Reduzieren SGLT2-Inhibitoren auch Vorhofflimmern? 

 

AHA Congress 2025 | DARE-AF: In der randomisierten Studie wurde untersucht, ob Dapagliflozin bei Personen mit Vorhofflimmern (AF) (ohne Diabetes oder Herzinsuffizienz) über 3 Monate nach Pulmonalvenen-Isolation das Auftreten von AF-Rezidiven senkt. Dr. Zixu Zhao (Peking, China) stellte die zeitgleich publizierten Daten vor.1,2

 

Prof. Lars Eckardt (Universitätsklinikum Münster) kommentiert.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

Expertenkommentar:

Prof. Lars Eckardt

Rubrikleiter Rhythmologie

 

12.11.2025

 

Bildquelle (Bild oben): f11photo / Shutterstock.com

Hintergrund und Studiendesign

 

Aus Beobachtungsstudien ist bekannt, dass Natrium-Glukose-Cotransporter-2-Inhibitoren (SGLT2i) das Rezidivrisiko für Vorhofflimmern (AF) nach Pulmonalvenen-Isolation (PVI) bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes oder Herzinsuffizienz senken können. Die Wirkung von SGLT2i auf AF-Rezidive bei Patientinnen und Patienten ohne etablierte Indikationen ist jedoch unbekannt.

 

Das Ziel der offenen, randomisierten Studie DARE-AF war es, die Wirkung von Dapagliflozin auf AF-Rezidive nach PVI bei Patientinnen und Patienten ohne Diabetes oder Herzinsuffizienz zu untersuchen. Die Teilnehmenden erhielten nach der Ablation 1:1 randomisiert entweder 3 Monate lang Dapagliflozin (1x täglich 10 mg) oder eine Standardbehandlung (SOC). Der primäre Endpunkt war die AF-Last über 3 Monate nach Ablation (gemessen anhand von EKG-Pflastern). Zu den sekundären Endpunkten gehörten die Lebensqualität und die Verbesserung des Vorhof-Remodellings

Ergebnisse

 

Insgesamt wurden 198 Patientinnen und Patienten in die Primäranalyse einbezogen (Durchschnittsalter 58,5 Jahre; 19,5 % Frauen; 29,0 % mit persistierendem AF ≥1 Jahr). Die AF-Last war 3 Monate nach der Ablation vergleichbar zwischen der Dapagliflozin- und der Kontroll-Gruppe (7,5±23,6 % vs. 8,1±25,5 %; p=0,48). Bei 29 Personen (29,6 %) in der Dapagliflozin-Gruppe und bei 28 Personen (28,0 %) in der Kontrollgruppe trat erneut AF auf (HR 1,11; 95%KI [0,66; 1,86]; p=0,70). Auch für die Lebensqualität und den Durchmesser des linken Vorhofs waren keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen nachweisbar.

Fazit

 

Die 3-monatige Behandlung mit Dapagliflozin nach der PVI führte bei Personen ohne Diabetes oder Herzinsuffizienz nicht zur Senkung von AF-Rezidiven.

Expertenkommentar

 

Grundlage des Langzeitmanagements von Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen ist u. a. die Therapie der Grunderkrankung und ggfs. eine begleitende Herzinsuffizientherapie. Hierzu wurden die aktuellen ESC-Leitlinien zum Management von AF3 und Kammertachykardien4,5 mit denen der Herzinsuffizienz6 abgeglichen, so dass SGLT2i die bisherige Standardtherapie bestehend aus Betablockern, Mineralokortikoid-Rezeptor­antagonisten und Angiotensin-Rezeptor/Neprilysin-Inhibitor („Fantastic Four“) ergänzen. Die moderne medikamentöse Herzinsuffizienz-Therapie hat in den vergangenen 20 Jahren wesentlich zur Abnahme von Arrhythmien bei Herzinsuffi­zienz und Kardiomyopathien beigetragen. Insbesondere SGLT2i scheinen hier einen besonderen Stellenwert zu besitzen. In einer kleinen, aber randomisierten Studie reduzierte Empagliflozin ventrikuläre Tachykardien.7 Es zeigte sich auch ein Trend zu weniger ICD-Therapien. Hypothesen generierend erwies sich dabei die Beobachtung, dass nur Patientinnen und Patienten, die bereits eine medikamentöse antiarrhythmische Therapie erhielten, hinsichtlich ihrer Rhythmusstörung von Empagliflozin profitierten.

 

Für AF sind die Daten zu SGLT2i bislang nicht einheitlich. So zeigen experimentelle Daten unterschiedliche Effekte von Dapagliflozin und Empagliflozin.8 Während Dapagliflozin zur Reduktion von AF führte, zeigte Empagliflozin an isolierten Herzen diesen Effekt nicht. In den aktuellen ESC-AF-Leitlinien wird die prognostische Bedeutung von SGLT2i im Rahmen der Behandlung von Herzinsuffizienz als Begleiterkrankung von AF herausgestellt. Im Zusammenhang mit einer primären antiarrhythmischen Wirkung konnte bei fehlenden klinischen Daten keine Empfehlung ausgesprochen werden. Dies wird auch die methodisch gut gemachte der DARE-AF Studie nicht ändern. Die Studienergebnisse zeigen, dass eine direkte antiarrhythmische Wirkung von Dapagliflozin auf AF-Rezidive zumindest nach einer PVI nicht gegeben ist. Zukünftige Studien müssen das Potenzial von SGLT2i auf Vorhof-Kammerarrhythmien sicherlich noch weiter beleuchten.

Key Facts der Studie

Untersuchung der Effekte von Dapagliflozin auf AF-Rezidive nach PVI bei Patientinnen und Patienten ohne Diabetes oder Herzinsuffizienz 

Es war kein Nutzen der Dapagliflozin-Therapie über 3 Monate nach PVI nachweisbar – weder für den primären Endpunkt (AF-Rezidive) noch für die sekundären Endpunkte (Lebensqualität und Vorhof-Remodelling).

Die Studie zeigte, dass Dapagliflozin keine direkte antiarrhythmische Wirkung auf AF-Rezidive hat. Das Potenzial von SGLT2i auf Vorhof-Kammerarrhythmien müssen weitere Studien in Zukunft beleuchten.


Referenzen

 

  1. Zhao Z. Dapagliflozin to Reduce Atrial Fibrillation Burden After Catheter Ablation for Atrial Fibrillation in Patients Without Diabetes or Heart Failure: The DARE-AF Randomized Clinical Trial. LBS.04 Cardiometabolic and Lifestyle Interventions for AF, 09.11.2025, New Orleans, AHA 2025
  2. Jiang C et al. Dapagliflozin to Reduce Early Recurrence After Catheter Ablation for Atrial Fibrillation: The DARE-AF Randomized Clinical Trial. Circulation. 2025 Nov 9. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.125.077447. Epub ahead of print. PMID: 41206792.
  3. Van Gelder IC et al. 2024 ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation developed in collaboration with the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS). Eur Heart J 2024; 45:3314-3414
  4. Zeppenfeld K, Tfelt-Hansen J, Riva M de, et al. 2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. Eur Heart J 2022; 43:3997-4126
  5. Könemann H et al. Spotlight on the 2022 ESC guidelines management of ventricular arrhythmias and prevention of sudden cardiac death. Europace 2023; 25(5):euad091
  6. McDonagh TA et al. 2021 ESC Guide lines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J 2021; 42:3599–3726
  7. Abedi F et al. The effects of empagliflozin on ventricular arrhythmias in heart failure patients with an ICD: a double-blind randomized cotrolled study. Naunyn-Schmiedeberg's Archives of Pharmacology 2024; 397:10191–10201
  8. Wolfes J et al. Divergent electrophysiologic action of dapagliflozin and empagliflozin on ventricular and atrial tachyarrhythmias in isolated rabbit hearts. Front Cardiovasc Med 2024 Feb 22:11:1369250 doi: 10.3389/fcvm.2024.1369250..

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Zur Person

Prof. Lars Eckardt

Prof. Lars Eckardt ist als Direktor der Klinik für Kardiologie: Rhythmologie am Universitätsklinikum Münster tätig. Innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ist er Vorstandsmitglied mit dem Vorsitz der Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin. 

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