Welche politischen Grundsätze sind für eine moderne Medizin und eine moderne Gesundheitspolitik notwendig? Wie erzielen wir effiziente Prävention und die Sicherstellung wirklich notwendiger therapeutischer, hoch qualitativer, aber dennoch ökonomisch eingesetzter Maßnahmen?
Nicht ohne politisches Wirken jedoch ist eine Strukturreform mit effizienten ambulanten Strukturen, einer Verzahnung ambulanter und stationärer Prozesse, Etablierung von Zentren der Grundversorgung und Fokussierung spezialisierter Zentren zu erreichen. Dieses Thema wird in unterschiedlichen Variationen in allen Parteiprogrammen abgebildet. Deren Umsetzung erwarten wir gerade in der Herzmedizin mit höchster Priorität. Die Qualifizierung von Zentren zur speziellen Versorgung muss im Einklang mit den aktuellen Bemühungen des G-BA unter Einbeziehung der Fachgesellschaften anhand von Qualitätsmerkmalen und individueller sowie institutioneller Mengengerüste geschehen. Dies führt zur Steigerung der medizinischen Qualität sowie ökonomischer Sinnhaftigkeit.
Die Prävention von Erkrankungen wird gestärkt durch den Blick über den fachgesellschaftlichen Tellerrand. Risikofaktoren wie beispielsweise Rauchen und Bluthochdruck tragen zu Morbidität und Mortalität von Herzinfarkt und Herzschwäche, Demenz, Schlaganfall, Nierenerkrankungen und Krebserkrankungen bei. Eine fachübergreifende präventive Strategie und gemeinschaftliche Programme zur Prävention von non-communicable diseases sind sinnvoll. Dies findet sich in keinem Wahlprogramm, hindert uns aber nicht, mit Nachdruck eine starke gemeinschaftliche Stimme zu erheben – zur Erhöhung der Tabaksteuer, zum niederschwelligen Screening von Bluthochdruck, anderen Risikofaktoren oder familiärer Hypercholesterinämie, zur konsequenten Einführung einer Ernährungsampel. Gemeinsam und abgestimmt mit vielen Fachgesellschaften haben wir eine Chance, den Koalitionsvertrag nachdrücklich zu beeinflussen. Dies sollte geschehen – egal, was in den Wahlprogrammen steht. Die Integration niederschwelliger Angebote zur Risikofaktorendetektion mit Check-up-Untersuchungen, evtl. auch in Apotheken kann hier ein essentieller Baustein sein.
Die konsequente Umsetzung der Elektronischen Patientenakte – ebenso in einigen Wahlprogrammen erwähnt – ist für eine effizientere Krankenversorgung essentiell. Die DGK wird diese nachdrücklich unterstützen, ebenso eine Digitalstrategie im Schulterschluss mit dem DZHK, welche, wie in allen Wahlprogrammen erwähnt, eine Optimierung der diagnostischen Prozesse ermöglicht. Dies ist in der Tumorbiologie bereits im Einsatz, die Kardiologie wird diesen Weg ebenso gehen.
Nicht zuletzt wird die DGK im Rahmen der Nationalen Herz-Allianz, einem breiten Bündnis aller großen herzmedizinischen Fachgesellschaften und Berufsverbände, des DZHK und der Patientenvertretung in Deutschland, sich weiter für das Ziel einer nationalen Herz-Kreislauf-Strategie einsetzen, um innovative Forschung zu fördern und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – der Todesursache Nr. 1 hierzulande – gezielt und umfassend anzugehen.