Edoxaban vs. VKA nach biologischem Klappenersatz

 

AHA-Kongress 2024 | ENBALV: In der multizentrischen randomisierten Studie wurde untersucht, ob sich Edoxaban als Alternative zu Vitamin-K-Antagonisten nach biologischem chirurgischen Klappenersatz eignet. ENBALV wurde in der Late Breaking Session 4 auf dem AHA-Kongress von 2024 von Chisato Izumi präsentiert.

Von:

Prof. Rolf Wachter

Universitätsklinikum Leipzig

 

15.01.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Rudy Balasko / Shutterstock.com

Hintergrund und Methodik

 

Die Standardtherapie nach einem biologischen Klappenersatz ist die Gabe eines Vitamin-K-Antagonisten (VKA). Ob direkte orale Antikoagulanzien bei diesem Patientenkollektiv ebenfalls sicher eingesetzt werden können, ist bisher unklar. Die prospektive offene multizentrische ENBALV-Studie untersuchte, ob Edoxaban (60/30 mg) im Vergleich zu Warfarin nach einem biologischen Klappenersatz effektiv und sicher ist, und ob Edoxaban eine potenzielle alternative Antikoagulationstherapie darstellt. 410 Patientinnen und Patienten wurden 1:1 randomisiert.

Ergebnisse

 

Die Patientinnen und Patienten waren im Schnitt 73 Jahre alt und zu 43 % weiblich. 87 % der Patientinnen und Patienten bekamen einen biologischen Aortenklappenersatz. In der Edoxaban-Gruppe erhielten 2/3 der Personen 30 mg Edoxaban und 1/3 60 mg Edoxaban. Die mittlere Zeit im therapeutischen Ziel in der Warfarin-Gruppe betrug 19 %. Der primäre Endpunkt (zusammengesetzt aus Schlaganfall und systemischer Embolie) trat nach 12 Wochen bei 4 Personen auf (3 Fälle im Warfarin- und 1 Fall im Edoxaban-Arm). Der Sicherheitsendpunkt "Schwere Blutungen" trat nach 12 Wochen bei 10 Personen auf (8 Fälle im Edoxaban- und 2 im Warfarin-Arm). Es trat insgesamt eine intrakranielle Blutung auf (im Warfarin-Arm), dies war auch die einzige tödliche Blutung in der Studie.

Limitationen

 

Die Studie war unterpowert sowohl für die Effektivitäts- wie auch für die Sicherheitsanalyse. Die Einstellung der Warfarin-Therapie mit einer Zeit im therapeutischen Ziel (TTR) von 19 % war schlecht, reflektiert nach Meinung der Autorinnen und Autoren aber die aktuelle klinische Situation. Patientinnen und Patienten mit interventionellem Klappenersatz (TAVI) wurden nicht eingeschlossen.

Fazit

 

Die ENBALV-Studie ist die erste größere Studie zum Vergleich eines direkten oralen Antikoagulans mit einem Vitamin-K-Antagonisten früh nach einem biologischen Klappenersatz und zeigt, dass Edoxaban ein potentiell alternatives Antikoagulans ist.

Expertenkommentar

 

Die Autorinnen und Autoren sind hier vielleicht ein bisschen zu optimistisch. Die Ereignisraten sind niedrig, trotz einer vierfach erhöhten Rate von schweren Blutungen im Edoxaban-Arm ist der Unterschied nicht signifikant. Diese Befunde erlauben deshalb keine definitiven Aussagen zum Vergleich Warfarin vs. Edoxaban. Positiv stimmt die niedrige Rate von Schlaganfällen/systemischen Embolien (in beiden Studienarmen). Wenn trotz einer TTR von nur 19 % nur bei 1,5 % der Patientinnen und Patienten unter Warfarin Schlaganfälle auftreten, stellt sich die Frage, ob entweder kürzere Zeiten der Antikoagulation (z. B. 4 Wochen) oder sogar ein Verzicht darauf in zukünftigen Studien untersucht werden sollten.

Zum Autor

Prof. Rolf Wachter

Prof. Rolf Wachter ist stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Seine klinische Tätigkeit umfasst die gesamte Kardiologie mit Schwerpunkten in der interventionellen Kardiologie und der Herzinsuffizienz. Zusätzlich nimmt er diverse Funktionen in wissenschaftlichen Fachgesellschaften wahr. (Bildquelle: Universitätsklinikum Leipzig)

Referenz

 

Chisato Izumi, Masashi Amano, Satsuki Fukushima, et al., on behalf of the ENBALV Trial investigators. Efficacy and safety of EdoxabaN in anticoagulant therapy after surgical Bioprosthetic vALVe replacement. Late breaking Clinical Trials AHA Scientific Sessions, 17-Nov-2024

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