Julinda Mehilli · Lars Eckardt · Ulrich Laufs · Jana Boer · Ralf Birkemeyer ·
Stephan Frantz · Volker Schächinger · FelixMahfoud · Christian Perings ·
Alexander Ghanem · Axel Linke · Dirk Westermann · Georg Ertl ·
Bernd Nowak · Norbert Henke · Eike Langheim · Holger Thiele
Die nationalen Versorgungsleitlinien geben Empfehlungen zur Diagnostik und
Therapie, die auf aktuellen, repräsentativen und methodisch hochwertigen Studien
basieren und die klinische Realität in Deutschland widerspiegeln sollen, um
patientenzentrierte Handlungsempfehlungen zu bieten. Die aktuelle NVL zur
chronischen koronaren Herzerkrankung (NVL-CCS) erfüllt diese Anforderungen
jedoch nur unzureichend. Im Widerspruch zur wissenschaftlichen Evidenz und
den Europäischen Leitlinien wird in der NVL-CCS der ungenaue Marburger
Herz-Score zur Einschätzung der Wahrscheinlichkeit einer stenosierenden
koronaren Herzerkrankung verwendet, ebenso wie eine feste Dosisstrategie
der cholesterinsenkenden Statintherapie. Die prognostischen Vorteile einer
Myokardrevaskularisation werden verneint, und die Empfehlungen zur Auswahl
der Modalität der Myokardrevaskularisation bei komplexer KHK beruhen auf einer
unkritischen undmöglicherweise voreingenommenen Interpretation der vorhandenen
Evidenz. Die Entscheidungshilfen für Patienten, die eine invasive Koronarangiographie
oder Myokardrevaskularisation benötigen, sind weder evidenzbasiert noch praxisnah
und wirken häufig verwirrend. Vor diesem Hintergrund haben die DGK, DGIM und
DGRM beschlossen, die NVL-CCS nicht zu konsentieren und regen eine Überarbeitung
der Leitlinien an.
Mehilli, J., Eckardt, L., Laufs, U. et al.
Stellungnahme zur kritischen Bewertung der Nationalen VersorgungsLeitlinie zur chronischen koronaren Herzerkrankung
Kardiologie
https://doi.org/10.1007/s12181-025-00744-w