1Deutsches Herzzentrum der Charité (CBF) Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin Berlin, Deutschland; 2Herzzentrum Leipzig - Universität Leipzig Klinik für Innere Medizin/Kardiologie Leipzig, Deutschland; 3Universitätsklinikum Mannheim I. Medizinische Klinik Mannheim, Deutschland; 4Städtisches Klinikum Dessau Klinik für Innere Medizin II Dessau-Roßlau, Deutschland; 5Institut für klinische Forschung GmbH Detmold, Deutschland; 6Universitätsklinikum Würzburg Neurologische Klinik und Poliklinik Würzburg, Deutschland; 7Brandenburg Brandenburg, Deutschland; 8Rigshospitalet, Copenhagen Department of Cardiology Kopenhagen, Dänemark; 9Universitätsklinikum Frankfurt Med. Klinik III - Kardiologie, Angiologie Frankfurt am Main, Deutschland; 10Klinikum der Stadt Ludwigshafen gGmbH Medizinische Klinik B Ludwigshafen am Rhein, Deutschland; 11Herzzentrum Leipzig - Universität Leipzig Universitätsklinik für Herzchirurgie Leipzig, Deutschland; 12Zentrum für Klinische Studien Universität zu Lübeck Lübeck, Deutschland; 13Institut für Medizinische Biometrie und Statistik Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
Hintergrund: Die Mortalität nach prähospitalem Herz-Kreislauf-Stillstand (HKS) ist hoch. Nach Hospitalisierung der betroffenen Patientinnen und Patienten ist eine frühe Risiko-Stratifizierung notwendig, um das Ausmaß der durchzuführenden Diagnostik und Therapie frühzeitig festlegen zu können.
Zielsetzung: Entwicklung und Validierung eines einfachen und sofort anwendbaren Risiko-Scores zur Bestimmung der 30-Tages-Mortalität von Patientinnen und Patienten mit prähospitalem HKS und fehlenden ST-Streckenhebungen im Elektrokardiogramm (EKG) nach Wiedererlangung eines Spontankreislaufs auf der Basis der randomisierten "TOMAHAWK-Studie".1 In dieser Studie wurde bei Patientinnen und Patienten nach erfolgreicher Reanimation eines HKS ohne ST-Strecken-Hebung im EKG eine sofortige Koronarangiographie mit einer verzögerten/selektiven Koronarangiographie verglichen. Es gab zwischen den beiden Behandlungsgruppen keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf den kurz- und mittelfristigen Outcome.
Methoden: Zur Entwicklung eines Risiko-Scores wurde eine multivariable Regressionsanalyse mit iterativer Rückwärtsselektion von Prädiktoren verwendet. Jedem signifikantem Prädiktor wurden auf Grundlage der ermittelten Odds Ratio-Werte zwischen 1 und 5 Punkten zugewiesen. Eine Gesamtzahl zwischen 0 und 4 Punkten wurde als geringes, zwischen 5 und 9 Punkten als intermediäres und zwischen 10 und 14 Punkten als hohes Mortalitätsrisiko definiert. Eine externe Validierung des Risiko-Scores erfolgte in einer unabhängigen Population von Patientinnen und Patienten nach HKS ohne ST-Streckenhebungen (n=90).
Ergebnisse: Sechs Prädiktoren für die 30-Tages-Mortalität konnten identifiziert werden und wurden in dem Risiko-Score inkludiert: Alter über 72 Jahre, Herzinsuffizienz oder Diabetes mellitus als vorbekannte Grunderkrankungen, Zeit bis zum wiedererlangten Spontankreislauf über 23 Minuten, initial nicht-schockbarer EKG-Rhythmus und ein Laktatwert über 7,9 mmol/L. Die 30-Tages-Mortalität betrug 38,4% (86 von 224), 73,6% (81 von 110) und 93,3% (28 von 30) in den jeweiligen Risikogruppen (p < 0,001). Eine Kaplan-Meier-Analyse zeigte eine inkrementelle Erhöhung der Mortalitätsrate pro Risikogruppe (jeweils p < 0,001; siehe Abbildung links). Es erfolgte eine externe Validierung des Risiko-Scores, in welcher eine Mortalität von 24,1% (13 von 54), 51,9% (14 von 27) und 77,8% (7 von 9) in den jeweiligen Risikogruppen (siehe Abbildung rechts) sowie eine gute Aussagekraft des Risiko-Scores vorlag (Fläche unter der Grenzwertoptimierungskurve: 0,78).
Schlussfolgerung: Der sogenannte "TOMAHAWK-Score" ist ein einfach zu nutzendes Instrument im klinischen Alltag und korreliert mit der Mortalität von Patientinnen und Patienten mit prähospitalem HKS und wiedererlangtem Spontankreislauf ohne ST-Streckenhebungen im EKG. Der Risiko-Score könnte in der frühzeitigen diagnostischen und therapeutischen Entscheidungsfindung helfen.Referenz:
1 Desch S., Freund A., Akin I., et al. Angiography after Out-of-Hospital Cardiac Arrest without ST-Segment Elevation. N Engl J Med 2021;385(27):2544–53.