Initiative gegen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt im Gesundheitswesen

 

Aufgrund zunehmender Vorfälle hat das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium gemeinsam mit zentralen Akteuren des Gesundheitswesens, darunter die Krankenhausgesellschaft, die Ärztekammern und die KVen des Landes, am 17. Februar eine Initiative gegen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt ins Leben gerufen.

Von:

Martin Nölke

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

21.02.2025

 

Bildquelle (Bild oben): MAGS

In einer gemeinsamen Resolution betonen die Initiatoren die enorme gesellschaftliche Bedeutung der Arbeit der Menschen im Gesundheitswesen, unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe, und erklären:


„Wer sich um diejenigen kümmert, die in unserer Gesellschaft gerade Hilfe benötigen, soll sich sicher fühlen können und sicher sein.
Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für diese Sicherheit zu sorgen. Es ist die bürgerliche und menschliche Pflicht eines jeden Einzelnen, sich entschieden Rassismus, Gewalt und Diskriminierung entgegenzustellen, wenn man dies beobachtet. Denn Rassismus, Gewalt und Diskriminierung helfen kein bisschen, die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen schon – jeden Tag, rund um die Uhr.“


Im Rahmen der Initiative soll auch eine Social-Media-Kampagne die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. Mit drei zentralen Botschaften wird ein klares Zeichen der Unterstützung und Wertschätzung aller Mitarbeitenden im Gesundheitswesen gesetzt:


#RassismusHilftKeinBisschen – Wir schon!


#DiskriminierungHilftKeinBisschen – Wir schon!


#GewaltHilftKeinBisschen – Wir schon!


Die Initiative des NRW-Gesundheitsministeriums und zahlreicher Gesundheitsorganisationen ist eine Reaktion auf Gewaltvorfälle und Berichte über Rassismus und Diskriminierung gegenüber Beschäftigten im Gesundheitswesen. „Menschen anzupöbeln, zu beleidigen oder gar zu attackieren, die es sich zur Aufgabe gemacht haben anderen zu helfen, ist besonders perfide und schärfstens zu verurteilen“, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und drückt seine Bestürzung über die Vorfälle aus. „Wir müssen dem gesellschaftlich den Riegel vorschieben, in dem wir klar und deutlich zeigen, dass wir solches Verhalten nicht akzeptieren und tolerieren.“ Er ruft zu einem Schulterschluss der Mitte der Gesellschaft auf.

 

„Null Toleranz gegen Attacken, Übergriffe und gewalttätiges Verhalten gegenüber den Helferinnen und Helfern in der Not!“

Zentrale Forderung aus der gemeinsamen Resolution


Zu den an der Initiative beteiligten Organisationen gehören u. a. die Krankenhausgesellschaft, die Pflege- und Ärztekammern, die Kassenärztliche Vereinigung, die Apothekerkammern und -verbände in NRW sowie der NRW-Landesverband der Ärztlichen Leitung Rettungsdienst, mehrere medizinische Fachgesellschaften und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) .

Hintergrund und Zahlen

  • Etwa jede 6. Pflegekraft in Deutschland besitzt eine ausländische Staatsangehörigkeit (Jahr 2023)
  • In der Krankenpflege beträgt der Anteil von Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit bundesweit rund 15 %, in der Altenpflege 19 %
  • 22.000 von ca. 124.000 Kammerangehörigen Ärztinnen und Ärzten in NRW besitzen eine ausländische Staatsbürgerschaft (inkl. doppelter Staatsangehörigkeiten)
  • Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2024: „Ausländische Pflegekräfte federn den demografisch bedingten Rückgang der deutschen Beschäftigten damit maßgeblich ab. Zugleich tragen sie dazu bei, dass der Arbeitskräftemangel in der Pflege nicht noch größer ausfällt und der Pflegebetrieb so aufrechterhalten wird.“
  • Auch in der gemeinsamen Resolution wird klargestellt, „[…] dass die gesundheitliche und pflegerische Versorgung in Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland ohne den Einsatz von Menschen mit Migrationshintergrund schon heute nicht mehr aufrecht zu erhalten wäre. Ihr Engagement ist entscheidend und sie sind unverzichtbar. Sie sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft und gehören zu uns.“

 

Quellen: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) – Studie 2024, Gesundheitsministerium NRW

  • Rund 40 % Zunahme von erfassten Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die Persönliche Freiheit in Krankenhäusern und Sanatorien zwischen 2019 und 2023 in NRW
  • Insgesamt 1.705 erfasste Fälle in NRW im Jahr 2023
  • 80 % von 7.580 befragten Mitarbeitenden in Praxen gaben an, im Jahr verbale Gewalt erlebt zu haben (Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Herbst 2024)
  • 43 % der Befragten in Praxen gaben an, körperliche Gewalt in den letzten 5 Jahren erlebt zu haben
  • 94 % der Mitarbeitenden in Notaufnahmen berichten von verbaler Gewalt gegen sich, 70 % von körperlichen Angriffen gegen sich (Jahr 2018)   

 

Quellen: Polizeiliche Kriminalstatistik des Landeskriminalamts NRW 2023, KBV-Umfrage 2024, Leitfaden zu „Gewalt und Gewaltprävention im Krankenhaus“ 2024

  • Seit Mai 2024 „Runder Tisch“ mit Gesundheitsministerium und Gesundheitseinrichtungen zum Austausch und zur Erarbeitung von hausinternen Meldewegen und Curricula für Gewaltschutzbeauftragte
  • Krankenhausgesellschaft NRW zusammen mit Präventionsnetzwerk #sicherimDienst des Innenministeriums NRW: Leitfaden mit Sicherheitsempfehlungen für Beschäftigte in Kliniken veröffentlicht
  • Im Juni 2024 Beauftragung einer Studie zu Rassismus, Antisemitismus und Gewalt gegenüber Beschäftigten im Gesundheitswesen in NRW für detailliertere Einblicke und Überblick vorhandener Schutzmaßnahmen; Endergebnisse für Sommer 2026 erwartet
NRW-Initiative gegen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt Start einer gemeinsamen Initiative gegen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt. (Bildquelle: MAGS)

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