Deutscher Herzbericht – Update 2024

Der Deutsche Herzbericht beleuchtet jedes Jahr die aktuelle Versorgungslage im Bereich der Herz-Kreislauf-Medizin. Die im Update 2024 dargestellten Daten beziehen sich auf das Jahr 2022. Bei der Interpretation ist zu beachten, dass eine Vielzahl von Faktoren Einfluss auf die beobachteten Veränderungen nehmen. So müssen etwa Veränderungen in der Diagnosestellung oder auch die Auswirkung der COVID-Pandemie berücksichtigt werden. 

 

Auf dieser Seite finden Sie eine übersichtliche Zusammenfassung der wichtigsten Zahlen zu den häufigsten Herzerkrankungen, Grafiken zum Download und die Pressemitteilung der DGK.

Zahlen, Daten, Fakten - übersichtlich zusammengefasst

Die Gesamt-Bevölkerungsstatistik der Bundesrepublik Deutschland zeigt eine weiter zunehmende Alterung der Gesellschaft. Im Vergleichszeitraum von 2011 bis 2022 nahm der Anteil der über 65-Jährigen von 20,7 % auf 22,1 % zu, während der Anteil der über 80-Jährigen von 5,3 % auf 7,3 % stieg. Da die Hauptgruppe der Herzpatientinnen und -patienten in diesen Altersgruppen verortet werden, ist in Zukunft mit einer Zunahme der Hospitalisierungsrate zu rechnen. 

Bevölkerungsentwicklung

Die Liste der häufigsten Todesursachen im Jahr 2022 führt weiterhin die chronisch ischämische Herzerkrankung (bzw. koronare Herzkrankheit, KHK) an. Diese führt zu Verkalkungen der Herzkranzgefäße und damit zu einer Unterversorgung des Herzens mit Sauerstoff und Nährstoffen. Der akute Herzinfarkt belegt den 4. Platz, die Herzschwäche liegt auf Platz 6. Die Plätze 9 und 10 der Liste belegen die Hypertensive Herzerkrankung (z. B. Bluthochdruck) und Vorhofflimmern.

 

Damit bilden Herz-Kreislauferkrankungen die Hälfte der zehn häufigsten Todesursachen.


Daten & Fakten

  • Zunehmend alternde Gesellschaft: Im Jahr 2022 sind 22,1 % der Bevölkerung 65+ Jahre alt (2011: 20,7 %), 7,3 % sind 80+ Jahre alt (2011: 5,3 %)

  • Die Hälfte der 10 häufigsten Todesursachen sind Herz-Kreislauferkrankungen.
    • Platz 1: Koronare Herzkrankheit (77.773 Todesfälle)
    • Platz 4: Herzinfarkt (46.608)
    • Platz 6: Herzinsuffizienz (35.131)
    • Platz 9: Hypertensive Herzkrankheit (25.267)
    • Platz 10: Vorhofflimmern und -flattern (23.799)
       
  • Morbidität nimmt bei KHK ab, bei allen anderen zu (standardisierte Rate von 2020 bis 2022) = vollstationäre Hospitalisierungsrate. Eine Erklärung für den erfreulichen Trend bei der KHK könnte die Verbesserung der ambulanten Versorgung sein.
    • Ischämische Herzkrankheiten -5,8 %
    • Herzklappenkrankheiten: +7,8 %
    • Herzrhythmusstörungen: +3,6 %
    • Herzinsuffizienz: +1,4 %

Morbidität

Männer erleiden insgesamt deutlich häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frauen. Zum Vergleich wird die altersstandardisierte Hospitalisierungsrate  angegeben, welche die Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner je Geschlecht wiedergibt. Auffällig ist, dass Männer besonders häufig wegen Ischämischen Herzkrankheiten, wie der koronaren Herzkrankheit vollstationär aufgenommen werden. Pro 100.000 Männern sind es 841,5 Patienten. Die häufigste Diagnose bei den Frauen sind hingegen Herzrhythmusstörungen mit 396,7 Patientinnen pro 100.000 Frauen. Relativ ausgeglichen sind die Diagnosen nur bei den angeborenen Fehlbildungen. Hier sind es bei den Jungs 32 und bei den Mädchen 27,3 je 100.000.

 

  • Ischämische Herzkrankheiten:
    • Männer 841,5
    • Frauen 312,9
       
  • Akuter Myokardinfarkt:
    • Männer 293,6
    • Frauen 111,0

  • Herzklappenkrankheiten:
    • Männer 131,4
    • Frauen 79,8
       
  • Herzrhythmusstörungen:
    • Männer 574,7
    • Frauen 396,7

  • Herzinsuffizienz:
    • Männer 531,8
    • Frauen 363,9

Mortalität

Mit Blick auf die Sterblichkeit bei kardiovaskulären Erkrankungen lässt sich ein Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen hingegen nur bei den ischämischen Herzkrankheiten und dem akuten Myokardinfarkt feststellen. Diese Krankheiten verliefen statistisch gesehen bei Männern mehr als doppelt so oft tödlich wie bei den Frauen. Bei anderen Herzkreislauferkrankungen ist die altersstandardisierte Mortalitätsrate relativ ausgeglichen.

 

  • Ischämische Herzkrankheiten:
    • Männer 179,2
    • Frauen 87,5

  • Akuter Myokardinfarkt:
    • Männer 66,7
    • Frauen 31,3
       
  • Herzklappenkrankheiten:
    • Männer 23,4
    • Frauen 20,3
       
  • Herzrhythmusstörungen:
    • Männer 32,5
    • Frauen 28,5
       
  • Herzinsuffizienz:
    • Männer 39,4
    • Frauen 36,0
Geschlechterunterschiede bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die Herzinfarkt-Sterblichkeit ist im Vergleich zu 2011 zwar niedriger mit stärkerem Rückgang bei Frauen; seit 2019 zeigt sich jedoch kein weiterer Rückgang. Aktuell pendelt sich die Sterblichkeit bei 49 pro 100.000 Einwohnern ein, was einem leichten Anstieg von 0,9 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

 

Die Gesamtzahl der Linksherzkatheteruntersuchungen ist seit 2011 deutlich von 89.075 auf 66.997 gesunken, wobei sich auch über die letzten Jahre ein stetiger Rückgang zeigt. Die Zahl der Koronarinterventionen ist im Vergleich zu 2011 ebenfalls von 16.648 auf 14.025 gesunken, seit 2018 zeigt sich hier allerdings eine stabile Situation. Trotz Evidenz für einen Benefit werden nur 10 % der Prozeduren mit intravaskulärer Bildgebung durchgeführt.

Daten & Fakten

  • Herzinfarktsterblichkeit pendelt sich ein
    • Durchschnittlich bei 48-49 Gestorbenen pro 100.000 Einwohner
    • Leichter Anstieg von 2021 zu 2022 um 0,9 %
    • Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen: 66,7 vs. 31,3 Gestorbene pro 100.000 Einwohner
       
  • Deutlich weniger Linksherzkatheteruntersuchungen
    • 2011: 89.075
    • 2022: 66.997

  • Rückgang der Koronarinterventionen
    • 2011: 16.648
    • 2022: 14.025
    • Seit 2018 stabil

  • Nur 10 % der Prozeduren mit intravaskulärer Bildgebung trotz erwiesenem Benefit

Die altersstandardisierte Mortalitätsrate von Herzklappenerkrankungen erreicht mit 21,9 Gestorbenen je 100.000 Einwohner das höchste Niveau seit Beginn der Erfassung. Die Anzahl der TAVI-Eingriffe nimmt weiter zu: Von 2021: 23.122 auf 2020: 23.991 (+3,8 %). Auch beim chirurgischen isolierten Aortenklappenersatz zeigt sich wieder ein Anstieg auf 7.798 Operationen.

 

Die Altersverteilung zwischen TAVI und Operation hat sich in den letzten Jahren nicht verändert. Es wurden 6.353 isolierte Mitralklappenoperationen durchgeführt und 7.434 kathetergestützte Mitralklappeneingriffe vor allem aufgrund einer Mitralklappeninsuffizienz durchgeführt, was einem leicht ansteigenden Trend für beide Prozeduren (< 5 %) entspricht. Die Anzahl kathetergestützter Trikuspidalklappeneingriffe nimmt ebenfalls zu (DGK-Leistungsstatistik 2022: 2.842 Eingriffe).

Daten & Fakten

  • Höchste Sterberate seit Beginn der Erfassung: 21,9 Todesfälle pro 100.000 Einwohner

  • 3,8 % mehr interventionell Aortenklappenimplantationen als im Vorjahr
    • 2021: 23.122
    • 2022: 23.991
       
  • Leichter Anstieg bei chirurgischen und interventionellen Mitralklappeneingriffe (<5 %):
    • Operativ: 6.353
    • Kathethergestützt: 7.434
       
  • Deutlich mehr Kathetereingriffe zur Behandlung von Trikuspidalklappeninsuffizienz
    • 2019: 756
    • 2020: 1.218
    • 2021: 2.300
    • 2022: 2.842

Vorhofflimmern (VHF, engl. Atrial Fibrillation – AF) ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung in Deutschland. In Europa liegt die Prävalenz dieser Rhythmusstörung mittlerweile bei über 7 % der Bevölkerung. Innerhalb der nächsten 50 Jahre wird mit einer Verdoppelung der Prävalenz gerechnet. Die Anzahl der Katheter-Ablationen steigt stetig an, wobei im Jahr 2022 107.886 Eingriffe durchgeführt wurden. Mehr als die Hälfte der Kliniken führen dabei mehr als 200 Prozeduren durch.

 

Zudem wurden 2022 in Deutschland 134.275 Herzschrittmacher- und ICD-Operationen durchgeführt. Die Implantationen weisen ein anhaltend qualitativ hohes Niveau auf: Komplikationen gab es nur bei 2,15 % der Schrittmacherneuimplantationen und bei 1,67 % der ICD-Neuimplantationen. Bezüglich der Indikationen ist vor allem der anhaltende Trend zu einer weiteren Abnahme primärprophylaktischer ICD-Implantation auf zuletzt 60,4 % festzuhalten.

 

Altersstandardisierte Hospitalisierungsrate (Krankenhausaufenthalte pro 100.000 Einwohnern) bei Herzrhythmusstörungen nach Altersgruppen in 2022:

 

  • <15 Jahre:       21 (0,02 %)
  • 15-44 Jahre:    45 (0,05 %)
  • 45-64 Jahre:    442 (0,44 %)
  • 65-74 Jahre:    1.349 (1,35 %)
  • 75-84 Jahre:    2.207 (2,21 %)
  • >= 85 Jahre:    1.983 (1,98 %)
  • Gesamt:          486 (0,49 %)

 

Lesehinweis: 2.207 von 100.000 Personen in der Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen (2,21 % der gesamten Altersgruppe) wurden 2022 mit Herzrhythmusstörungen vollstationär im Krankenhaus aufgenommen.

Die altersstandardisierte Morbiditätsrate ist bei der Herzinsuffizienz nach wie vor hoch. 2022 lag der Wert bei 448 pro 100.000 Einwohnern. Gegenüber den Vorjahren ist keine nennenswerte Veränderung zu verzeichnen. 2011 lag der Wert bei 469 pro 100.000 Einwohnern. Eine vorläufige Höchstmarke wurde im Jahre 2019 erzielt (510 pro 100.000 Einwohnern).

 

Für die Herzinsuffizienz zeigt sich entgegen dem Trend der letzten Jahre wieder ein geringer Anstieg der Mortalitätsrate auf 37,7 pro 100.000 Einwohner. Dies dürfte mit der COVID-Pandemie zusammenhängen, während der es zu weniger Behandlungen kam. Dennoch ist der Wert weiterhin eine deutliche Reduktion im Vergleich zum Jahr 2011 (60,7 pro 100.000 Einwohner). Unverändert haben Patientinnen und Patienten über 85 Jahre die höchste Hospitalisierungsrate. 62,9 % der vollstationären Einweisungen wurden in dieser Altersgruppe verzeichnet. In der Altersgruppe der 75-85-Jährigen waren der rund 23,3 %. Bei weiterhin eklatantem Spendermangel ist die Zahl der Herztransplantationen auf 358 gestiegen; 46 Spenderorgane kamen dabei aus Ländern, in denen die in Deutschland umstrittene Widerspruchslösung gilt.

Daten & Fakten

  • Vollstationäre Hospitalisierungsrate:
    • 2011: 469 pro 100.000 Einwohner
    • 2021: 445 pro 100.000 Einwohner
    • 2022: 448 pro 100.000 Einwohner
       
  • Altersstandardisierte Mortalitätsrate:
    • 2011: 60,7 pro 100.000 Einwohner
    • 2021: 35,8 pro 100.000 Einwohner
    • 2022: 37,7 pro 100.000 Einwohner
       
  • Altersstandardisierte Hospitalisierungsrate  (Anzahl pro 100.000) bei Herzinsuffizienz nach Altersgruppen in 2022:
    • <15 Jahre:       2 (0,00 %)
    • 15-44 Jahre:    14 (0,01 %)
    • 45-64 Jahre:    157 (0,16 %)
    • 65-74 Jahre:    796 (0,80 %)
    • 75-84 Jahre:    2.391 (2,39 %)
    • >= 85 Jahre:    6.468 (6,47 %)
    • Gesamt: 448 (0,45 %)

     

    Lesehinweis: 2.391 von 100.000 Personen in der Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen (2,39 % der gesamten Altersgruppe) wurden 2022 mit Herzinsuffizienz vollstationär im Krankenhaus aufgenommen.

Downloadmaterial

Laden Sie hier die Grafiken von dieser Seite in druckfähiger Qualität und für die Verwendung im Web herunter.

Bitte nutzen Sie bei Verwendung folgenden Quellenhinweis: DGK / Herzmedizin.de

Pressemitteilung

Die Deutsche Herzstiftung veröffentlicht gemeinsam mit der DGK und weiteren Fachgesellschaften den aktuellen Herzbericht. In dem über 180 Seiten starken Dokument werden zentrale Daten rund um Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland dargestellt. Die DGK fasst die aus ihrer Sicht wichtigsten Erkenntnisse für die Kardiologie in einer Pressemeldung zusammen.

Diese Seite teilen