1Universitätsklinikum Münster Herz-MRT-Zentrum Münster, Deutschland
Hintergrund: Die kardiovaskuläre MRT (CMR) ermöglicht eine elegante und einfache Messung sowohl der „myokardialen“ Blut-Zirkulationszeit vom Abgang der Koronarien über die Myokard-Mikrovaskulatur bis zur Einmündung des Koronarvenensinus in das rechte Atrium (=MyoTT) als auch der „pulmonalen“ Blut-Zirkulationszeit vom RV über die Lungenstrombahn bis zum LV (=PulmoTT). Während die MyoTT primär globale Veränderungen der myokardialen Mikrovaskulatur widerspiegelt, liefert die PulmoTT nicht-invasive Aussagen hinsichtlich des Lungenstatus. Beide Parameter dürften daher zum Monitoring von hypertrophen bzw. restriktiven Kardiomyopathien mit konsekutiver diastolischer Dysfunktion bestens geeignet sein. Eine vergleichende Untersuchung dieser beiden CMR-Parameter im selben Patientenkollektiv ist bisher nicht erfolgt.
Methodik: Im Rahmen einer prospektiven, monozentrischen Studie wurden insgesamt N=72 Patienten mit gesicherter kardialer Transthyretin-Amyloidose (ATTR) einer umfassenden CMR-Untersuchung inklusive der Messung von MyoTT und PulmoTT unterzogen. Eine kardiale ATTR wurde entweder bioptisch Nachweis oder durch eine Kombination aus positiver Knochen-Szintigraphie und gleichzeitigem Ausschluss einer monoklonalen Gammopathie nachgewiesen. Die CMR-basierte Diagnose der kardialen Amyloidose basierte auf dem charakteristischen late-gadolinium-enhancement(LGE)-Muster und war ebenfalls Voraussetzung für den Studieneinschluss. Das CMR-Protokoll umfasste u.a. cine- und LGE-Aufnahmen sowie first-pass-Perfusions-Aufnahmen in optimierten Schnittebenen zur Bestimmung der MyoTT und PulmoTT. Parallel zur CMR-Untersuchung erfolgte eine Blutentnahme zur Bestimmung des NT-proBNP-Spiegels.
Ergebnisse: Bei den eingeschlossenen N=72 Patienten betrug die LV-EF 52±8%, das LV-EDV 90±23ml/m², die LV-Masse 91±19g/m², die maximale IVSd 19±3mm und RV-EF 52±8%. Für das Gesamtkollektiv wurde eine mittlere MyoTT von 16,7±4,4s (Normwert < 9,8s) bzw. Pulmo-TT von 7,2±1,8s (Normwert bisher nicht bekannt) und ein mittlerer NT-proBNP-Spiegel von 2441±3704pg/ml bestimmt. Der direkte Vergleich von MyoTT und PulmoTT ergab eine robuste und signifikante Korrelation (r=0,61; p<0,001). Der Vergleich der MyoTT- und NT-proBNP-Werte ergab eine schwächere, aber signifikante positive Korrelation (r=0,31; p=0,007), ähnlich wie der Vergleich der PulmoTT- und NT-proBNP-Werten (r=0,25; p=0,037). Die Myokardmasse korrelierte weder mit der MyoTT (r=0,19; p=0,10) noch mit der PulmoTT (r=0,22; p=0,61). Eine signifikante inverse Korrelation wurde sowohl zwischen der MyoTT und der RV-EF (r=-0,44; p<0,001) als auch zwischen der PulmoTT und der RV-EF registriert (r=-0,43; p<0,001) – aber nicht zwischen der MyoTT und der LV-EF (r=-0,21; p=0,07) und auch nicht zwischen der PulmoTT und der LV-EF (r=-0,20; p=0,09). Der Vergleich der beiden Parameter MyoTT bzw. PulmoTT mit der klinischen NYHA-Klasse ergab hingegen für beide Parameter eine schwache, aber signifikante Korrelation (MyoTT: r=0,32; p=0,005 bzw. PulmoTT: r=0,31; p=0,009).
Fazit: Die neuen CMR-Parameter MyoTT und PulmoTT korrelieren sowohl mit dem subjektiven (NYHA-Klasse) als auch mit dem laborchemischen (NT-proBNP-Wert) Ausmaß der Herzinsuffizienz bei Patienten mit kardialer Amyloidose. Beide CMR-Parameter stellen sehr vielversprechende und elegante Imaging-Biomarker für ein nicht-invasives, Organ-basiertes Monitoring von Patienten mit Kardiomyopathien bzw. Herzinsuffizienz – insbesondere bei erhaltener linksventrikulärer Herzfunktion - dar.