1Universitätsklinikum Würzburg Medizinische Klinik und Poliklinik I Würzburg, Deutschland; 2Universitätsklinikum Würzburg Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin Würzburg, Deutschland; 3Universitätsklinikum Würzburg Med. Klinik und Poliklinik I, Klinische Elektrophysiologie, Kardio MRT Würzburg, Deutschland
Nach einem akuten Myokardinfarkt (MI) wird eine systemische Immunantwort ausgelöst, die für den weiteren klinischen Verlauf eine entscheidende Rolle einnimmt, bisher allerdings mit etablierten Bildgebungsverfahren wie Echokardiographie und kardialer MRT (CMR) nicht direkt quantifiziert werden kann. Vorarbeiten haben gezeigt, dass bei Patienten mit akutem MI mittels inflammations-gerichtetem CXCR4-PET neben inflammatorischer Aktivität im betroffenen Myokard auch T-Zellen in mediastinalen Lymphknoten detektiert werden können. Die These, dass diese gemessene Inflammatorische Aktivität mit der systemischen Immunantwort nach akutem MI korreliert und eine prognostische Beurteilung hinsichtlich des adverse remodeling erlaubt, wird mit einer prospektiven Studie (NCT05519735) untersucht.
Methoden
Patienten mit akutem MI und Z.n. Reperfusion erhalten ein CXCR4-gerichtetes [68Ga]PentixaFOR PET, bei dem der Standardized Uptake Value (SUV) im Infarktgebiet und den mediastinalen Lymphknoten (Mediastinal Lymph Node MLN) bestimmt wird. Die Ratio aus Infarkt zu nicht-infarziertem Myokard (Infarct-Remote-Ratio IRR) sowie MLN zu nicht-betroffenen LN (Lymph Node-Ratio LNR) wird hieraus berechnet. Es wird zudem eine CMR zur Bestimmung der myokardialen Funktion (LVEF, RVEF) und des Ausmaßes der myokardialen Schädigung durchgeführt, und Laborparameter ermittelt. Die erste Verlaufskontrollen erfolgen 6 Monate nach dem Akut- Ereignis.
Ergebnisse
Es werden die Ergebnisse der ersten konsekutiven 20 Patienten evaluiert (median, 4,5 d post-MI; Follow-up [FU] bei 14/20 abgeschlossen). Der SUV war im Infarktareal (3,35±0,55) und MLN (4,00±0,67) im Vergleich zum Bloodpool erhöht (P≤0,05). IRR (2,23±0,59) und LNR (2,25±0,70) waren durchgängig >1 (IRR, 1,34-2,99; LNR, 1,16-3,45). Im FU verbesserte sich die LVEF im Vergleich zum Ausgangswert (48,4±7,88 vs. 53,6±4,99, P<0,05), während die späte Gadoliniumanreicherung (LGE, in g) abnahm (32,55±17,18 vs. 18,06±13,99, P<0,05). Die Veränderungen der LVEF und LGE korrelierten mit der LNR (%LVEF, R=0,59) und LGE (R=0,62; jeweils P<0,05), jedoch nicht mit der IRR (%LVEF, R=0,01; LGE, R=-0,06, P≥0,85). Die LNR war bei Patienten mit verminderter LVEF erhöht (2,87±0,60 vs. verbesserte LVEF, 1,99±0,48, P<0,05). Die LNR nicht aber die IRR zeigte zudem eine Korrelation mit dem Baseline NTproBNP-Wert (r=0,540, CI 0.100-0.601; p 0.017). In einer Regressionsanalyse war eine höhere LNR mit einer verminderten LVEF assoziiert (OR, 20,04, P<0,05), jedoch nicht mit Baseline-LGE/-LVEF, IRR, Troponin T, B-Natriumpeptid, Kreatinkinase, CRP, und Leukozytenanzahl (P≥0,08).
Diskussion
Die Auswertung der CXCR4-gerichteten PET-Daten zeigt, dass bei allen untersuchten Patienten mit akutem MI inflammatorische Aktivität im Myokard und den mediastinalen Lymphknoten nachzuweisen ist. Die LNR, nicht aber die IRR, ist statistisch signifikant mit Veränderungen in der kardialen Funktion assoziiert. Damit wird die These gestützt, dass MLN als Surrogatparameter der adaptiven Immunantwort genutzt werden können und eine prognostische Abschätzung des weiteren Verlaufs der kardialen Funktion erlaubt.