Prädiktoren für das Outcome nach nicht-traumatischem extrahospitalem Herz-Kreislauf-Stillstand: 5-Jahres-Daten aus einem zertifizierten Cardiac Arrest Center

Julian Kreutz (Marburg)1, C. Müller (Marburg)1, G. Chatzis (Marburg)1, N. Patsalis (Marburg)1, B. Schieffer (Marburg)1, S. Betz (Marburg)2, B. Markus (Marburg)1

1Universitätsklinikum Giessen und Marburg GmbH Klinik für Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin Marburg, Deutschland; 2Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH Zentrum für Notfallmedizin Marburg, Deutschland

 

Hintergrund

Das Outcome nach extrahospitaler Reanimation ist trotz kontinuierlicher Fortschritte in der prähospitalen und intensivmedizinischen Versorgung weiterhin limitiert. Selbst bei erfolgreichen Wiederbelebungsmaßnahmen, ist während der weiteren innerklinischen Versorgung eine hohe Mortalität zu verzeichnen. Entsprechend europaweit erhobener Daten (European Registry of Cardiac Arrest; EuReCa ONE, 2014), überlebten nur 10,3% der Reanimierten mehr als 30 Tage bzw. erreichten die Krankenhausentlassung. Seit 2015 wurden nun Kriterien für eine spezialisierte Versorgung etabliert und die Zertifizierung von Reanimationszentren (Cardiac Arrest Centers, CACs) vorgenommen. Diese Studie soll die Daten aus einem der deutschlandweit ersten zertifizierten CAC aufzeigen und Prädiktoren für das Outcome identifizieren. 

 

Methoden

Die retrospektive Analyse umfasste Risikofaktoren, Vorerkrankungen, die im Deutschen Reanimationsregister erfassten Daten u.a. zur präklinischen und postakuten Versorgung sowie innerklinische Verlaufsdaten von insgesamt 545 Patienten (Alter >18 Jahre), die in den Jahren 2018 bis 2022 nach nicht-traumatischer, extrahospitaler Reanimation dem CAC des Universitätsklinikum Marburg zugewiesen wurden. Zur Identifizierung von Prädiktoren für das Outcome erfolgte u.a. die Durchführung einer multiplen Regressionsanalyse. 

 

Ergebnisse

Von 545 reanimierten Patienten, überlebten insgesamt 217 Patienten (39,8 %, CPC-Status 1/2: 94 Patienten, CPC-Status 3/4: 123 Patienten) bis zur Krankenhausentlassung bzw. Verlegung zur weiteren Rehabilitation. Patienten, die im Rahmen der Krankenhausbehandlung verstarben, zeigten folgende signifikante Prädiktoren für das Outcome: höheres Alter (67,2±14,3 vs. 64,1±12,9, p=0.009), weibliches Geschlecht (31,7% vs. 21,2%, p=0.007), höherer BMI (29,4±7,0 vs. 27,7±4,2, p=0.012) und eine vorbestehende Niereninsuffizienz mit einer GFR <60 ml/min (13,6% vs. 7,0%, p=0.021). Bei Auswertung der präklinischen Reanimationsdaten, konnten folgende, für ein limitiertes Outcome relevante Faktoren identifiziert werden: initial nicht-defibrillierbarer Rhythmus (79,0% vs. 35,6%, p=<0.001), nicht-beobachteter Kreislaufstillstand (34,8% vs. 26,7%, p=0.049) und die Zeit von Beginn der kardiopulmonalen Reanimation bis zum ROSC (20 Minuten (IQR 14-30) vs. 15 Minuten (IQR 8-25), p=<0.001). Als Outcome-assoziierte, innerklinische Verlaufsparameter scheinen das C-reaktive Protein (CRP), Procalcitonin (PCT) und die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) (p=<0.001) relevant. Zudem zeigte sich bei den Verstorbenen ein niedriger initialer pH-Wert (7,05 (IQR 6,87-7,22) vs. 7,27 (IQR 7,19-7,34), p=<0.001), ein höheres initiales Laktat (11,4 mmol/l (IQR 6,85-16,0) vs. 4,1 mmol/l (IQR 2,4-6,68), p=<0.001) und ein höherer Maximalwert der neuronenspezifischen Enolase (NSE) (143,0 μg/L (IQR 64,0-318,0) vs. 34 μg/L (IQR 23,3-50,0), p=<0.001). 

 

Zusammenfassung

Die Versorgung reanimierter Patienten in spezialisierten Zentren führt am Beispiel des CAC am Universitätsklinikum Marburg im Vergleich zu den bisherigen Registerdaten zu einer deutlich höheren Überlebensrate. Die frühzeitige Identifikation und Therapie Outcome-relevanter Risikofaktoren (z.B. Niereninsuffizienz, Infektionen) scheint neben der Qualität der präklinischen Versorgung besonders relevant für eine weitere Optimierung des Überlebens nach extrahospitaler Reanimation. 

 
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