Epikardiales Fett korreliert mit linksventrikulärer Masse in der älteren Bevölkerung – Daten aus einer populationsbasierten Studie (AugUR)

Alexander Daniel Schober (Regensburg)1, K. Stark (Regensburg)2, M. Zimmermann (Regensburg)2, M. A. Heinrich (Regensburg)1, L. S. Maier (Regensburg)1, A. Luchner (Regensburg)3, I. Heid (Regensburg)2, A. Dietl (Regensburg)1

1Universitätsklinikum Regensburg Klinik und Poliklinik für Innere Med. II, Kardiologie Regensburg, Deutschland; 2Universitätsklinikum Regensburg Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin Regensburg, Deutschland; 3Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg Klinik für Kardiologie Regensburg, Deutschland

 

Hintergrund: Epikardiales Fett (epicardial adipose tissue, EAT) ist das viszerale Fettdepot des Herzens und beeinflusst dieses parakrin über neurohumorale Mediatoren. Sowohl die EAT-Dicke als auch dessen Ausschüttung pro-inflammatorischer Botenstoffe nehmen mit dem Alter zu. Tierexperimentelle Daten legen nahe, dass EAT so zu linksventrikulärer Hypertrophie im Alter beiträgt. Epidemiologische Daten zu EAT und linksventrikulärer Masse in der älteren Bevölkerung fehlen bisher.
Ziel: Im ersten Schritt sollte der Zusammenhang zwischen Alter und EAT im gehobenen Alterskollektiv ab 70 Jahre validiert werden. Im zweiten Schritt sollten weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren hinsichtlich ihres Einflusses auf EAT evaluiert werden. Schließlich wollten wir die Hypothese einer Assoziation von EAT mit linksventrikulärer Masse in der älteren Bevölkerung evaluieren.
Methoden: Die populationsbasierte AugUR-Studie rekrutierte zufällig ausgewählte Personen im Alter ab 70 Jahren aus der Bevölkerung in und um Regensburg. Es erfolgte eine umfassende Phänotypisierung einschließlich Echokardiographie. In der parasternal langen Achse wurde der maximale enddiastolische Diameter des Fettes zwischen Perikard und Myokard vor dem rechten Ventrikel parallel zum Aortenklappenannulus echokardiographisch vermessen. Für die Auswertungen wurden lineare Regressionen durchgeführt.
Ergebnisse: Bei 988 von 1018 echokardiographisch untersuchten AugUR-Probanden konnte EAT bestimmt werden. Die ausgewerteten Personen waren 70 bis 95 Jahre alt (55,8% Männer). Median der linksventrikulärer Masse lag bei Frauen bei 91,9 g/m2 und bei Männern bei 114,3 g/m2; Median der EAT war 3,8 mm (25. Perzentile; 75. Perzentile 2,6 mm; 5,5 mm). Im ersten Schritt konnte eine Altersabhängigkeit von EAT bestätigt werden (β=0,007mm pro Jahr; 95% Konfidenzintervall, 95%CI=0,001-0,013; p<0.05, adjustiert für Geschlecht). Im nächsten Schritt zeigte sich eine signifikante Erhöhung der EAT-Dicke durch erhöhten BMI (β=0,028mm pro kg/m²; 95%CI=0,022-0,035) und erhöhten LDL-C Werten (β=0,001mm pro mg/dl; 95%CI=0,001-0,002) unabhängig von Alter und Geschlecht. Schließlich überprüften wir die Hypothese eines Zusammenhangs von EAT mit linksventrikulärer Masse. EAT zeigte sich hier unabhängig von Alter und Geschlecht mit linksventrikulärer Masse assoziiert (β=0,023mm pro g/m2; 95%CI=0,013-0,034; p<0,001). Dieser Zusammenhang bestand auch nach zusätzlicher Adjustierung für weitere mögliche Einflussfaktoren (Alter, Geschlecht, BMI, Raucherstatus, Hypertonus, Diabetes mellitus, LDL-Cholesterin und Niereninsuffizienz) mit einem stabilen Effekt (β=0,019mm pro g/m2; 95%CI=0,008-0,029; p<0,001). Diese Assoziation war bei Männern stärker ausgeprägt (ß=0,026mm pro g/m2; 95%CI=0,012-0,041; p<0,001 bei 409 Männern; ß=0,009mm pro g/m2; 95%CI=-0,008-0,025; p>0,05 bei 350 Frauen).
Zusammenfassung: Wir konnten EAT bei fast 1000 Personen im Alter von 70 bis 95 Jahren in der populationsbasierten AugUR-Studie echokardiographisch vermessen. Die EAT-Dicke nimmt auch nach dem 69. Lebensjahr mit höherem Alter sowie mit erhöhtem BMI und LDL-Cholesterin Werten zu. Schließlich konnte die grundlagenwissenschaftliche Hypothese, dass EAT und linksventrikulärer Masse assoziiert sind erstmalig in der älteren Bevölkerung bestätigt werden, unabhängig von Alter, Geschlecht und kardiovaskulären Risikofaktoren.
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