegen mit geringer als auch großer Erfahrung erzielt werden. Auch die Ersttrefferquote (sekundärer Endpunkt) war in Gruppe I mit 84,1 % signifikant höher als in Gruppe II mit 72,7 % (p<0.03). Die Punktion der A. femoralis communis gelang in der US-Gruppe in 97,9 % und in der Kontrollgruppe in 77,8 % (p<0,01). In beiden Gruppen kam es bei jeweils zwei Patienten zum Auftreten interventionsbedürftiger Komplikationen.
Im Rahmen der randomisierten PARFEM-Studie konnte erstmals gezeigt werden, dass ein optimiertes Ultraschall-Guiding die Präzision der Gefäßpunktion bei der transfemoralen Herzkatheteruntersuchung verbessern kann! Die untersuchte in-plane-Punktionstechnik steigerte sowohl bei Experten als auch bei Anfängern die Rate der primär erfolgreichen Punktionen der A. femoralis communis. Auch wenn die relativ niedrige Patientenzahl keine Aussage über die klinische Relevanz der Daten zulässt, sprechen die Ergebnisse der PARFEM-Studie doch für eine routinemäßige Anwendung der verwendeten Ultraschalltechnik bei der transfemoralen Punktion!