https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Universitätsklinikum Heidelberg Klinik für Innere Med. III, Kardiologie, Angiologie u. Pneumologie Heidelberg, Deutschland; 2Atos Praxisklinik Zentrum für Gefäßerkrankungen und Präventivmedizin Heidelberg, Deutschland
Hintergrund: Die meisten großen Antikoagulationsstudien haben scharfe Ein- und Ausschlusskriterien, sodass eine Beurteilung des aktuellen Versorgungsalltags nicht ausreichend möglich ist.
Fragestellung: Analyse eines monozentrischen Registers an konsekutiven Patienten, die sich im Zeitraum von 11 Jahren in einer Notaufnahme vorstellten. Es wurden die Effekte und die Wirksamkeit der DOAK-Etablierung auf die Therapie von VHF in einer deutschen Chest Pain Unit (CPU) anhand des HERA-FIB untersucht.
Methoden: Das Register erfasste retrospektiv monozentrisch alle Patienten, welche sich im Zeitraum von Juni 2009 bis März 2020 mit VHF in der Notaufnahme eines universitären Zentrums vorstellten. Weitere Einschlusskriterien neben eines vorliegenden VHF waren ein Alter über 18 Jahren, sowie das Vorliegen von mindestens einem hochsensitiven Troponinwertes, Ausschlusskriterien wurden nicht definiert. Es erfolgte eine Einteilung der Patienten in Vergleichsgruppen anhand VKA- oder DOAK-Therapie. Die statistischen Analysen wurden mittels Kaplan-Meier-Kurven, Log-rank-Test und multivariaten Cox -Regressionen durchgeführt.
Ergebnisse: Nach Adjudizierung konnten 10.222 Patienten mit VHF eingeschlossen werden. Seit 2012 stieg der Anteil von DOAK stets an und lag 2020 bei mehr als 85% der Antikoagulationstherapien.
In der univariaten Analyse zum primären Endpunkt Mortalität zeigte sich eine signifikant höhere Überlebenswahrscheinlichkeit (p<0,0002) bei Einnahme von DOAKs im Vergleich zu VKA. Auch in der Cox-Regressionsanalyse fand sich eine adjustierte HR für den Gebrauch von DOAK von 0,798 (KI: 0,7074 – 0,9002). Im Hinblick auf das Gesamtüberleben bis zum Auftreten eines schweren Blutungsereignisses, definiert nach den ISTH-Kriterien, ergab sich ebenfalls ein signifikanter Unterschied zugunsten der DOAKs (p<0,0007; HR: 0,68; KI: 0,5499 - 0,8516). Das schlaganfallfreie Überleben hingegen zeigte keinen signifikanten Unterschied (p=0,32; HR: 1,1589 KI: 0,8691 - 1,5454).
Zusammenfassung: In der „Real-life“-Analyse des Registers zeigte sich eine signifikant höhere Überlebenswahrscheinlichkeit bei DOAK-Einnahme im Vergleich zu VKA-Einnahme, sowohl im primären Endpunkt Tod als auch im Gesamtüberleben bis zum Auftreten eines schweren Blutungsereignisses, wohingegen kein signifikanter Unterschied bezüglich der schlaganfallfreien Überlebenszeit nachgewiesen werden konnte. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Sicherheit und Effektivität von DOAKs bei der Behandlung von Vorhofflimmern im klinischen Alltag.
Kaplan-Meier-Kurven zu den Endpunkten a) Mortalität, b) Schlaganfall und c) schwere Blutungen nach ISTH-Kriterien