Herzinsuffizienz: Wie die Behandlung abläuft und was Sie selbst tun können

Wie eine Herzinsuffizienz behandelt wird, hängt vor allem von ihrem Schweregrad ab. Sie ist in der Regel die Folgeerkrankung von Bluthochdruck oder einer koronaren Herzkrankheit, meist nach einem Herzinfarkt. Damit sich die Herzschwäche nicht verschlimmert, werden die zugrundeliegende Erkrankungen therapiert.

Von Silja Klassen

 

07.06.2023


Bildnachweis (Bild oben): iStock / Rattankun Thongbun

 

In den meisten Fällen ist die Herzinsuffizienz oder Herzschwäche eine langfristige Erkrankung. Die Beschwerden lassen sich selten vollkommen beseitigen. Die Therapie kann jedoch dazu beitragen, die Symptome unter Kontrolle zu halten, möglicherweise über viele Jahre hinweg. Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz können mit einer auf sie ausgerichteten Behandlung und einem gesunden Lebensstil lange Zeit ein aktives Leben ohne weitreichende Einschränkungen führen.

Welche Ziele verfolgt die Therapie bei einer Herzinsuffizienz?

„Zunächst geht es bei der Behandlung insbesondere darum, das Herz zu entlasten“, sagt Prof. Christian Hengstenberg, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der Medizinischen Universität Wien. „Die Ziele der Therapie sind ein insgesamt verbesserter klinischer Zustand, die Vermeidung oder Verkürzung von Krankenhausaufenthalten und schließlich eine geringere Sterblichkeit.“ Die Behandlung umfasst in der Regel sowohl Änderungen der Lebensweise als auch die konstante Einnahme von Medikamenten.

Was sind die wichtigsten Medikamente zur Behandlung der Herzschwäche?

„Um unsere Therapieziele zu erreichen, gibt es verschiedene Medikamente. Dazu gehören für die Entlastung des Herzens ACE-Hemmer, die Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI), dann Betablocker und Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA). Und in neuerer Zeit sind noch die SGLT2-Hemmer dazugekommen“, sagt Prof. Hengstenberg. „Das sind die Hauptmedikamente. Ich persönlich würde für die Behandlung zusätzlich Diuretika, also wassertreibende Mittel dazugeben. Das ist für mich der Standard. Allerdings gibt es da unterschiedliche Meinungen, aber für mich ist es logisch, dass man einen überwässerten Körper auch versucht zu entwässern.“ Das bewirken die einzelnen Medikamente:

ACE-Hemmer

ACE-Hemmer sind Medikamente, die dafür sorgen, dass sich die Blutgefäße weiten. Dadurch wird das Herz entlastet, weil es weniger stark pumpen muss, um das Blut durch den Körper zu bewegen. So wird verhindert, dass sich die Herzschwäche durch anhaltende Überlastung weiter verschlimmert. Außerdem sinkt der Blutdruck. Symptome der Herzinsuffizienz, wie Atemnot oder Leistungsschwäche, werden weniger. Nicht geeignet sind ACE-Hemmer bei Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen des Immunsystems, wenn nur noch eine Niere vorhanden oder funktionstüchtig ist, während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit.

 

Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI)

ARNI kombinieren zwei Wirkstoffe, die den Blutdruck senken. Sie sorgen dafür, dass weniger Krankenhausaufenthalte wegen der Herzinsuffizienz nötig sind und erhöhen die Überlebenschancen. ARNI werden bei Patientinnen und Patienten eingesetzt, deren linke Herzkammer nur noch eingeschränkt funktioniert. Die linke Herzkammer pumpt das sauerstoffreiche Blut in den Körper.

 

Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA)

Die MRA verringern Wassereinlagerungen im Körper, indem sie die Wirkung eines dafür verantwortlichen Hormons stoppen. Das zusätzliche Wasser lässt sonst die Menge des Blutes im Körper steigen, wodurch auch der Blutdruck hoch geht. Wenn MRA eingenommen werden, scheidet der Körper mehr Urin aus. Das Wasser wird weniger, der Blutdruck sinkt und das Herz wird bei seiner Pumparbeit entlastet.

 

Beta-Rezeptoren-Blocker

Bei Menschen mit einer Herzinsuffizienz schüttet der Körper verstärkt Stresshormone aus, um den Herzschlag zu beschleunigen. Beta-Rezeptoren-Blocker, kurz Betablocker, hemmen die Wirkung des Stresshormons Adrenalin und des Botenstoffs Noradrenalin. Die Schlagfolge des Herzens sinkt, der Herzmuskel benötigt weniger Sauerstoff und wird in seiner Pumparbeit entlastet. Patientinnen und Patienten müssen seltener ins Krankenhaus und leben länger.

 

SGLT2-Inhibitoren

SGLT2-Inhibitoren, auch SGLT2-Hemmer genannt, wurden ursprünglich für die Behandlung von Diabetes entwickelt. Die SGLT2-Hemmer sorgen dafür, dass der Körper vermehrt Zucker (Glukose) ausscheidet. Dadurch sinkt der Zuckerspiegel im Blut und auch der Blutdruck fällt leicht. Es hat sich gezeigt, dass sowohl Herzschwäche-Patienten mit als auch ohne Typ-2-Diabetes von den SGLT2-Hemmern profitieren. Das Risiko für Herztod oder schwerwiegende Herzereignisse sinkt, der Herz- und Muskelstoffwechsel wird verbessert.

 

Diuretika

Diuretika, auch als „Wassertabletten“ bezeichnet, regen die Nieren an und sorgen dafür, dass die Patientinnen und Patienten mehr Urin ausscheiden. So tragen Diuretika beispielsweise wesentlich dazu bei, die durch die Herzinsuffizienz verursachte Knöchelschwellung und Atemnot zu lindern.

Prof. Dr. Christian Hengstenberg. Prof. Christian Hengstenberg, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der Medizinischen Universität Wien

Wann kann ein Schrittmacher oder eine Herztransplantation notwendig sein?

„In Ausnahmefällen, im Fall einer ganz fortgeschrittenen Herzinsuffizienz, kann der Einsatz eines speziellen Herzschrittmachers sinnvoll sein“, sagt Prof. Hengstenberg. „Wenn Patienten mit Herzschwäche beispielsweise an einer gestörten Erregungsleitung im Herzen leiden und Signale im Herzen nicht richtig übertragen werden.“ Dabei gibt der Schrittmacher durch elektrische Impulse an das Herz den Takt vor, der den Herzschlag in einen normalen Rhythmus bringt. Bei einer schweren Herzinsuffizienz im Endstadium, wenn das Herz komplett zu versagen droht, kann eine Herztransplantation notwendig werden, also der chirurgische Ersatz des kranken Herzens durch ein gesundes Spenderherz.

Wie sieht die Nachsorge bei Herzinsuffizienz aus?

Wer an einer Herzschwäche leidet, kann mit Änderungen im Lebensstil die Symptome lindern, das Fortschreiten der Erkrankungen verlangsamen und die Lebensqualität erhöhen. Die wichtigsten Punkte:

 

  • Reduzieren Sie den Salzkonsum.
  • Verzichten Sie auf das Rauchen.
  • Streben Sie ein gesundes Normalgewicht an.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig, nach Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt. Die mögliche Aktivität hängt davon ab, wie schwerwiegend Ihre Herzinsuffizienz ist.
  • Schränken Sie Ihren Alkoholkonsum stark ein, am besten beenden Sie ihn ganz.
  • Kontrollieren Sie Faktoren, die eine Herzinsuffizienz verschlimmern könnten, wie zum Beispiel Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen.
  • Sorgen Sie für einen guten Schlaf. Die Behandlung von Schlafstörungen kann die Symptome einer Herzinsuffizienz lindern.
  • Nutzen Sie Entspannungstechniken, wenn Sie sich gestresst fühlen. Besuchen Sie bei Ängsten eine Selbsthilfegruppe.
Diese Seite teilen