Essen. Die zunehmende Zahl von Lieferengpässen bei Arzneimitteln hat in den letzten Monaten zu gravierenden Versorgungsproblemen in Kliniken und Praxen geführt. Vor diesem Hintergrund hat der Deutsche Ärztetag die Bundesregierung aufgefordert, wirksame und nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen, die weit über die bisher geplanten Regelungen, die allein Kinderarzneimittel und Antibiotika betreffen, hinausgehen.
Zum einen hat die Zahl der Lieferengpässe, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) registriert, von 300 im September 2022 auf 400 im Februar 2023 zugenommen. Sie betreffen nicht mehr nur Antibiotika und pädiatrische Arzneimittel, sondern beispielsweise mit Statinen und Antiarrhythmika auch Medikamente, die in der kardiologischen Grundversorgung unverzichtbar sind.
Unter anderem fordert der Deutsche Ärztetag:
- Den Aufbau einer nationalen Arzneimittelreserve für versorgungskritische und versorgungsrelevante Arzneimittel
- Anreize zur Rückführung der Produktion in die EU
- Eine Diversifizierung der Lieferketten
- Ein freiwilliges Dispensierrecht für Ärztinnen und Ärzte im Notfall- und Bereitschaftsdienst, um Patient:innen vergebliche Wege zu mehreren Apotheken zu ersparen
Ferner sollten Ärztinnen und Ärzten, die in der Folge von Lieferengpässen größere und nicht wirtschaftliche Arzneimittelpackungen verschreiben, von Regressen freigestellt werden. Bereits am Wochenanfang hatte die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gefordert, Ärztinnen und Ärzten den zusätzlichen Aufwand durch die Folgen von Lieferengpässen finanziell zu kompensieren.