Klassischer Fall einer Tako-Tsubo-Kardiomyopathie

Andreas Norbert Meissner (Bad Soden am Taunus)1

1Varisano Main-Taunus-Kliniken Bad Soden Medizinische Klinik I Bad Soden am Taunus, Deutschland

 

Einführung:

Die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie ist eine wichtige Differenzialdiagnose bei Patienten mit akutem Thoraxschmerz. Typischerweise zeigen sich EKG-Veränderungen sowie Troponinerhöhung wie beim akuten Koronarsyndrom. Allerdings findet sich meist keine relevante obstruktive Erkrankung der Koronarien jedoch ein typisches Kontraktionsmuster des linken Ventrikels.
Diese Erkrankung ist oft mit einem Stressereignis als Auslöser assoziiert.

Fallbericht:
In unserer Zentralen Notaufnahme stellte sich eine 62-Jährige Frau mit seit dem Morgen bestehenden Thoraxschmerzen vor. Als Vorerkrankungen sind eine arterielle Hypertonie, Hypothyreose und Hyperlipidämie zu nennen.
Im EKG zeigten sich signifikante ST-Hebungen in II, III, aVF, V6, sowie ST-Senkungen in V2-3.
In der umgehend durchgeführten Koronarangiographie konnte eine obstruktive koronare Herzerkrankung ausgeschlossen werden. Eine durchgeführte Ventrikulographie zeigte das typische Muster einer Tako-Tsubo-Kardiomyopathie mit "apical ballooning".
Laborchemisch konnten eine Troponinerhöhung (max. 417 pg/ml, Norm: <14 pg/ml) sowie sonst unauffällige Blutwerte nachgewiesen werden.
In der anschließend durchgeführten Echokardiographie zeigte sich das schon in der Ventrikulographie nachgewiesene Bild einer apikalen Hypo- bis Akinesie mit basal und teils in den mittleren Segmenten noch gut erhaltener systolischer Pumpfunktion mit einer Ejektionsfraktion von ca. 40%.

Die Patientin wurde auf unserere internistische IMC aufgenommen und für 4 Tage überwacht. Am Aufnahmetag kam es zu einer nichtanhaltenden ventrikulären Tachykardie, hiernach kam es zu keinen weiteren Arrhythmien. Ein Verlaufs-EKG am 2. stationären Tag zeigte präterminale T-Negativierungen in I,II,aVL und V4-6. Ebenso zeigte sich eine QTc-Verlängerung. Wir initiierten eine Betablockertherapie.
In der Verlaufs-Echokardiographie waren die Wandbewegungsstörungen nicht mehr darzustellen, die systolische LV-Funktion hatte sich normalisiert. 

Anamnestisch konnten im Nachhinein berufsbedingte Stressoren als mögliche Auslöser eruiert werden.

Die Patientin konnte 7 Tage nach Aufnahme in gutem Allgemeinzustand aus der stationären Versorgung entlassen werden. Die QTc-Zeit hatte sich wieder normalisiert.

Zusammenfassung:
Dieser Fallbericht veranschaulicht den Verlauf einer Tako-Tsubo-Kardiomyopathie als Differenzialdiagnose eines Akuten Koronarsyndroms mit ST-Hebungen. Typische Befunde wie die charakteristische Ventrikulographie sowie Echokardiographie, EKG-Veränderungen, Troponinerhöhung und der Ausschluss einer relevanten KHK konnten hier die Diagnose sichern.

Besonders für Ärzt*Innen in kardiologischer Weiterbildung ist es eine Bereicherung einen solchen Fall im klinischen Alltag zu begleiten, um mehr Bewusstsein für diese relevante Differenzialdiagnose zu schaffen. 

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