Selbstmedikation zur Behandlung Statin-assoziierter Muskelschmerzen und zur Senkung des LDL-Cholesterins bei Patient:innen mit Statinintoleranz

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Dr. med. Julius Katzmann, Dr. med. Paulina Stürzebecher und Prof. Dr. med. Ulrich Laufs, Leipzig

Hintergrund

Statinintoleranz ist häufig mit stark reduzierter Lebensqualität und einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert. Es ist unbekannt, wie viele Patient:innen Nahrungsergänzungsmittel und rezeptfreie Medikamente einnehmen, um Statin-assoziierte Muskelschmerzen (SAMS) zu behandeln und/oder das LDL-Cholesterin (LDL-C) zu senken und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.

 

Methoden

Das Statin-Intoleranz-Register ist eine prospektive, multizentrische Observationsstudie an 19 teilnehmenden Zentren in Deutschland. Die Rekrutierung erfolgte zwischen 2021 und 2023. Potenzielle Einflussfaktoren wurden mittels logistischer Regression untersucht.

 

Ergebnisse

Es wurden 1.111 Patient:innen mit einem mittleren Alter von 66,1 Jahren eingeschlossen, 57,7 % waren Frauen. Der Großteil der Patient:innen hatte bereits eine atherosklerotische Gefäßerkrankung (88,0 %). In der gesamten Kohorte nahmen 67,2 % eine Selbstmedikation zur Behandlung von SAMS oder zur Senkung des LDL-Cholesterins ein (Abb. A). Die häufigste Selbstmedikation zur Behandlung von SAMS waren Schmerzmedikamente (31,1 % aller Patient:innen), Elektrolyte (25,9 %) und Vitamin D (23,0 %; Abb. B). Die am häufigsten eingenommenen Mittel zur Senkung des LDL-Cholesterins waren Omega-3-Fettsäuren (28,8 %) und Ingwer oder Knoblauch (17,6 %; Abb. C).

Die Einnahme einer Selbstmedikation war mit depressiven Symptomen (PHQ9-Fragebogen) und Kenntnis negativer Informationen über Statine assoziiert, jedoch nicht mit niedrigeren LDL-Cholesterin-Werten. Über die Hälfte der Patient:innen (54,7 %) gab an, im Vorfeld negative Informationen über Statine erhalten zu haben, hauptsächlich aus dem persönlichen Umfeld (v. a. Freunde und Familie), aus Medien oder aus beidem (Abb. D). Diese Patient:innen nahmen häufiger eine Selbstmedikation ein, hatten aber vergleichbare LDL-Cholesterin-Werte.

 

Schlussfolgerung/Fazit

Die Mehrheit der Patient:innen mit Statinintoleranz gab an, Selbstmedikation zur Behandlung von SAMS und zur Senkung des LDL-Cholesterins einzunehmen. Diese Einnahme war nicht mit niedrigeren LDL-Cholesterin-Werten assoziiert. Diese Ergebnisse unterstreichen die große klinische Relevanz des Themas aus Perspektive der Patient:innen und die Bedeutung einer proaktiven Kommunikation und Aufklärung über den fehlenden Nutzen und möglichen Schaden der Nahrungsergänzungsmittel und von Selbstmedikation.

 

Abbildung 1: A: Häufigkeit von Selbstmedikation zur Behandlung von Statin-assoziierten Muskelschmerzen (SAMS) und zur Senkung des LDL-Cholesterins (LDL-C) insgesamt, Details in B und C. Anteil von Patient:innen mit Kenntnis negativer Statin-bezogener Informationen (D).

 

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